Donnerstag, 19. März 2020

Alltagskram



Was wird später Erinnerung bleiben von diesem frühen Frühling, 
der uns jetzt mit Sonnenschein verwöhnt?
Und wie lange wohl hält solch Erinnern an - ?
Ich höre kaum Vögel im Garten und morgens im Dunkel am offenen Fenster 
- der einst so grossartige Vogel-Dom der Nachtluft - 
hat sich enorm reduziert.
Aber das ist inzwischen kein Thema mehr und Klimaproteste sind ausgesetzt.
Aufgrund anderer Sorgen.

Leere Regale im Supermarkt und leergefegte Straßen.
Selbst die Tafel hat ihren Betrieb eingestellt.
Ich mache heute Salat aus meinen alten Kartoffeln...

Mit fehlt etwas Bewegung, Frischluft kriege ich eigentlich im Garten genug.
Gestern nachmittag spontan entschlossen, bis zum allerentferntesten 
Einkaufscenter zu radeln.
Der Weg dorthin ist weit und brutal laut, deswegen vermeide ich das immer.
Aber seit Monaten liegt mir der wahnsinnig schwere Vinylstapel im Weg, 
den ich aussortiert habe (echte Liebhaberstücke dabei).
Der sollte nun endlich dort runter zum öffentlichem Bücherschrank 
geschafft werden (macht nun mal keiner für mich).
 Da liegt auch sonst oft jede Menge Musik...
 
Habe die Sonne sehr genossen und die Ruhe auf den Straßen sowieso.
Betätige Grünruf-Knöpfe an Fußgängerampeln nur noch mit dem Ellenbogen,
 nicht mehr mit der Hand...
Und nach Rückkehr aus dem feindlichen Draussen gibts heisses Ingwerwasser, 
Nasendusche mit Salz und Händewaschen sowieso.
Aber letzteres gab es bei mir schon immer.

Der Lebensmittelmarkt hatte geöffnet, also dann dort angestellt. 
Sicherheitsabstand ist aber kein Thema, der Hintermann rückte mir sehr dicht 
auf die Pelle... Männer eben. Die werden jetzt nicht plötzlich anders. 
Auch Cliquen Jugendlicher stehen herum 
und im Nachbargarten feiern sämtliche Bewohner allnachmittäglich 
fröhlich Party rund um den Grill.
Einer hat beruflich sehr viel mit Menschen zu tun,
der könnte so das gesamte Haus infizieren.
Mitgehangen, mitgefangen nennt man das dann.

Mein Schatz kommt mich auch noch besuchen zum Mittag, mit nötiger Vorsicht.
Wie lange noch, wissen wir nicht.
Umso mehr wissen wir es zu schätzen, einander nahe zu sein.
Dass er nun nicht mehr in die Stadt zu den Eltern fahren kann,
 ist für beide Seiten sehr schlimm.

Dienstag war ein Ausflug in die Natur geplant,
 aber unser Besuch kam verständlicherweise nicht.
Und allein zu fahren war keine gute Idee bei eingeschränktem Busverkehr
(der auch regulär schon nur aller 3 Stunden fahren würde).
Nun haben wir die unzähligen blühenden wilden Märzenbecher 
und die Goldsternchen also wieder nicht gesehn!
Aber das ist für uns auch fast jedes Jahr dasselbe: nämlich unmöglich.
Insofern hat sich nicht gerade viel an unseren Lebensstil geändert bis jetzt.

Ständig bekomme ich Newsletter mit dem Versprechen, 
mir alles zu liefern, was ich online bestellen mag.
An die Postfrau denkt dabei offenbar niemand.

Ich lese jetzt "Nachtgeschwister" von Natascha Wodin.
Bekam es von der Bloggerin Wildgans geschenkt, freu!
Schöner Schreibstil und für mich vertraute Umgebung.
Ob ich die Story bis zum Ende durchhalte, weiß ich noch nicht.
Werde berichten.
Habe es ja gerade erst angefangen und lese ziemlich langsam.

Die Katze nimmt ihr Frühstück neuerdings immer im Bett.
Sie wird eben auch älter, 11 oder 12 ist sie jetzt.

Freue mich auf einen sonnigen Frühlingstag und möchte gern in den Wald gehn.
Wenigstens hier. Die wenigen, über Jahrzehnte gleichen erreichbaren Wege.
Wenigstens die.

Irgendwie denke ich gerade an die warmen Frühlingstage
nach Tschernobyl.




PS 20.3.: gestern ist es im Nachbargarten erstmals ruhig geblieben
 - obs wohl nur am etwas weniger schönen Wetter lag?


(aus Gründen besserer Übersetztbarkeit - für meine fremdsprachigen Leser - 
auf meine so  geliebte "sz-Schreibweise" verzichtet.)

4 Kommentare:

  1. ...beautiful combination of trees and sky!

