Dienstag, 23. September 2025

Vom sichtbaren und unsichtbaren Geld

 

Foto: Pixabay, von mir bearbeitet

Bei Erik gibt es eine Blogparade: Bar oder unbar? 
 
 
Zugegeben: ich mag Bargeld, insbesondere Münzen.
Es hat mich schon als Kind fasziniert, wie man für ein paar Scheibchen 
eine Eistüte, einen Lutscher oder eine Melone bekam.
Von der Verfügbarkeit oder eben Nichtverfügbarleit dieser Scheibchen 
ahnte ich damals noch nichts. 
 
Später habe ich jahrzehntelang alles bar bezahlt.
In der DDR war das so üblich. 
Eine EC-Karte habe ich nie besessen und ich wuszte lange Zeit nicht,
dasz man auch mit einer einfachen Girocard bezahlen kann. 
 
Mit zunehmendem Alter und abnehmnder Sehfähigkeit werden Einkäufe
allerdings immer mehr zum Streszfaktor. Da sind nun nicht mehr nur die 
Reizüberflutungsprobleme  wie helles Licht, bunte Farben, Dudelmusik, Werbung, 
piepsende Scannerkassen... da kommt auch noch die ewiglange, oft vergebliche
Sucherei nach bestimmten Produkten dazu. 
Die Hälfte vom Einkaufszettel finde ich eh nicht und die hoch oben darüber 
gehängten Preisschilder mancher Warengruppen kann ich nicht mehr 
lesen - ergo musz ich dann auch noch mühsam gefundene
Dinge weglassen, wenn ich mir unsicher bin, ob ich sie mir leisten kann.
Komme ich dann endlich an der Kasse an, überfordert mich nicht nur das 
Auspacken, sondern  auch das schnelle Einpacken-Müssen, denn 
hinter den Kassen ist ja heute kaum noch Platz.
 
Da ist Kartenzahlung die absolute Erleichterung für mich.
Das praktiziere ich seit etlichen Jahren so und ich habe fast nie mehr
Bargeld in der Tasche. Nur für die "Tafel" lege ich es mir zurück.
 
Ansonsten wird nur noch mit Karte gezahlt und das hat für mich auch einen 
Spar-Effekt. Bei der Bank musz ich immer zwingend mindestens 50 Euro abheben
und das ist bei einer Rente im mittleren dreistelligen Bereich
oftmals gar nicht mehr drin, das würde das Konto überziehen.
Der Einkauf für ca. 15 Euro schlägt dann wirklich nur mit 15 Euro zu Buche.

 
 
Nur falls ich mal mit dem Bus fahren musz, wird es oft kritisch ohne Münzen.
Da sage ich dann schon mal eine Verabredung ab deshalb (aber ohne diese Begründung), denn Busse mit Kartenzahlung gibt es noch nicht in unserer Region. 
Ein Handy oder andere digitale Bezahlmöglichkeit habe ich nicht.
 
*
 
Da ich mit Geheinschränkung und ohne Auto überhaupt nicht mehr mobil bin, 
kaufe ich sehr vieles im Internet. Apotheke sowieso, denn es ist ein Unterschied, ob 
ein Präparat 32 oder 50 Euro kostet (vor Ort) und diverse andere Dinge
sowieso. Bau-oder Elektronikmärkte werden ja immer nur für Autofahrer auf die 
"grüne Wiese" gebaut und in einer Kleinstadt ist es oft unmöglich,
ein paar Nägel, einen bestimmten Adapter oder einen Schneeschieber 
zu bekommen. Da bleibt nur das Internet.
Das Vorauszahlen-Müssen bei den meisten Anbietern gefällt mir gar nicht, 
aber anders geht es kaum. Rechnung nur mit Kl*rna.
Seit Kl*rna nun grundsätzlich einen Code per SMS sendet, ist es für mich
ohne Handy nicht mehr nutzbar. Klar, mir wird eine SMS auch am
Festnetz vorgelesen...im Falle Kl*rna aber nur in Englisch und dann nicht
etwa einzelne Ziffern, sondern sowas wie 
dreihunderfünfundsechzigtausendvierhundertsechsundsiebzig.  
In rasender Geschwindigkeit. Ich hab es -zigmal ausprobiert, aber für jemand,
 der nie Englisch gelernt hat, ist es unmöglich, das so schnell in 
einzelne Ziffern zu übersetzen. Payp*l sagt wenigstens Ziffern an.
 Allerdings nutze ich Payp*l nur, wenn es gar nicht anders geht,
denn ich möchte rechte Leute nicht noch reicher und mächtiger machen.* 
Ich habe auch schon mal eine ganz schlechte Erfahrung damit gehabt: 
 
