Freitag, 4. Juni 2021

25 Dinge aus der DDR, die ich nicht vermisse

 

Noch eine subjektive Liste...

1. Die Wahlen mit 99,5% Beteiligung und 100% der Stimmen
für die sowieso amtierende Volkskammer
 (ein interessanter Film dazu aus unserer Stadt hier)

2. Die Partei, die immer recht hatte...

3. Der ABV (Abschnittsbevollmächtigter Volkspolizist), der am Wahlsonntag 
bei allen vorbei kam, die nicht freiwillig im Wahllokal erschienen
 
4. Die alle sehr ähnlich aussehenden Bonzen vom Rat des Kreises
in ihren komischen Anzügen
 
5. Die Hauptamtlichen der Stasi, denen ich frühmorgens auf dem Weg
 zur Arbeit oft begegnete
 
6. Die geöffnete Post und andere kleine Anzeichen der Bespitzelung 

7. Das Grundmisztrauen fremden Menschen gegenüber (gerade, wenn diese nett waren), 
denn jeder konnte ein IM (inoffizieller Mitarbeiter) des Stasi sein 

8. Die sogen. Hausbücher in jedem Haus, wo nicht nur alle Mieter eingetragen 
wurden, sondern auch sämtliche Besucher, die länger als 3 Tage blieben

9. Die Ausweiskontrollen und Fragen in den Zügen, hier kurz vor der 
Staatsgrenze allgemein üblich

10. Die Abschottung von Ausländern, welche hier temporär zwecks Ausbildung 
oder Arbeit lebten - persönliche Kontakte durfte es nie geben
(beim heutigen Brahms-Chorwettbewerb in unserer Stadt 
läuft das allerdings auch noch nicht so viel anders)

11. Die organisierten Begegnungen im Rahmen der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft
(an einem Tisch saszen die Russen, am anderen die Brigade und ein Kulturprogramm 
nebst Reden lief auf den Bühne, persönl. Gespräche waren unerwünscht)

12. Die "Rotlichtbestrahlungen", natürlich nur illegal so genannt... - das waren 
politische Schulungen in Betrieben oder Wochenkurse mit selbigem Zweck

13. Der Ideologieunterricht in den Schulen, nicht nur im Fach
Staatsbürgerkunde...

14. Die Gleichschaltung von Menschen, jegliche Individualität wurde unterdrückt
und durfte es nicht geben

15. Die wöchentlichen Fahnen-Apelle in der 1.groszen Pause, bei uns immer
samstags für die gesamte Schule
 
16. Die Jugendweihe und der ihr vorausgehende  "Unterricht" an den Nachmittagen
 (ich weisz, dasz viele heute noch Jugendweihe freiwillig feiern, 
mir persönlich hat sich der Sinn dieser Zeremonie aber nie erschlossen, genauso wenig 
wie die sozialistische Namensweihe, die eine Alternative zur Taufe sein sollte) 
 
17. Das Kreis-und Bezirkskabinett für Kulturarbeit, welches die (volks-)künstlerischen 
Aktivitäten steuern sollte und mit dem ich sehr ungute Erinnerungen verbinde
 
18. Spitzel als Ärzte und Psychotherapeuten

19. Die Kohlen, welche einfach vors Haus gekippt wurden, und die in den Keller 
zu bringen nicht immer so einfach war (je nach Lage des Hauses)

20. Das vielfache Geknattere von Trabis und der Abgasgestank

21. Das ohrenbetäubende Quietschen der Züge und die hoffnungslos verdreckten
 Toiletten darin

22. Die Luft-und Gewässerverschutzung durch die Industrie 

23. Die Schwierigkeit, einen Klempner oder anderen Handwerker zu bekommen
 
24. Die vergeblichen Wege zur Beschaffnung vieler alltäglich benötigter Dinge

25. Die allgemeine Reglementierung des gesamten Lebens


 
Interessante Literatur:
Anna Funder "Stasiland"
Hagen Schmidt "Spion unter Spitzeln" (spielt in meiner Stadt)
 

3 Kommentare:

  1. Danke für diese beide Listen, die ich sofort unterschreiben,... obwohl ich deutlich jünger bin. Du bist da sehr objektiv vorgegangen und in Sachsen war beides genauso.
    Viele Grüße aus der Uckermark Kristina

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  2. Ich jetzt mit ganz was Anderem: Hast du gesehen, dass Friederike Mayröcker heute gestorben ist? Sehr bedauerlich & traurig. Es bleiben aber die Gedichte...
    Deine Listen sind sehr interessant! Ein Einblick in eine Welt, die frau nur aus dem Film und den Büchern kennt.
    Hier gewittert es jetzt in der Höhe.
    GLG
    Astrid

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