Donnerstag, 31. August 2023

Maritim mit Anemonen

 


 An diesem sehr kühlen - aber noch freundlichen - Morgen des letzten Augusttages
konnte ich zum letzten mal unser Schwimmbad besuchen,
Dort bin ich seit Öffnung am 3.Juni 78 mal gewesen und 78650m  geschwommen.
Ab morgen bleibt es geschlossen und nun regnet es schon wieder.
 

 Ich kann meine Sehnsucht nach Wasser und Meer
jetzt nur noch in maritimer Deko ausleben... 
Die Glasvase benutze ich ja häufig, nun hab ich ihr einfach 
zwei Fischchen um den Hals gehängt.
 

Echte versteinerte Seeigel - gefunden von meinen Groszeltern 
und über Generationen aufbewahrt...
und einige Betonelemente schmücken den Tisch.
Das Haus hatte eine Kordel zum Aufhängen, die hab ich durch eine Kerze ersetzt.
 

Ein paar Anemonen schnitt ich im Garten.
Früher war der gesamte Vorgarten voll davon...
Aber volle Sonne und Trockenheit der letzten Sommer lieszen sie fast verschwinden,
nur in einer Schattenecke haben sich einige noch gehalten. 
Die hüte ich nun sehr und schneide nur wenige Blüten.


Nun kann man schon wieder Kerzen brauchen - so geht das Jahr dahin!
 
Ich hab es einerseits sehr genossen, dasz uns belastende 
lange Hitzeperioden erspart geblieben sind... aber irgendwie
scheint mir diesmal doch ein ganzer Monat vom Sommer zu fehlen.

Ich sags mal mit Arsenij Tarkowskij

Вот и лето прошло,
Словно и не бывало.
На пригреве тепло.
Только этого мало. 
 
 
Der Sommer ist vorbei,
Als wäre er nie gewesen.
Eine Sonnenstelle ist noch warm,
Aber das ist zu wenig. 
 
(das ganze Gedicht hier)


Also laszt uns die Herbstzeit mit sonnigen Spätsommertagen
bewuszt annehmen und erleben.
Anemonen kündigen für mich immer das Sommerende an.
 
Geteilt mit Friday-Flowerday

Sonntag, 27. August 2023

Sonntagspause

 


 Heut keine Lyrikzeit und keine Sonntagsmatinee,
heut einfach nur Zufallsfoto und ein stiller Sonntag.
Mir geht es grad ziemlich schlecht.
Ich hoffe, die morgige Mediation trotzdem hinzubekommen.
Ansonsten bleibts hier mal eine Weile still. 

Habt einen schönen Sonntag!

Freitag, 25. August 2023

Nachdenk-Links am Freitag

 

Auf Open Petition gibt es einen offenen Brief zum Weltfriedenstag an den 
Deutschen Bundestag mit Kritik an der Ukraine-Eskalationspolitik zum Unterschreiben.
Er enthält als Fusznoten diverse aufschluszreiche Links zum Thema.

Alles nicht so schlimm? Fukushima-Wasser in den Ozean
 
so einfach geht das! 

Zugegeben, auch ich habe ihn gewählt mangels wählbarer Alternativen:

Gemeinsame europäische Kultur - das wäre ein Weg!


Friedensgebet

 

Mönchsgesang, live aus Abchasien 
 

 

Donnerstag, 24. August 2023

Spätsommer atmen

 


 Morgendliche Kühle
 am Bach der Geruch von frisch geschnittenem Gras
der sich mit dem erster Herbstblätter vereinigt.
Der Spätaugust versucht
die Hitze nachzuholen
die uns der Regensommer
vorenthalten hat.
Mir war es ganz recht so -
all die dunstigen verhangenen Morgen...
und im Schwimmbad so angenehm viel Raum und Ruhe auch 
 
 

 Nun legt sich die Sonne nochmal ins Zeug
Zeit, die Tage dankbar zu genieszen!
Nächste Woche ist schon Herbstbeginn. 
Blüten werden müde
Samen reifen.
Ich ahn schon diesen besonderen Zauber
der dem September zu eigen.
 
