Die Erinnerung ist ein Museum. Die Ereignisse stehen auf Sockeln, die Gesichter in Plexiglaskästen, die Gefühle hinter roten Seilen, die durch goldene Ringe laufen. Bei allem wird die Temperatur automatisch geregelt, alles ist weggesperrt, außer Reichweite. Alles ist nur zum Anschauen, nicht zum Berühren. Das allein schafft schon genug Distanz, aber manchmal kommt man nach einer anstrengenden Reise unten an der Treppe an, an der großen Steintreppe, an deren Seiten Löwen hingestreckt liegen, schaut nach oben – und das Museum hat zu. Neue Öffnungszeiten, Renovierungsarbeiten, ein merkwürdiger Feiertag. Nichts zu machen. Man wendet sich ab.
- Rupert Thomson -