Mittwoch, 5. November 2025

Wie Merula zu ihrem Namen kam

 


Wie heißen die Katzen?

Wie heißen die Katzen? gehört zu den kniffligsten Fragen
Und nicht in die Rätselecke für jumperstrickende Damen.
Ich darf Ihnen, ganz im Vertrauen, sagen:
Eine jede Katze hat drei verschiedene Namen.


Zunächst den Namen für Hausgebrauch und Familie,
Wie Paul oder Moritz (in ungefähr diesem Rahmen),
Oder Max oder Peter oder auch Petersilie
Kurz, lauter vernünft’ge, alltägliche Namen.


Oder, hübscher noch, Murr oder Fangemaus
Oder auch, nach den Mustern aus klassischen Dramen:
Iphigenie, Orest oder Menelaus
Also immer noch ziemlich vernünft’ge, alltägliche Namen.


Doch nun zu dem nächsten Namen, dem zweiten:
Den muss man besonders und anders entwickeln.
Sonst könnten die Katzen nicht königlich schreiten,
Noch gar mit erhobenem Schwanz perpendikeln.


Zu solchen Namen zählt beispielsweise
Schnurroaster, Tatzitus, Katzastrophal,
Kralline, Nick Kater und Kratzeleise
Und jeden der Namen gibt’s nur einmal.


Doch schließlich hat jede noch einen dritten!
Ihn kennt nur die Katze und gibt ihn nicht preis.
Da nützt kein Scharfsinn, da hilft kein Bitten.
Sie bleibt die einzige, die ihn weiß.


Sooft sie versunken, versonnen und
Verträumt vor sich hinstarrt, ihr Herren und Damen,
Hat’s immer und immer den gleichen Grund:
Dann denkt sie und denkt sie an diesen Namen


Den unaussprechlichen, unausgesprochenen,
Den ausgesprochenen unaussprechlichen,
Geheimnisvoll dritten Namen.

- T.S. Eliot - übersetzt von Erich Kästner 
 
*
 
Manchmal frage ich mich, wie Katzen zu ihren Namen gekommen sind.
Frau Pieselschön zum Beispiel. 
Andere werden sich vielleicht auch fragen, wieso mein Katzentier Merula heiszt.
Und Merula ist eigentlich ein ER.
War bereits kastriert, als das ziemlich elende, hungrige schwarze Wesen im 
bitterkalten Winter 2011/12 hier ankam.
Misztrauisch und scheu (bis heute geblieben), liesz es sich nicht aus der Nähe
betrachten oder gar berühren...nahm Futter aber gerne an.
Ich stellte ihm eine Schutzhütte mit warmer Decke vors Haus, denn
reinkommen mochte es nicht bzw. einige Wochen später zeigte sich seine
 Allergie gegen geschlossene Türen (auch bis heute vorhanden) und ich konnte
die Haustür bei strengem Frost ja nicht stundenlang offen lassen.
Erst viel später, über Sommer, wenn ich im Garten war...hat es dann ganz für 
sich allein das Haus besichtigt und für gut befunden, darin zu residieren. 
Soweit die Vorgeschichte.
 
 
 https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnpI4Ewf5GaeamXErN-0xvbtDZ4WBqoouKXjdLyDywSDhsdoaMX06KTjFmK8euXDxeHb6Ykf7TtbhMxDp3mzQSoNQmlRXTn-oCblBnAezhCviNhnVRj2v6SbM7vXxlQHhokyZpWpU3yj3g/s640/goin1.JPG
 
 
Ich erinnere mich noch gut an den Wintertag, als Schatz und ich
in den Schnee hinausgingen, in einigem Abstand sahen wir das Katzentier. 
Und dann hörte ich einen Laut wie das Zwitschern einer Amsel.
Es kam aber von ihm.
Und da Amsel auf lateinisch turdus merula heiszt, bekam es
also von mir den Namen Merula.
Dasz es ein Kater ist, konnte ich auf den Sicherheitsabstand nicht erkennen.
 
Er war eine echte "Amselkatze", immer eher Zwitschern als mauzen.
In Auseinandersetzungen mit anderen wirkte die Stimme oft kläglich. 
Erst jetzt, in den letzten Jahren, hat sich eine typische Katerstimme
entwickelt und ich hören ihn öfter auf dem Hof vor sich hinbrabbeln
und Selbstgespräche halten. Ganz wie ein Alter eben. 
In der Kommunikation mit mir zeigt er eine enorme Lautvielfalt.
Aber die hört sonst niemand, 
denn er hat sich ausschlieszlich an mich angeschlossen. 
 
 
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgVXoD6FeqkWI1SWBMhsnq27YvnZx0KhkDqPVpdpdbwedOMtwhnb55N3oKc8qyqjntbJOD0mxDVn4N0xO6ytUTc2I2axP6RZN66iEPg0MnBNd1BJLZukbukbeKVixPzMmc6jlCQTTsdg9g/s640/c2.JPG 
 
 
Geschrieben für Christianes Maunztag *43.
Tarotkarten gibt es nächstes mal wieder -ich  musz erst Fotos machen. 
  