 

 
Innehalten.
Stille sein.
Tief atmen.

Bevor der grosze Herbstrausch beginnt.
 
*

Geteilt mit Elkes Der-Natur-Donnerstag

 

Friedensgebet

 

"Das Gebet der Mutter"
Volkschor des Kulkturhauses in Illynezk 
15.5.23
 
 
 
Das Gebet der Mutter ist wie weiße Flügel.
     Auf den Straßen des Schicksals wird es tragen und erheben.
     Muttergebet als heilende Kraft.
     Die Sonne wird scheinen, Glück wird aufleuchten.
 
     Muttergebet bei den ersten Schritten.
     Ist die Morgendämmerung ruhig oder ist die Nacht klar?
     Das Gebet der Mutter, in der Kindheit.
     Alles ist rein und weisz wie Schnee.
 
              Chor
     Mutter, bete für deinen Sohn und deine Tochter.
     Familie, betet für eure Enkel.
     Zieh deiner Mutter ein besticktes Hemd an.
     Und versammele die Familie am Tisch im Garten.

     Muttergebet auf fremden Wegen.
     In ihren Armen fühle ich mich so warm.
     Das Gebet der Mutter in schwierigen Momenten.
     Bringt Klarheit und Zuversicht.
    
     Das Muttergebet wird Brücken bauen.
     Und teilen den Schmerz über Abgründe hinweg.
     Muttergebet, der Herr wird alles hören.
     Aus seiner Höhe beugt er sich zu seiner Mutter.
    
              Chor
     Mutter, bete für deinen Sohn und deine Tochter.
     Familie, betet für eure Enkel.
     Zieh deiner Mutter ein besticktes Hemd an.
     Und versammele die Familie am Tisch im Garten.
    ( 2 mal )

     Und versammele die Familie am Tisch im Garten.

(eigene Übersetzung)

Mittwoch, 23. August 2023

Friedensgebet

 

Sie sind wieder unterwegs: die Pilger zum Kloster Pochajev.
Eine der groszen Wallfahrten beginnt in Kamjanez-Podilski, 
wo sie sich vorher sammeln, aus verschiedenen Regionen.
Jedes Jahr am 19. August - nach julianischem Kalender dem Feiertag 
der Verklärung Christi - geht es von dort los. 
Diese Jahr wurden sie von den staatlichen Behörden massiv behindert,
bekamen teils Vorladungen ausgehändigt, Zelte muszten abgebaut werden,
Busse wurden gestoppt und stundenlang festgehalten.
Hier ein Artikel dazu in google-Übersetzung. 
 
Trotzdem haben sich über 3000 Pilger auf den Weg gemacht.
 
Impressionen von Tag 1
 

2.Tag
 

21.8.



Dienstag, 22. August 2023

(Friedens)gebete und der innerukrainische Krieg

 

 Schön öfter habe ich an dieser Stelle die Schar der Kiever gezeigt,
welche sich allabendlich im Freigelände des Höhlenklosters zum Gebet versammelt.
Inzwischen ist das Kloster fast menschenleer, wurde von staatlichen Behörden geräumt.
Pilger, die dort übernachteten, konnten noch nicht einmal ihre persönlichen Dinge 
mitnehmen und nur noch ganz wenige Mönche dürfen 
mit einer Ausnahmegenehmingung die Polizeisperren passieren.
Das Gerichtsverfahren zur Rechtwidrigkeit der Kündigung wurde erst 
auf den 9.8. vertagt und dann die Klage der UOC abgewiesen.
Nicht einmal die Mönche duften in den Gerichtssal hinein.
Und die Räumung des Klosters wurde nun vollzogen.

