Sonntag, 16. November 2025

Sonntagsmatinee

 

 

Ich und der Flusz -  Olga Lizukova, Leonid Prilepin 
Lyrik von Loik Scherali aus Azerbaidshan  


 

 Wir sind zwei Wege, mein Fluss, mein Fluss.
Uns verbindet ein Schicksal – ich und der Fluss, ich und der Fluss.


Wie zwei Bergquellen, die sich einen Weg durchs Eis bahnen,
herrschen wir über die ewige Vergänglichkeit – ich und der Fluss, ich und der Fluss.

Ich beziehe Linien aus dem Fluss, er trägt meine Gedichte.
Und wir rauschen immer im Frühling – ich und der Fluss, ich und der Fluss.

Ich bin trunken von ihm, ohne Wein, und er ist trunken von mir.
Wie zwei Liebende unter dem Mond – ich und der Fluss, ich und der Fluss.


Sie liest mir Gedichte vor, wenn wir allein sind.
Zwei Herzen in einem – ich und der Fluss, ich und der Fluss.

Die kostbare Ferne ruft uns, wir entfliehen gemeinsam den Sorgen.
Und manchmal sind wir unsensibel – ich und der Fluss, ich und der Fluss.


Doch das Herz wird immer wieder von einer längst vergangenen Liebe verwundet.
Wir leben in einem verrückten Traum – ich und der Fluss, ich und der Fluss.

Und in einer ewigen Suche nach uns selbst, triumphierend und schmerzvoll zugleich,
gehen wir den geraden Weg – ich und der Fluss, ich und der Fluss.

Und Hindernisse sind kein Hindernis für uns, nichts kann uns aufhalten.
Wir gehen weiter auf dem guten Weg – ich und der Fluss, ich und der Fluss.

Schmerz und Angst überwindend, lebe ich mit einem Lied auf den Lippen,
das mein Fluss, mein Fluss, mir über das Wasser sang.


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