 

13 Kommentare:

  1. Das ist eine interessante Geschichte. Ein Amseltier also, die Farbe passt ja auch (weiße Abzeichen werden geflissentlich dabei übersehen) und Gesangsbegabung ist auch vorhanden. Es ist ein sehr klangvoller Name. Einer mit Bedeutung und Geschichte. Eine gute Geschichte, schließlich hat hier ein heimatloses Wesen Unterkunft und Anschluss an ein menschliches Wesen gefunden. Danke dafür.
    LG Christiane
    Nachtrag: Frau Pieselschön hat eine Reihe von Namen durchlaufen. Wir fanden sie im Garten an einem Tag an dem Schnee lag. Da sagte ich noch Fr. Smilla zu ihr. Das hat sich abgeschliffen zu Silla was irgendwie unbefriedigend klingt und zu diesem agilen Wesen mit dem brummigen Gesichtsausdruck nicht passte. Aus unerfindlichen Gründen hieß sie dann Möppi (Name Nr. 1). Ihre Probleme mit dem Katzenklo, welches sie zwar als solches erkannte aber leider die Benutzung nicht so recht beherrschte (Katze steigt ins Klo und pinkelt gezielt über den Rand) brachte ihr dann den Namen Frau Pieselschön (Name Nr. 2) ein. Wir haben dann extra für sie ein Katzenklo in eine große flache Schale gestellt und eine Inkontinenzunterlage reingelegt. Wenn sie mal wieder drüber gemacht hatte, konnte man die Unterlage einfach auswechseln.

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    1. Na das ist ja auch eine Art Kunst ;)
      Katzenklo ist hier im Stall vergraben, denn das ist unter der Würde. Da konnte er noch so krank sein, aber dazu schleppte er sich bisher immer raus. - Ich werds aber trotzdem lieber aufheben.
      LG Mascha

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  2. Oh, was für ein herrliches Gedicht, und dann die Erklärun zu Merula. Wie schön, dass Du heute dafür Zeit gefunden hast - während Flo und ich noch den kühlen Sonnenschein im Bett genießen :-)
    Liebe Morgengrüße von Silke, die Euch endlich mal wieder entspanntere Tage wünscht!

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    1. Der Tag wird nachher noch dokomentiert, heut ist der Fünfte - WMDEDGT.
      Liebe Grüsze von uns beiden

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  3. Man weiß ja nicht, was Merula bis zu dem Zeitpunkt, als sie zu dir kam, durchgemacht hat.
    Es gibt soviele Tiere, die auch, wenn sie in ein gutes Zuhause kommen, scheu und zurückhaltend bleiben.
    Ich dachte immer Merula wäre eine SIE, aber das macht ja nix.
    Ich gehe manchmal ins Tierheim und ich schaue nach den Katzen, oft bringe ich auch alte Handtücher vorbei, denn die werden gebraucht.
    Ich hätte so gerne eine Katze, aber für mich hat es keinen Zweck, zuviel unterwegs und eine Katze ist keine Katze, man sollte schon zwei Katzen haben.
    Zudem habe ich keinen Garten und die meisten Katzen sind Freigänger. Ich mag auch meinen Balkon nicht katzensicher machen. Das sind alles Dinge, die ich mir schon überlegt habe, deshalb gehe ich lieber manchmal im Tierheim in Ludwigsburg vorbei und schaue nach den Katzen und auch den Hunden.
    Liebe Grüße und gibt dem Merula ein Küsschen auf den Bauch.
    Am 28.11. ist im Tierheim wieder ein kleines Festle.
    https://tierheim-lb.de/home

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    1. Er hat mich Sicherheit einiges hinter sich - ein Röntgenbild ergab zusammengewachsene Wirbel, die mal gebrochen waren und ein Hinterbein auch.
      Ein Nierenschaden in jungen Jahren deutet auf Vergiftung hin... Ich hab mir oft gewünscht, er könne reden bzw. ich die Katzensprache verstehn.
      LG Mascha

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    2. Ja, wir hatten auch einen Nachbarn, der hatte meinen Kater Schnirri vergiftet.
      Der Nachbar ist inzwischen verstorben, aber ich hoffe, er bekommt seine Strafe.
      Ich bin mir aber sicher, dass es Menschen gibt, die Katzen vergiften, nur weil sie eben in den Garten kommen.
      Du kannst einer Katze das nicht verbieten, das sind Katzen und die kann man nicht, wie Hunde dressieren.
      Es sind eigenständige Wesen und das ist auch gut so.
      Lieben Gruße Eva

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    3. Es gibt schon fiese Leute. Zum Glück sind meine Nachbarn nicht so, der von unterhalb hat sogar extra einen Katzendurchgang in das neue Zaunfeld gesägt, damit er weiter bequem da durchschlüpfen kann.
      Aber wer weisz, was ihm vorher alles passiert ist und vielleicht hat er einfach nur Hunger gehabt und das Falsche gefressen -
      Gute Nacht für heute :)

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  4. Grr, das war ich, ich weiß nicht, warum das mit dem anonym immer so ist.
    LG EVA

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  5. Das ist einen wirklich schöne Geschichte1

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  6. ein schwarzes Katzentier mit weißen Stiefeletten, zu ihm passt ja kein Name mit " chen" das wäre unter seiner Würde. Er erinnert mich bei deiner Beschreibung sehr an mein Paul..chen, wie ich den * namenlosen* Schwarzen nannte der auf ähnliche Weise bei mir auftauchte und lange scheu blieb.
    schön wenn sie anfangen zu "reden", dann sind sie besser wieder-zu-finden - wenn sie sich irgendwohin verkriechen um aus dem Gebüsch heraus eine Lage zu beobachten. Echt schmunzeln musste ich, als du von seinen brabbelnden Selbstgesprächen auf-dem-Hof- erzähltest. Solch kleine liebenswerte "Eigenarten sind meist erst zu erkennen wenn man sie gut kennt ...manche entwickeln sich ja geradezu als kleine Plappermäuler...
    *"Amselzwitscherer"* wäre als Name auch zu lang für ihn gewesen denn kaum angefangen wäre er wahrscheinlich längst vor Schreck weg. Marula passt gut zu ihm.
    Celichen wird sich über deine Geschichte freuen...sie liebt solche Geschichten...
    lieben Gruß Angel

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