15.8.23

 Nun stehen die Betenden drauszen vor dem Zaun.
Lediglich eine von auszen betretbatre Kirche scheint noch geöffnet.
Die Schar der Nationalistischen Hater wird immer gröszer,
ihre Auftritte immer aggressiver.
Da werden liturgische Texte und Lieder  blasphemisch umgedichtet 
und  pausenlos durchs Megaphon geplärrt, um die Gebete zu stören.
Da gibt es Beschimpfungen und tätliche Übergriffe.
Selbst Metropolit Onufriy wurde schon angegriffen.

Ich habe das in zahlreichen Videos gesehen und auf der offiziellen Website
der Ukrainisch Orthodoxen Kirche nachgelesen.
 
Das Ganze erinnert sehr an Christenverfolgungen
und einen solchen Angriff auf die Religionsfreiheit ist eines
demokratischen Staates nicht würdig. 
Der auch noch in die EU aufgenommer werden will.

Die Gläubigen der UOC haben sich inzwischen an die diplomatischen Vertretungen
europäischer Länder gewandt.
Hier in Deutsch nachzulesen, hoffentlich funktioniert der Link!
Aber bei uns wird das Problem kaum wahrgenommen und schon gar nicht 
als Grund, den schnellen Beitritt der Ukraine zur EU/NATO zu hinterfragen.
 
 
Update: dieses Video ist von gestern, gerade hochgeladen.
Die Gläubigen brauchen starke Nerven, um gegen Satansfahnen und
diskriminierendes Gegröle anzusingen, sie versuchen es tapfer, jeden Abend.
 

 
*
 
Hier, am 27.7. - dem Feiertag der Taufe der Kiever Rus -
 waren es am Abend noch wesentlich mehr Menschen
und sie konnten noch durch das Klostergelände gehen. 
 

 

Montag, 21. August 2023

Meditation zum Wochenbeginn

 

 


 O Ewige!
Im Innersten weiß mein Herz:
   Meine Illusionen sind gegen mich.
Sie bringen Leiden und Tod,
  sie bringen Schuld und Scham.
Sie machen mir Angst
   und schwächen mich.
Sie führen in die Irre
   und bringen Elend.
Sie bewirken Schaden
   und lassen mich gehen
   auf dunklen Wegen.
Sie scheuen kein Arges,
   das Gute bleibt auf der Strecke.

Aber Du, o Ewige,
   bist anders:
Deine Weisheit reicht
   soweit der Himmel ist,
und Deine Liebe,
   soweit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht fest,
   Du erfüllst Menschen mit Frieden.

Wie teuer ist mir Deine Weisheit,
   Liebe und Gerechtigkeit!
 Unter den Schatten Deiner Flügel
   finde ich Zuflucht!
Deine Weisheit, Liebe und Gerechtigkeit
   umfassen alles.
Du spendest den Menschen Freude,
   Du bist ein nie endender Strom des Glücks.
Bei Dir ist die Quelle des Lebens,
   in Deinem Licht sehe ich das Licht.
Du umhüllst mich mit Deiner Weisheit,
  Liebe und Gerechtigkeit.

Lass nicht zu,
  dass mein Ego mein Leben verdirbt.
Lass mich seine Illusionen durchschauen,
   die Leid und Tod bringen.
Lass mich erkennen,
   dass ich sie entmachten kann,
wenn ich mich zu Dir wende,
   Du Göttliches in mir,
   Du mein höheres Selbst! 















Text: Anna vom Sternengrund
(Adaption Psalm 36)

aus "Meditation heilsamer Worte" 

(mit freundlicher Genehmigung der Autorin)

Montag, 14. August 2023

Blogpause statt Meditation

 

Diese Woche gibt es bei mir eine kleine Blogpause.
Nächsten Montag wird es wahrscheinlich wieder weiter gehn wie gewohnt.
 
Gehabt Euch wohl :) 
 

 
 

Samstag, 12. August 2023

Zwölf von zwölf im August

 

An jedem Zwölften steigt die grosze Party der Alltagschronist:innen
bei Caro - ich bin auch diesmal gern wieder dabei.
 
 


Das Jahr schreitet fort. Aufstehn ist nun schon wieder im Dunkeln.
Der Himmel belohnt mich dafür etwas später mit Farben. 
 