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  2. Ach liebe Mascha,
    es sind schon schlimme Zeiten !
    Keiner weiß wie es weiter geht.
    Aber alles was von der Regierung beschlossen wurde und wird ist richtig und wichtig !
    Auch ich halte mich mit meinem Mann streng danach.
    Aber leider gibt es immer noch die Ignoranten, Egoisten und dumme !
    siehe bei mir mal in "Kreativ im Rentenalter"
    Ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln !
    Ansonsten erfreue ich mich an der erwachenden Natur und meinem Balkon.
    Der Miniflieder, den ich gesund überwintert habe erwacht zum Leben und meine Stiefmütterchen blühen so bunt und schön.
    Lieb Mascha,
    bleib weiterhin gesund und lass uns gemeinsam diese schwere Zeit überstehen.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt
    ♥lichst Jutta

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  3. Tja, dass Dein Schatz sich nun nicht mehr zu seinen Eltern aufgemacht hat, ist einerseits schlimm und doch wieder gut - es ist alles so verwirrend …
    Ich gebe zu, so richtig realisiert habe ich erst am Montag - als wir den Termin beim Steuerberater hatten - was das alles für Konsequenzen hat. Als wir noch am Sonntag bei meiner Mutter waren, waren wir zwar vorsichtig und hielten auch schon Sicherheitsabstand zueinander, aber beim nächsten Besuch - so er den überhaupt noch möglich ist - würden wir uns noch viel weiter umgehen. Denn das, was ich heute früh aus Italien hörte … Ich plädiere bei so viel Unvernuft allmählich für eine deutschlandweite Ausgangssperre. Selbst die alten Damen aus der Nachbarschaft von meiner Mutter haben sich am Dienstag noch zum Kaffeetrinken getroffen und waren regelrecht empört, dass meine Mutter wegen ihrer Autoimmunerkrankung daran nicht mehr teilnehmen wollte. Vielleicht teilt sich die Gesellschaft jetzt wirklich in die Überängstlichen, die vorausschauenden Vorsichtigen und die, die jetzt noch schnell alles mitnehmen solange es noch geht - so nach dem Motto Tanz auf dem Vulkan …
    Mir tun dabei dann allerdings die leid, die sich für diese Idioten in den noch geöffneten Geschäften, als Lieferant für was auch immer, als Ordnungshüter und im Gesundheitswesen in Gefahr begeben. Ja, ich ich war gestern froh - als unsere Katzenfutter-Nachbestellung kam, dass der arme DHL-Mensch die Pakete vor der Haustür abstellte, klingelte, mit Abstand wartete, und er mir sein Empfangsbestätigungsgerät nicht mehr zum Unterschreiben hinhalten musste. Gut, dass sowohl dort als auch an den Kassen jetzt reagiert wird. Aber für manche wohl schon leider zu spät …

    So schade es ist, aber ich hoffe, dass es trotz der schlechten Prognosen auch noch ein nächstes Frühjahr gibt. Allerdings befürchte ich allmählich, dass die Hoffnung auf einen Besuch im Mai unter den sich ständig verändernden Umständen zu blauäugig war :-(

    Liebe Grüße von Silke, die jetzt endlich an den Homeoffice-Rechner kann und die Zwischenzeit jetzt lieber so nutze. Wir hoffen Ihr bleibt coronafrei ...

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  4. Es ist eine sehr seltsame Zeit. Die Geschichte, die Sie hier erzählen, ist sehr ähnlich, und ich hoffe, dass die Leute ruhig sind und wir mit vollen Regalen einkaufen können. Unser örtlicher Supermarkt ist morgens um 6.00 Uhr geöffnet. In der ersten Stunde dürfen ältere Menschen in unserer Altersgruppe einkaufen, um sie sicherer zu machen. Die Geschäfte haben Beschränkungen auferlegt, wie viel Leute kaufen können, also keine Hortungsgegenstände. Wir ändern unsere Gewohnheiten immer mehr, um uns zu schützen. Ich war schon immer ein normaler Handwäscher, aber mein Gesicht nicht zu berühren ist schwer. Wie oft berühren wir unser Gesicht an einem Tag? Ich war überrascht und jetzt darf ich nicht. Ich bin froh, dass du deinen Schatz besuchst. Wir haben viele Söhne und Töchter, die ihre Eltern nicht in Seniorenheimen besuchen können. Ganz Kalifornien wurde geschlossen, 40.000.000 Menschen können nicht aus ihren Häusern kommen, es sei denn, es geht um Nahrung, Benzin usw. Die meisten Staaten sagen, dass Schutz vorhanden ist, aber es gibt Menschen, die einander und Fremden gegenüber sehr freundlich sind. Ich beschäftige mich, lese, koche, blogge, mache Hausarbeit, Filme. Die Tage vergehen so schnell wie möglich :) Pass gut auf dich auf und wünsche dir Sicherheit und Glück. Bitte entschuldigen Sie Grammatikfehler, wenn ich Google Translate verwende.

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