Sonntag, 17. Oktober 2010

Erinnerung


Die Erinnerung ist ein Museum. Die Ereignisse stehen auf Sockeln, die Gesichter in Plexiglaskästen, die Gefühle hinter roten Seilen, die durch goldene Ringe laufen. Bei allem wird die Temperatur automatisch geregelt, alles ist weggesperrt, außer Reichweite. Alles ist nur zum Anschauen, nicht zum Berühren. Das allein schafft schon genug Distanz, aber manchmal kommt man nach einer anstrengenden Reise unten an der Treppe an, an der großen Steintreppe, an deren Seiten Löwen hingestreckt liegen, schaut nach oben – und das Museum hat zu. Neue Öffnungszeiten, Renovierungsarbeiten, ein merkwürdiger Feiertag. Nichts zu machen. Man wendet sich ab.

- Rupert Thomson -

2 Kommentare:

  1. Der Text stimmt mich etwas traurig. Vielleicht fühlt es sich so an, wenn man von Alzheimer ereilt wird..... Das erste Foto wirkt sehr melancholisch und passt wunderbar zu diesem Text. Liebe Grüße von Luzia.

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  2. So habe ich den Text noch garnicht betrachtet! Ja, das könnte in etwa so sein. Vielleicht...
    Ich sah es eher positiv: es ist manchmal ganz gut, an Erinnerungen nicht mehr heranzukommen. Selbst dann, wenn sie eigentlich nur noch in Glasvitrinen sind und nicht mehr wirklich - - -
    Liebe Grüsze
    Mascha

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