 Nach Futterzubereitung und Frühstück für Mini-Panther
die morgendliche PC-Sitzung mit den News.
Nutzt eigentlich sonst noch jemand privat einen Desktop? 
 

 Der reale Blick hinab auf die morgendliche Strasze
ist weit friedlicher als der Digitale auf die Welt.
 

 Von Westen zieht schon die nächste Regenfront heran,
also fix die Wäsche von gestern Abend hereingeholt. 
 
Eigentlich müszte ich jetzt losradeln in einen entfernten Supermarkt
und dann ein sehr schweres Rad wieder heimführen.
Dazu fehlt mir aber jegliche Kraft.
Die mich nunmehr seit 10 Jahren(!) begleitende Schlaflosigkeit 
hat in den letzten 3 Monaten wieder einen absoluten Tiefpunkt erreicht.
Das allein geht schon mächtig an die Substanz.
Und vermutlich habe ich mir damit u.a. auch das Bluthochdruck-Problem
eingehandelt - sowas hatte ich nämlich  früher nie.
Jetzt eskaliert auch dies in den letzten Wochen mal wieder derart,
 dasz es verordnete Medikamente nicht mehr bringen
(haben die übehaupt je etwas bewirkt?).
Ich war gestern zeitweise kaum noch ansprechbar
und heut früh ist es auch noch nicht wirklich viel besser. 
 Also jetzt lieber nicht losradeln, das ist mir zu riskant.
 

Walnüsse knacken für einen leckeren Tzaziki-Smoothie
(Gurke, Joghurt, Salz, Zucker, Pfeffer, Minze  und Knoblauch dazu).
Und gut für den Blutdruck sollen sie ja auch sein.
 

Kommst du schon wieder mit deiner ollen Knipse?
Nein, ich mag das nicht und von wegen: bitte recht freundlich!
 

 Als der Regen aufgehört hat, gehe ich schwimmen.
Bewegung ist immer gut und schwimmen kann ich allemal besser als Laufen. 
 

Leichter Wind kräuselt das Wasser.
Ich bin ganz allein, da darf ich sogar mal fotografieren.
Was dort eigentlich verboten ist.
Ach war das wieder herrlich und entspannend!
 

Paszt der Teppich nicht prima zur Katze? 
Habe ich extra passend gekauft ;)


 Dinner for Two: Zuccinipfanne mit Würstchen.
Hier gibt es das, was uns die "Tafel" beschert.


Diversität in der Natur: eine birnenförmige Walnusz.
Heute früh beim Knacken gefunden und heile gelassen.


Zum Nachmittag eine Tasse Kakao.

Habt ein schönes Wochenende.
Bis zum nächsten Zwölften dann :)
 

Friedensgebet

 

"Stimme des Erzengels"
Chor des Theologischen Seminars des Klosters Pochajiv 
6.4.23
 

 

Freitag, 11. August 2023

Donnerstag, 10. August 2023

Wildkraut mit Engel

 


 Mein Arbeitstisch - oben - könnte auch mal wieder Blumen brauchen
und so hab ich aus dem Garten geholt, was da seit Wochen
am zahlreichsten blüht. Überall.


Ein paar wenige davon abzuschneiden,
wird ja nicht schaden...


Wobei ich nicht nur die Blüten,
sondern auch die Samenstände mag.
In jeglicher Phase ihrer Entwicklung.
 

 Statt farbenfroher Blumen (die ich manchmal schon gerne hätte!)
gibt es bei mir wieder Kleine-Welt-Betrachten.
Das hat etwas Beruhigendes und Tröstliches.
Braucht man jetzt nötiger denn je.
 



 Die grünen Schoten hab ich von der Glyzinie abgeschnitten.
Ich mag ihre samtene Auszenhaut sehr.
Nächstes Frühjahr sind sie dann braun und trocken.
Und wenn sie sich öffnen, ihre Samen freizugeben,
knallen sie laut. 


