Sie lebte in der Hafenstadt und hatte fünf Söhne geboren.
Einer starb als Kind an Diphterie.
Die anderen wurden Fischer.
Zwei von ihnen holte die See.
Einer wurde totgeprügelt bei einem Streit im Pub.
Einer war ihr geblieben.
Als sie neunzig wurde sagte sie zu ihm:
Ich möchte so gern noch einmal leben!
Nicht gleich, nicht jetzt.
In einer späteren Zeit.
Wie es scheint, wird vieles besser.
Für uns Frauen. Für Euch. Für die Arbeiter in den Fabriken.
Sie war ein wacher Geist, auch wenn sie zur Kirche ging.
Zum Glauben hatte sie auch ihn erzogen.
Bei ihrer Beerdigung sprach er ein Gebet und vertraute ihren Wunsch Gott an:
Ich möchte so gern noch einmal leben!
Die Zeiten gingen ins Land. Umbrüche überall.
Konflikte, Terror, Kriege.
Lange lange Zeit wartete sie in stiller Ruh.
Doch ihr Wunsch ward nicht vergessen.
Heuer an Samhain stand sie auf.
Suchte nach vertrauten Gassen. Der alte Kirche.
Vergebens. Fand nichts mehr von alledem.
Leuchtend gelb. Bereit sie anzuspringen.
Aus dem geborstenen Schädel lugt ein riesiges Auge hervor.
Sie rannte, so schnell sie konnte.
Versteckte sich atemlos hinter Bäumen.
Endlich fand sie zurück zu ihrem stillen Ort.
Sie legte sich wieder hinein.
Tröstlich, einen Rosenkranz zu haben.
Was für eine schöne Idee! :) Passt nicht nur zu den Vorgaben, sondern ist auch quasi "tagesaktuell"!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Andrea
Deine Beschreibung der Welt aus der Sicht von jemandem aus der Vergangenheit gefällt mir sehr. Genauso könnte es wohl erlebt werden und die Beschreibung ist so lebendig. Außerdem imponiert mir, dass der Text zu einem Zeitpunkt geschrieben wurde, als ich noch geschlafen habe. Ein echter Turbobeitrag! Freut mich, dass du wieder dabei bist!
AntwortenLöschenAh, das ist ein interessanter Blick von der Vergangenheit in die Zukunft. Es hätte wirklich besser werden können, aber das haben wir ziemlich verbockt.
AntwortenLöschenGrüsse