Dienstag, 8. Juni 2021

60 Begriffe und Abkürzungen aus der DDR

 

...an die ich mich erinnere, in zufälliger Reihenfolge
(um meine DDR-Listen mal fortzusetzen)

 
1. ELG BäMüKo - Einkaufs-und Liefergenossenschaft für Bäcker, 
Müller Konditoren, eine Art Groszhandel

2. ELG Satap - Einkaufs-und Liefergenossenschaft für Sattler und Taperierer
 
3. SaukiSümo - Sauerkirschsüszmost - so wurde das manchmal am Konsum 
angeschrieben, wenn es welchen gab

4. DFD - Demokratischer Frauenbund Deutschlands, die sozialistische Frauenorganisation
(war nicht sonderlich beliebt, wie ich mich erinnere, da gab es auch den Spruch
 "Lieber öffentlich lesbisch als heimlich im DFD!")

5. GST - Gesellschaft für Sport und Technik, eine Organisation zur 
vormilitärischen Ausbildung von Schülern Lehrlingen, Studenten

6. Studentensommer - "freiwillige" unbezahlte Arbeitseinsätze von Studenten in den Semesterferien,
zumeist für 3 Wochen als Erntehelfer - nur damit war ein Studium überhaupt möglich, 
also Befreiung davon gab es so gut wie keine

7. Subotnik - unbezahlte ehrenamtliche Arbeitseinsätze in der Freizeit 
von Schülern oder Werktätigen, meist zur Verschönerung der Umgebung,
 z.B. Renovierung von Schulgebäuden, Kindergärten etc. 
(kommt her vom russischen Subota = Sonnabend)
 
8. Trolli - offizieller Name eines beliebten elektrischen Rasenmähers, 
(wohl das einzige Modell, das es überhaupt gab)
 
9. Kaffee Mix - im Volksmund "Erichs Krönung": ein Kaffeemischgetränk übelster Art, 
um der Nachfrage nach Kaffe gerecht zu werden 

10. FF - beliebte wöchentliche Illustrierte mit dem Rundfunk-und TV-Programm

11. Taigatrommel - eine Diesel-Lok aus sowjetischer Produktion

12. UWUBU -  Ulbrichts Wucher Bude: HO-Läden, offiziell "HO Exqisit"
mit besonderem Warenangebot zu weit überteuerten Preisen -  da gab es teils auch 
Westware bzw. nicht abgenommene, in der DDR für den Export hergestellte Waren

13. Fress-Ex - hiesz offiziell "HO Delikat" - dasselbe wie 12, aber für Lebensmittel

14. OGS - Obst-und Gemüsegroszhandel

15. HO - Handelsorganisation

16. Kreisstelle für Unterrrichtsmittel - ein Verleih von Landkarten, Bildtafeln, 
Globen, Lehrfilmen etc. für Schulen

17. UTP - Unterrichtstag in der Produktion: ab der 7. Klasse ein obligater Tag 
der Arbeit in einem Produktionsbetrieb

18. ESP - Einführung in die sozialistische Produktion - ein Unterrichtsfach ab Klasse 7 
zur Theorie der sozialistischen Wirtschaft, wechselte sich 14tägig mit dem 
Produktionstag ab (der mehr Spasz machte als die Theorie)

19. Gesellschaftliche Bedarfsträger - Bezeichnung für Schulen, Altenheime Kindergärten, Schulküchen etc, wenn es um Versorgung mit Waren ging, d.h. diese durften nicht 
einfach im Einzelhandel einkaufen, sondern nutzten besondere Groszhandelseinrichtungen, 
um ihren Bedarf sowohl an Lebensmitteln als auch Industriewaren zu decken

20. Rat des Kreises, Abteilung Wohnraumlenkung - das sagt ja wohl alles.
(wobei ich mich immer gefragt habe, wie und wohin man Wohnräume lenken kann)