Bis dahin werden noch viele Wochen und Monate vergehn.
Wird es Sonnen-und Regentage geben
Farben und Grün und Herbstlaub
 den Geruch von Äpfeln und Pilzen, von Nebel und Schnee.

Genieszen wir bis dahin noch viele wunderbare Momente!
 

 
Geteilt mit Friday-Flowerday

Friedensgebet

 

Festliche Momente, die der Herr geschenkt hat
Impressionen aus dem Mezhirizker Hl. Dreifaltigkeitskloster  
4.8.23
 

 

Mittwoch, 9. August 2023

Friedensgebet

 

Der Primas der Ukrainisch Orthodoxen Kirche,
Metropolit Onufrij zu Gast im Kloster Pochajiv,
um der wunderbaren Errettung des Klosters vor dem Angriff
der Türken im Jahr 1675 zu gedenken.
 4.8.23
 

 

Dienstag, 8. August 2023

Julie von Blomberg. Eine frühe Erinnerung.

 

Die Fakten:
Julie von Blomberg wurde am 30.6.1892 in Tiflis geboren.
Sie war griechisch-katholisch (melkitisch), vermutlich von der Mutter her.

Ihr Großvater: Friedrich Karl Johann Freiherr v. Blomberg, russischer Marschkommissar,
 geb. 18.9.1802 in Friedrichswalde, Kurland
Ihre Großmutter: Adelheid  Marie Brodowska  Grzymala
 
Ihr Vater: Ulrich Theophil Eberhard Freiherr v. Blomberg,  Kaiserlich russischer Oberstleutnant a.D., geb. 17.12.1959 in Friedrichswalde, 
gest. 16.12.1900 in St. Petersburg.
Ihre Mutter: Marie v. Emmanuel, geb. 8.10.1866 in Grusskoin, Gouvernement Cherson
Ihr Bruder Chlodwig kam am 8.5.1994 in Raigorod, Gouv. Lomscha zur Welt
 
 
Gefunden im Gothaischen genealogischen Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser,
Band 58 von 1908. 
 

Gefunden auf Geni.com:

Ihre Mutter Maria von Blomberg geb. Emmanuel am 8.10. 1866 in Grusskoin
starb am 2.8.1938 in Charkov - sie war also nicht 
mit nach Deutschland geflüchtet, wie ich erst annahm.
 
Ihre müttlerliche Groszmutter Eudoxia Nikolajevna Lebedew
lebte vermutlich 1801-1861 und heiratete Nikolai Emmanuel.

*****

Die persönliche Geschichte der Julie von Blomberg liegt weitgehend im Dunkel,
erst in ihren allerletzten Lebensjahren bin ich ihr noch begegnet.


Ich verbrachte meine gesamte Kinder-und Jugendzeit in einer 
heruntergekommenen Villa in Wernigerode, Am Sonnenbrink 30.
Die Besitzerin (Namen weisz ich nicht mehr) lebte irgendwo "im Westen" 
und hatte vor Ort einen Hausverwalter eingesetzt, einen gewissen Herrn Wieden.
 
Solche Häuser wurden von den DDR-Behörden gerne mit diversen 
zufällig zusammengewürfelten Mietern vollgestopft, 
da hatten die Eigentümer - zumal "von drüben"- nichts zu sagen.
Abgeschlossene Wohnungen gab es da nicht und man bekam unwillkürlich 
mehr von den Nachbarn mit als heute. 

Unsere kleine Familie bekam 1962 dort zwei recht geräumige Zimmer 
plus Küche im Obergeschosz.
Ein anderes Zimmer wurde von einer alten Dame bewohnt: Julie von Blomberg.
Von den Hausbewohnern meist Julchen genannt.
Sie war freundlich, aber auch sehr zurückhaltend, ziemlich menschenscheu.
Sie sprach wenig und verliesz ihr einziges Zimmer nur selten.
Klein und zierlich sah ich sie meist in gebeugter Haltung mit einer emaillierten
Milchkanne durch den Korridor huschen und Wasser von der Gemeinschaftstoilette
- eine halbe Treppe tiefer - holen.
Ihr Zimmer hatte keinen Wasseranschlusz.