War ein Betrag von ca. 160 Euro. Wurde sofort abgebucht, Ware kam jedoch keine.
Nach 4 Monaten(!) stornierte der Versender meine Bestellung, dachte aber
nicht an Rückzahlung. Als muszte ich einen Käuferschutzantrag stellen.
Das war sehr kompliziert und langwierig und am Ende behielt Payp*l
von der Rückzahlung fast 50 Euro ein! Sowas tut richtig weh, wenn man eh schon 
kaum Geld hat... und es steht auch nirgendwo, dasz das so gehandhabt wird.
Auf Payp*l hab ich seither erst recht keine Lust mehr und die jagen mich auch 
meist erst zweimal vom Desktop zum Festnetztelefon und retour, 
bis ein Kauf abgeschlossen ist. - Echt nervig! 
Da bleibt dann nur Lastschrift oder anderen Händler suchen.
Zahlung per Rechnung zum Überweisen wäre mir prinzipiell am liebsten. 
Bieten allerdings die meisten nicht an. 
"Barzahlen" im Web hab ich auch schon paarmal praktiziert. Da drucke ich etwas
 aus und gehe damit zur Kasse eines Marktes, z.B. dm, dort bezahle ich es dann.
 
*
 
Eigentlich mag ich Münzen.
Und ich mag Flohmärkte. Das direkte Schauen und Finden.
Da hab ich mir früher fast alles Nötige nachhaltig und sozial verträglich besorgt. 
Von Haushaltskram bis Monitor, Kleidung, Fotozubehör und Lektüre.
Nur hab ich seit 15 Jahren ohne Auto keine Möglichkeit mehr,
einen Flohmarkt überhaupt zu erreichen. Das fehlt mir sehr.
Diese Spaziergänge mit paar Euro in der Tasche und die Überraschungen,
die mich dort erwarten.
Ebay und derartiges reizt mich überhaupt nicht. Weil mir eh die Mobilität fehlt, 
den Tisch oder anderes beim Verkäufer abzuholen.
Weil Sitzen vorm Monitor nicht entspannend, sondern anstrengend ist. 
Und digitales Zahlen eben auch nicht wirklich Spasz macht.
 
*
 
Die Einführung von Bezahlkarten für Asylbewerber finde ich entwürdigend.
Die Abschaffung des Bargelds generell wäre die reine Katastrophe. 
 
Kleine Münzen gehören zum Lebensgefühl.
Geworfen bei Hochzeiten, auf Reisen in Brunnen versenkt. 
All diese liebenswerten Bräuche. 
 
Was würde aus Kleinkünstlern, Straszenmusikern, Bettlern, Flaschensammlern etc? 
Ämtern wäre es ein Leichtes, Sozialhilfe um den Verpflegungssatz zu kürzen, 
wenn jemand nachweisbar zur "Tafel" geht (wo man auch 3-5 Euro zahlen musz).
Eltern könnten arbeitslosen Kindern zu Weihnachten kein Geld schenken, 
ohne dasz es der Staat sofort konfisziert. 
Totale Kontrolle in jedem Lebensbereich wäre das Ergebnis.
 
 *
 
*Über Kl*rna weisz ich nichts Näheres, habe den Rechnungskauf über diesen Dienstleister früher sehr geschätzt. 
Bis zur Einführung dieser unseligen  SMS-Verifizierung 
 
 

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