22. Zuzug - einfach so mal in eine Stadt ziehen, die einem gefiel, das ging eben nicht.
Dazu  bedurfte es einer speziellen Zuzugsgenehmingung, die nicht so einfach zu 
bekommen war, z.B. eine wichtige Arbeitsstelle konnte dafür ein Grund sein 
oder eine Heirat rechtfertigte auch einen Antrag auf Zuzug

23. Ausreiseantrag - der Antrag, die DDR zu verlassen, meist nicht genehmigt 
und mit massiven Repressalien für die betr. Person verbunden, von Bespitzelung, 
systematischer Zerstörung des persönl. sozialen Umfelds bis zum Verlust der Arbeitsstelle
(dafür wurde ein unbeliebter minder qualifizierter Job angeboten, 
denn Arbeitslosengeld, Sozialhilfe o.ä. gab es ja nicht)

24. Orts-Cherriff - vokstümlich für ABV (Abschmittsbevollmächtigter) 
ein Volkspolizist, der für ein bestimmtes Wohngebiet zuständig war

25. Malimo - ein beliebter Stoff in besonderer Webtechnik (eher genäht als gewebt),
 von Heinrich Mauersberger aus Limbach-Oberfrohna erfunden, 
welcher die DDR-Textilindustrie ziemlich revolutionierte

26. Präsent20 - ein Chemiefaserstoff, häufig für Anzüge verwendet 
(alle Parteibonzen trugen sowas, meist potthäszlich und in Braun)

27. Kaderschmiede - eine Bildungseinrichtung für Führungskräfte

28. Leitende Kader - Vorgesetzte aller Art

29. Kaderabteilung - in den volkseigenen Betrieben das, was heute Personalabteilung heiszt

30. Zappelfrosch - volkstüml. Bezeichnung für Saporoshez, eine sowjetische
 Automarke (aber wer einen hatte, war froh darüber!)

31. Broiler - Brathähnchen

32. Plaste-und Elaste - Sammelbegriff für Kunststoffe, heute meist Plastik genannt 
(was ich irritierend finde, denn eine Plastik ist ein Kunstobjekt)

33. O-Glas  - durchsichtiger, oft farbiger Kunststoff
(keine Ahnung, wieso der so genannt wurde)

34. Sonntagsklub - von den Bezirkskabinetten für Kulturarbeit geschaffener Versuch, 
die Schwulen-und Lesbenbewegung unter staatliche Kontrolle zu bekommen, 
die sich zum Ende der DDR hin nicht mehr übersehen liesz

35. Kreis-AG - ein zwangsweiser regionaler Zusammenschlusz von Leitern 
des Künstlerischen Volksschaffens (Zeichen-,Foto-, Textilkzirkel o.ä) 
mit dem Ziel, diese Arbeitsgemeinschaften besser zu kontrollieren.
Freiwillig war die Mitgliedschaft nicht, dazu wurde man "berufen" 
und Ablehnung zog unangenehme Folgen nach sich (eigene Erfahrung)

36. Bezirkskulturakademie - Bildungseinrichtung für Zirkelleiter der Kulturhäuser

37. Mossi - volkstüml. für mosambikanische Jugendliche, welche zwecks Ausbildung 
in der DDR weilten, der Begriff wurde sogar vom Leiter des Wohnheims so gebraucht,
war also allgemein üblich

38. Ali - Algherier, siehe 37.

38. Kameltreiber - abwertender Begriff für jegl. Orientalen, 
welcher schon mal Messerstechereien herausfordern konnte

39. Fidschi - wurden die in der DDR arbeitenden Vietnamesen genannt 
(warum, ist mir bis heute ein Rätsel - )

40. Negerfotzen - volkstümlich für Salmiakpastillen, eine beliebte Leckerei 
(oh oh, bitte wegsehn!)

41. Konsummarken - Rabattmarken, die von Konsum-Verkausstellen bei jedem 
Einkauf an Mitglieder austeilt wurden - man klebte sie sortiert nach Werten
 in ein Büchlein ein und gab dieses einmal jährlich dort ab, 
dann bekam man etwas Bargeld zurück