Kontakte hatte sie kaum, nur zu zwei alten Damen: Frl. Marie Flesch, Mönchstieg 3
(laut Wernigeröder Adreszbuch von 1928 bereits dort wohnhaft) 
und ihrer Schwägerin, Frau Flesch - sie wohnte zu meiner Zeit in einem kleinen 
einzeln stehenden Haus Am Ziegenberg (das ist längst abgerissen).
Sie waren wohl alle drei auf der Flucht vor den Bolschewiki in den Wirren
 der Revolutionszeit oder im anschlieszenden Polnisch-russischen Krieg (?)
 in Wernigerode gestrandet.
 
Es gab damals noch einige andere osteuropäisch klingende Adelsnamen
 in Wernigerode - vermutlich spielte das Missionswerk "Licht im Osten", 
wo die Wernigeröder Schriftstellerin Käthe Papke involviert war... dabei eine Rolle.
Der Gedanke kam mir zumindest beim Lesen von Käthe Papkes Erinnerungsbuch.

Dasz Julie v.B. aus Tiflis stammte, wuszte ich damals schon,
sonst hätten wir sie jetzt nicht so leicht identifizieren können.
Ihren Bruder hatte es nach Argentinien verschlagen, sagte sie damals selbst.
Eine der Flesch-Damen sollte eine russische Fürstentochter gewesen sein.
Da fand ich jedoch keine Spuren und es musz ja auch nicht alles stimmen, 
was damals so erzählt worden ist.
 
Julie v.B. wurde betreut von der Gemeindeschwester 
der Christengemeinschaft , Frl. Leni Wachsmuth (damals sagte man noch Frl.).
Sie kam regelmäszig ins Haus, brachte Lebensmittel, sah nach ihr 
und gemeinsam mit ihrer Schwester, Frau Erika(?) Knothe 
- beide wohnten Karlstr.2a -
erledigten sie die Hauswoche und was so anlag.

Ich habe Julie v.B. als Kind immer als steinalt wahrgenommen, 
dabei war sie offenbar erst 73, als sie starb.
Sie konnte durchaus noch allein hinausgehen, tat es aber sehr selten.
Nur zu Arztterminen oder manchmal zu den Fleschs.
Sie war etwas wunderlich und zeitweise auch verwirrt, 
da gab es deshalb mindestens einen Klinikaufenthalt.
"Sie erlebe ihre gesamte Flucht noch einmal" meinte Frl. Wachsmuth dazu.
Sie musz grausame Dinge durchgemacht und die Traumata nie überwunden haben.
Deshalb wohl auch ihre Zurückgezogenheit und Menschenscheu.

Wie gesagt, ich war noch ziemlich klein und kannte sie als freundlich.
Sie hat mir manchmal Dinge geschenkt: eine bunte Schachtel, einen kleinen 
Kerzenleuchter und ein winziges Weihnachtsbäumchen mit Miniaturglasschmuck.
Darüber hab ich mich immer sehr gefreut und einige dieser Glasornamente
habe ich bis heute bewahren können.
Meine Mutter war über "diesen Plunder" nicht amüsiert.

Ganz viel "Plunder" hatte sie in ihrem Zimmer, da war nur ein schmaler 
gangbarer Weg bis zum Bett und zum Fenster.
Man sah ihn später noch lange als helle Spur auf dem Linoleum.
Die letzte Spur, die von ihr übrig blieb...
Alles andere war vollgestellt mit Erinnerungsstücken und sonstigen Dingen.
Ich kann ihre Affinität zu Gegenständen durchaus nachvollziehen, 
die übrigen Bewohner waren entsetzt, wenn sie mal einen Blick durch die 
gerade geöffnete Zimmertür erhaschten.
Mich liesz sie manchmal sogar herein, ich stand dort mit andächtiger Scheu.

Es war später Herbst 1965, da ging sie frühmorgens zum Arzt und kam nicht zurück.
Frl. Wachsmut ermittelte dann ihren stationären Aufenthaltsort.
Bald darauf ist sie gestorben.

