Wenn du andere Menschen wie hinter einer Glaswand wahrnimmst,
die du nicht durchdringen kannst
- dann ist das Autismus.
Wenn du Mimik nicht sehen/nicht deuten kannst und selbst kaum
welche hast und kein soziales Lächeln
- dann ist das Autismus.
Wenn Du Menschen nicht ansprechen kannst,
nicht um Hilfe bitten, nicht nach dem Weg fragen
- dann ist das Autismus.
Wenn deine Empathie niemals intuitiv ist, sondern rein rational über
den Abruf selbst ähnlich erlebter Situationen zustande kommt
- dann ist das Autismus.
Wenn du für andere seltsam erscheinende Interessen verfolgst
und dich ganz und gar auf diese fokussieren kannst
- dann ist das Autismus.
Wenn dich Spontanität restlos überfordert und du deine eigenen Abläufe,
Ordnungen und Rituale brauchst um zu funktionieren
- dann ist das Autismus.
Wenn Reisen, Hotels, Krankenhäuser oder sonstige fremde Umgebungen und Situationen,
für die du (noch) kein Handlungsmuster hast, kaum zu meistern sind
- dann ist das Autismus.
Wenn dir ein klingelndes Telefon oder unerwarteter Besuch vor der Haustür
wie ein schwerer Raubüberfall vorkommt
- dann ist das Autismus.
Wenn du dich nicht fotografieren lassen magst,
nicht ständig Selfies oder Reels von dir postest
- dann ist das Autismus.
Wenn du keinen Smalltalk beherrschst und meinst, du solltest auf die Frage
"Wie gehts?" eine ausfühliche Antwort geben
- dann ist das Autismus.
Wenn du mehreren durcheinander sprechenden Personen
an einem Tisch nicht folgen kannst
- dann ist das Autismus.
Wenn du Gemeinschaftsgefühl oder Zugehörigkeit nicht kennst und nicht einsiehst,
warum du Gruppenmeinungen unreflektiert zu deiner eigenen machen solltest
- dann ist das Autismus.
Wenn du dir keine sozialen Kontakte und Netzwerke schaffen kannst,
weil du ganz einfach die Mechanismen dahinter nicht verstehst
- dann ist das Autismus.
Wenn du Treffen mit zwanzig, dreiszig, fünfzig Frauen nicht organisieren kannst,
denn keine würde deiner Einladung folgen...
- dann ist das Autismus.
Wenn du dich in gröszeren Gruppen sehr unwohl fühlst und du nach
kürzester Zeit deinen Rückzug brauchst
- dann ist das Autismus.
Wenn du unter permanenter Reizüberflutung leidest, also helles Licht, Verkehrlärm,
Dudelmusik und den Grundlärm in gröszeren Speisesälen nicht ertragen kannst
- dann ist das Autismus.
Wenn du soziale Normen und Regeln niemals begreifen lernst
so sehr du auch zur Anpassung erzogen worden bist
- dann ist das Autismus.
Wenn du nicht einmal weiszt, dasz es nonverbale Kommunikation
überhaupt gibt
- dann ist das Autismus.
Wenn dir viele Verhaltens-, Denk- und Urteilsweisen anderer Menschen
seltsam und unlogisch erscheinen
- dann ist das Autismus.
Wenn du keinen Subtext (er)kennst und deine Worte
nur im einfachen Wortsinn gemeint sind
- dann ist das Autismus.
Wenn Du anderen nicht in die Augen schauen magst,
weil dich das zutiefst irritiert und vom Wesentlichen ablenkt
- dann ist das Autismus.
Wenn du trotz fachlicher Kompetenz kaum je einen Job bekommst,
weil du das soziale Darumherum nicht bringst,
- dann ist das Autismus.
Wenn du vor Verlassen des Hauses jede mögliche soziale Interaktion wie eine Rolle
einstudieren muszt und dir drauszen dann doch immer der Souffleur fehlt,
- dann ist das Autismus.
Wenn jegliches Zusammensein und Interagieren mit anderen
ein Quelle für Megastresz statt Freude und Energie ist
- dann ist das Autismus.
Und soweiterundsofort.
Verständlich erklären kann man es sowieso nicht.
Wie sich das anfühlt, wissen nur die, die es selbst betrifft.
*
Ok, einiges passt. Und wie da nun früher oder heute die Diagnose heißt, ist mir in meiner kleinen Welt zum Glück vollkommen egal ;-)
AntwortenLöschenAber gut, dass Du das hier mal wieder aufgelistet hast!
Sonnige Grüße von Silke
Liebe Silke,
AntwortenLöschenman braucht keine Diagnose, so lange man zurechtkommt. Und das lernt man am besten ganz von selbst.
Eine Diagnose ist eigentlich nur dann sinnvoll und wichtig, wenn es Schwierigkeiten im Arbeitsleben gibt (ca.80% der Autisten sind erwerbslos), wenn man z.B. dem Jobcenter erklären musz, dasz es keine eigene Faulheit ist, trotz Studium oder gar Promotion keine bezahlte Stellung zu kriegen. Wer Glück hat, besonders im alten Bundesgebiet, bekommt dann Hilfen, z.B. Arbeitsassistenz...oder wer Pech hat, wird aussortiert und kriegt EU-Rente - Obs das war, was man selbst wollte? - ich glaube, in vielen Fällen nicht (incl. uns). Aber im Umgang mit Behörden kann so ein Papier wichtig sein. Wahrscheinlich hätte ich sonst auch keines -
Was ADHS angeht: die Menschen, welche ich persönlich kenne, sind begeisterugsfähige, offene Menschen mit viel Empathie und sozialem Geschick. Musz ja nicht auf alle zutreffen, aber ich erlebe diese Menschen als das genaue Gegenteil von Autisten. Eben mit ganz anderen Besonderheiten und Schwächen. Wenn das nun so in einem Atemzug genannt wird, ist damit Autisten ein Bärendienst erwiesen, denn dann werden gleich wieder Erwartungen gestellt, die Autisten eben gar nicht erfüllen *können*.
Warum so viele ADHSler selbst gerne auch Autismus für sich in Anspruch nehmen möchten...das bleibt mir ein Rätsel. Aber wir hatten im Forum immer wieder solche und sie unterschieden sich von Autisten wie Tag und Nacht. Was sie selbst nicht begreifen konnten oder wollten. Deshalb kriege ich ziemlich Bauchschmerzen, wenn jemand ADHS/Autismus so zusammenschreibt.
Liebe Grüsze
von uns beiden