Mittwoch, 31. August 2011

Der siebte Engel


Der siebte engel
ist ganz anders
er heißt sogar anders
Schemkel

kein Gabriel
der güldene
eine stütze des throns
und baldachin

kein Raphael
stimmeister der chöre

auch kein
Asrael
planetenführer
geometer der unendlichkeit
vollendeter kenner der theoretischen physik

Schemkel
ist schwarz und nervös
vielmals vorbestraft
für schmuggel mit sündern

zwischen Abgrund
und himmel hallt
sein ständiges gestampfe

er hält nicht auf seine würde
und man lässt ihn in dieser schar
nur mit rücksicht auf die zahl sieben

aber er ist nicht wie die anderen

kein feldherr
Michael
ganz in schuppen und federbüschen

kein Asraphael
weltdekorateur
beschützer der üppigen vegetation
mit flügeln die wie zwei eichen rauschen

nicht einmal
Dedrael
apologet und kabbalist

Schemkel Schemkel
- murren die engel
warum bist du so unvollkommen

byzantinische maler
wenn sie die sieben malen
zeigen Schemkel
ähnlich den anderen

sie meinen nämlich
sie würden der lästerung schuldig
wenn sie ihn malten
so wie er ist
schwarz nervös
im alten ausgefransten glorienschein

- Zbigniev Herbert -





Montag, 29. August 2011

Wjatscheslaw Kuprijanow

Заброшенные храмы

Много их
заброшенных в небо, на зелёных высотах,
их купола вписаны в голубую
нетускнеюшую эмаль, как знак
рукотворности духа. Камень их
держится стойко, как земля. Воздух
хранит в них запас славянских глаголов,
с позолотой смешана пыль, каждый
случайный голос усилен голосами
вымерших певчик, поспись темна, или это
навертываются на гласа
невыплаканные слезы изверившихcя странников.
Возле них на погостах
есть у многих родня, но не многие
помнят её. И не многие
входят в совранные двери храмов, не столь
знаментитых, засыпанных извествью, прелой
листвой, тарой из-под съеденной снеди,
дровами для снесенных русских печей,
хаосом, из которого за шесть дней
реставраторы могут воздвигнуть хранилище мира.
В храмах заброшенных нет прихожан,
кпоме редко на землю сходящего бога.

Die vernachlässigten Gotteshäuser

Viele gibt’s
die hat man hinaufgeworfen zum Himmel, auf grünen Höhen,
und ihre Kuppeln sind, zum Zeichen
des von Menschenhand geschaffenem Geistes, ins blaue,
nie dunkelnde Email geprägt. Ihr Stein
hält sich standhaft wie die Erde. Die Luft
bewahrt in ihnen den Vorrat der slawischen Verben,
der Staub hat sich mit der Vergoldung vermischt, jede
zufällige Stimme wird verstärkt durch die Stimmen
der verstorbenen Sänger, die Bemalung ist dunkel, oder
man schraubt auf die Augen
die ungeweinten Tränen der Pilger, die ihren Glauben verloren.
Auf den Friedhöfen haben neben ihnen
viele eine Verwandtschaft, aber nicht viele
treten durch die fortgerissenen Türen der Gotteshäuser, der nicht
sonderlich berühmten, die vollgeschüttet sind mit Kalk,
fauligem Laub, Verpackungen gegessener Speisen,
Holzscheiten für die abgerissenen russischen Öfen,
einem Chaos, aus dem die Restauratoren
in sechs Tagen einen Aufbewahrungsort für die Welt errichten könnten.
In den verlassenen Gotteshäusern gibt es keine Pfarrkinder,
außer Gott, der gelegentlich herabsteigt zur Erde.


aus „Wie man eine Giraffe wird“
- Edition Eisvogel - im Alkyon Verlag 1989

Mittwoch, 24. August 2011

Die Blumen


Die Blumen

Frauenmantel, Hirtentäschel,
Bärenklau und Klappertopf.
Engelwurz und Teufelskralle,
Reiherschnabel, Taubenkropf.

Rittersporn und Königskerze,
Knabenkraut und Mädesüß,
Lerchensporn und Wachtelweizen.
Buntes Blumenparadies.

Märchennamen, Märchendinge.
Wunderschöner Blumenwald,
für vieltausend kleine Wesen
ein geheimer Aufenthalt.

Hätte ich nicht die Menschengröße,
wär ich nicht so hoch und breit,
wollt ich wohnen unter Blumen
und dort leben allezeit.

- Robert Louis Stevenson - (1850-1894)


Samstag, 20. August 2011

Träumen...

Manchmal wünsch ich mir so sehr
einmal Urlaub zu machen am Meer
aber das ist einfach nicht drin…
So schliesz ich die Augen
und träum mich dort hin –

Die Frau auf dem Bild liegt ja auch nur
vor einer Fototapete ;-)