Ich weisz das deshalb noch so genau, weil meine Mutter hochschwanger war,
als sie beim Ausräumen und Renovieren des Zimmers mithalf.
Als dann mein Brüderchen da war...bekamen wir es als Kinderzimmer.
Ich war da gerade mal sechs Jahre alt.

Frl. Flesch ist wohl auch bald darauf verstorben, 
doch an Frau Flesch erinnere ich mich noch gut: eine kleine, sehr agile
 und rüstige Frau mit deutlich russischem Akzent.
Sie ging um 1967/68 herum zurück in die alte Heimat,
die nun Sowjetunion hiesz.
Die Übersiedlung war nur deshalb möglich, weil sie dort eine
Verwandte gefunden hatte, mit der sie zusammen leben und 
die sie pflegen wollte (eine eigene Rente hätte sie dort nicht bekommen).
Sie war voller Vorfreude und stolz, das geschafft zu haben - offenbar
war sie in Wernigerode doch nie wirklich heimisch geworden.
Mutter hat sie mit uns beiden Kindern kurz vor ihrer Abreise noch einmal 
in dem Haus Am Ziegenberg besucht und einige Haushaltsgegenstände bekommen.
Es war ja alles knapp damals in der DDR der Sechziger...
Damit endete die Spur.
 
 
Ich weisz ja nun nicht, wie lange Julie von Blomberg in der alten Villa  
Am Sonnenbrink 30 gewohnt hat - im Adreszbuch von 1928 suchte ich sie vergebens.
Vermutlich standen aber auch nicht alle Untermieter oder Verwandten mit drin (?)

Als einzigen Bewohner (Besitzer?) fanden wir 1928 einen Karl von Mentz.
Genau wie die von Blombergs ebenfalls ein hochrangiger Militär.
Laut Wiki stammt er aus Brandenburg, der kurländer Zweig 
der von-Blombergs aus Friedrichswalde, gar nicht weit entfernt.
Es ist evtl. zu vermuten, dasz sich die Familien kannten, 
vielleicht waren sie sogar irgendwie verwandt ?
Möglicherweise hat er deshalb Julie
nach ihrer Flucht bei sich aufgenommen.
Möglich, dasz sie dort früher im Obergeschosz lebten und nicht nur
diesen einen Raum hatten?
Allein lebende Bürger in winzige Räume zu pferchen...war jedenfalls eine Taktik 
gegen die Wohnungsknappheit in der DDR.
 
Ein Werner von Blomberg war ab 1933 Reichswehrminister
und der erste Generalfeldmarschall der Deutschen Wehrmacht.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Wernigerode könnte es ihr 
unter sowjetischer Administratur
allein wegen ihres Namens noch einmal sehr übel ergangen sein.

Wie gesagt, das alles weisz ich nicht, es sind blosze Vermutungen.
Andere Zeitzeugen haben über solches Vorgehen berichtet.
Ich hätte zu gern mehr über ihr wahres Schicksal erfahren,
 aber sie selbst sprach nicht darüber. Nicht zu Fremden wie uns.

Danach kann ich nun auch niemanden mehr befragen. 
Leni Wachsmuth starb um 1995 hochbetagt im Pflegeheim Küsters Kamp.

***

Nicht so ganz erst gemeinte Gedanken:
Ich habe also von meinem 6. bis 19. Lebensjahr in dem Zimmer von 
Julie von Blomberg gelebt - vielleicht kommt daher das mir oft nachgesagte
"Flair des 19. Jahrhunderts"?
Vielleicht auch daher die russische Sprache doch ziemlich mühelos erlernt.
Vielleicht hat manche Schwingung von ihr doch noch lange nachgewirkt - wer weisz?
 
*
 
Was mir noch - real - von ihr geblieben ist:
das kleine Wörterbuch, das mir oft im Leben eine Hilfe war.
Es enthält sogar noch ihre Handschrift.