42. Gackelboy - offizieller Name eines elektrischen Eierkochers

43. DSF - Gesellschaft der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft

44. Kollektiv der sozialistischen Arbeit - Eherenbezeichnung, die sich eine Brigade
erst verdienen muszte, damit war dann auch ein kleiner Geldbetrag
für die Gem,einschaft verbunfden, z.B. für einen Brigade-Ausflug

45. Verdienter Lehrer des Volkes - ein selten verliehener Ehrentitel

46. Stabü - Abkürzung für Staatsbürgerkunde,
ein unbeliebtes Polit-Unterrichtsfach

47. DT64 - das offizielle Jugendprogramm des Rundfunks

48. Kaufhalle - nennt sich heute Supermarkt

49. EVP - Endverbraucherpreis

50. Produktgebundene Abgabe - Eine Art Mehrwertsteuer auf nicht preisgestützte
Konsumgüter, dadurch kam der Preis in Exquisitläden zustande, aber auch
private Kleinerzeuger hatten diese zu leisten
 
Zitat:
Die produktgebundene Abgabe wurde vor allen Dingen bei nicht subventionierten Konsumgütern erhoben. In 1988 wurde ihr Aufkommen mit 43 Mrd. Mark angegeben. Nimmt man die subventionierten Güter aus dem gesamten Einzelhandelsumsatz heraus, dann betrug ihr Umsatz in 1988 insgesamt 88 Mrd. Mark, d.h., die Preise der nicht subventionierten Güter bestanden zur Hälfte aus Steuern. 
(info von hier )
 
51. Fünfjahresplan - von oben vorgegebener Zeitraum der 
Produktionsplanung

52. Plankommission - das staatliche Kontrollgremium
der volkseigenen Betriebe

53. VEB Reintex - Wäscherei und chemische Reinigung

54. Dienstleistungskombinat (VEB) - die Zusammenführung verschiedenster,
 vormals selbstständiger Handwerker wie. z.B. Schuster, Schneider, Schlüsseldienste, 
Frisöre und diverser Reparaturdienstleister zu einem großen Betrieb
mit diversen Werkstätten, teils gehörte sogar das Bestattungswesen auch mit dazu

55. Komplexannahmestelle - die zentrale Auftragsannahme von 54,
da gab man kaputte geräte ab oder Tepiche zur Reinigung

56. Strumpfrepassierdienst - dort wurden die Laufmaschen von Feinstrumpfhosen
repariert, was kaum eine Mark kostete...eine neue Strupfhose dagegen über 15 Mark
(so gesehen war das aber nachhaltiger als die heutige Wegwerfmentalität)

57. Autoanmeldung - war nicht das, was es heute ist.
Vorsorgliche Eltern füllten oft bald nach Geburt des Kindes einen Antrag 
auf Zuteilung eines PKWs aus. Bei 18jähriger Wartzezeit war der kleine 
Hemdenmatz dann bereits im fahrfähigen Alter und hatte
damit einen guten Start ins Erwachsenendasein 
 
58. Sperrgebiet - Sperrgebiete gab es recht viele, meist um militärische Anlange heru,
doch auch entlang der Staatsgrenze gab es eine 5km-Sperrzone, die nur mit Passierschein betreten werden durfte. Dortige Anwohner durften keine Besucher empfangen, bzw nur nach umständlicher Antragstellung und es gab auch Aktionen, wo bei Nacht und Nebel politisch weniger korrekte Bürger aus diesen Gebieten ausgesiedelt wurden
 
59. Aktion Ungeziefer - war eine solche Zwangsaussiedlung von Menschen
aus dem Sperrgebiet, siehe 58 
 
60. 500 Meter Zone  - waren die letzten 500m vor der Grenze. 
Diese durften auch mit Passierschein nicht betreten werden, 
teils war das Gebiet sogar vermient
(ich bin als Kind mit meinem Vater einmal an den Schildern entlang
gewandert - das war schon gruselig)
und für Menschen, die das Pech hatten, seit langem dort zu leben...war es nicht einfach
und viele zwang man zum Aufgeben ihrer Häuse und Gehöfte

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