*********
 
Ich habe ganz bewuszt alle Namen und realen Adressen genannt.
Vielleicht sucht irgendwann ja noch einmal jemand nach Julie von Blomberg 
oder nach den Fleschs? 
Dann gibt es bei mir zumindest einige rudimentären Anhaltspunkte
ihres Daseins als frühkindliche Erinnerung.
 
Sie war mir jedenfalls sehr angenehm damals. 
Vielleicht auch gerade wegen ihrer zurückhaltenden Art.


Friedensgebet

 

Die Wallfahrer aus Wolhynien sind am 27.7. 23 aufgebrochen
und haben am 3.8. das Kloster Pochajev erreicht.
Zu Feier der Pochajevsker Ikone der Hl. Gottesmutter.

 


Montag, 7. August 2023

Meditation zum Wochenbeginn

 

 


 O Ewige!
Mach mich stark gegen meine Illusionen,
   sei mein Schirm und Schild.
Hilf mir gegen finstere Gedanken,
   schütze mich vor dunklen Gefühlen
   und sinnlosen Taten!
Sprich zu mir:
   „Ich bin Deine Hilfe!
   Ich behüte Dich vor Deinen Illusionen.
Sie können nicht nach Dir greifen.“

Meine Illusionen locken mich
   in einen Hinterhalt.
Sie legen für mich ein Netz aus,
   und graben mir eine Grube,
   um mich zu verderben.
Doch ihr Plan geht nicht auf.
   Mein Ego wird sich verfangen
   im eigenen Netz.
   Es wird in die eigene Falle treten.

Aber mein höheres Selbst freut sich
   und ist fröhlich.
Meine Seele wird sagen:
   „Du Göttliches in mir,  
   Du mein höheres Selbst,
Du lehrst mich,
   meine Illusionen zu überwinden.
Sie sind nicht weise,
   sie haben keinen Bestand.“

Mein Ego quält mich mit falschen Anklagen,
   es spricht mich schuldig.  
Es verurteilt mich,
   es tut mir Arges,
   es bringt mir Leid.
Ich hielt mich an falsche Freunde
   und an Menschen,
   die mir Böses wollten.
Ich vergrößerte mein Leiden
   und bemerkte es nicht.
Mein Ego zerriss mich,
   ich wusste keinen Ausweg,
   ich fand keine Rettung.
Du aber zeigst mir den Weg,
   Du rettest mich vor meinem Ego!
Ich will Dir danken vor den Menschen,
   unter vielen Völkern Dich rühmen
   und loben!

Lass sich mein Ego nicht freuen,
   lass es nicht über mich spotten.
Es erhebt falsche Anklagen gegen mich,
   so empfinde ich Schuld und Scham.

Ich leide
   und kann nicht frei atmen.
Mein Ego spricht:
   „Das sehe ich gerne.“

O Ewige!
   Lass mich Deine Gegenwart verstehen.
Lege mir die Gewissheit ins Herz,
   dass Du mir nahe bist!
Lass mich erwachen,
   damit ich Deine Weisheit erkenne,
   damit ich nach Deiner Liebe
   und Gerechtigkeit handle.
Richte mich auf,
   damit meine Illusionen mich nicht überwinden.
Lass sie nicht sagen:
   „Das wollten wir.
   Das haben wir nun erreicht.“
Lass sie nicht sagen:
   „Wir haben sie verschlungen.“
Meine Illusionen werden verstummen
   und machtlos sein.
Sie werden vergehen,
   sie haben nicht das letzte Wort.

O Ewige!
Ich halte mich an Deine Weisheit
   und kann sagen:
„Du bist hoch zu loben.
   Du willst das Beste für mich,
   Du zeigst mir meinen Weg.
Meine Zunge will
   von Deiner Liebe und Gerechtigkeit reden,
mein Mund will
   Deine Weisheit preisen,
Du Göttliches in mir,
   Du mein höheres Selbst!“

 














 

Text: Anna vom Sternengrund
(Adaption Psalm 35)

aus "Meditation heilsamer Worte"