Ein paar ganz persönliche Gedanken...
Als ich am 28.12. spazieren ging... begegneten mir hier und da bereits
herausgeworfene Weihnachtsbäume.
Das kann nun jeder halten, wie er will... für mich endet die Weihnachtszeit
auf keinen Fall vor dem 6. Januar.
Im Kirchenjahr geht sie sogar noch bedeutend länger,
aber wer richtet sich heute noch nach dem Kirchenjahr?
Ich ja auch nicht.
In den Shops und in den Blogs begegnen mir längst schon die Tulpensträusze.
Diese Sehnsucht nach Frühling kann ich gut verstehn.
Gehöre ich doch auch zu den Menschen, die den Winter aus tiefster Seele hassen.
(Die Jahre als Postfrau haben daran nicht unerheblichen Anteil)
Winter ist dunkel und kalt.
Und es ist höchst ungemütlich, wenn mir auf dem Fahrrad
der Eisregen ins Gesicht peitscht
oder ich bei Schnee meine Wege überhaupt nicht mehr schaffe.
Da ich ohne Fahrrad doch sehr bewegungseingeschränkt bin.
Im Winter friere ich immer.
Im Winter bin ich immer krank (auch jetzt).
Im Winter habe ich nicht genug Frisches zu essen
3D-Tropfen gleichen das natürlich nicht vollständig aus.
Trotzdem: jetzt IST nun mal Winter
und so nehme ich ihn an, wie er eben ist.
Mit seinem Nebel-Nieselgrau und allem Unbill.
Ich feiere ihn trotzdem!
Freue mich, wenn es schneit und wenn dann mal die rare Sonne kommt.
Warte sehnsüchtig auf das erste Schneeglöckchen.
In den letzten zwei Wochen hab ich so Stück für Stück
die Weihnachtsdeko weggeräumt.
Der goldene Hirsch durfte noch bleiben.
Den leuchtenden Weidenstern nahm ich erst vorgestern aus dem Fenster.
Es war mit ihm so gemütlich!
Dafür hab ich ihn wieder durch das Lichthäuschen ersetzt.
Das steht bei mir die gesamte Dunkelzeit über.
Ich freue mich nach wie vor an Kerzen und Winterdüften:
Vanille und Zimt, auf dem Herd köchelnder Yogitee...
Ich ziehe mich warm an, geniesze die Kälte (ja, doch!)
Ein Tulpenstrausz kommt mir jetzt nicht ins Haus.
Das hat Zeit bis Ostern!
DANN wird es Frühling, nicht jetzt.
Ich lasse meinen Amaryllis auf dem Fensterbrett alle Zeit, die sie brauchen,
um auszutreiben und zu blühn.
Weihnachten schlafen sie nämlich noch.
Dafür erfreuen sie mich im Februar.
Und die Zwiebeln leben bei mir viele Jahre.
Klar, ich hätte welche kaufen können, die zu Weihnachten blühn.
Wollte ich aber nicht.
All diese vorgetriebenen Zwiebeln, die es jetzt so gibt,
empfinde ich persönlich eher als unzeitgemäsz.
Ich mag es, der Natur ihren eigenen Rhythmus zu lassen.
Und wenn ich in einem Blog sehe, wie jemand blühende
Hyazinthenzwiebeln einfach aus dem Topf herausnimmt
und ganz und gar ins Wasser stellt...dann wird mir ganz anders!
Für mich ist eine Blumenzwiebel ein lebendes Wesen.
Das ist gerade, wie mich meiner Kleidung zu berauben und mich
in die Regentonne zu stuken und dort unter Wasser zu halten
- da gehe ich ein!
Ich erinnere mich an die Hyazinthengläser meiner Oma.
Da standen die Zwiebeln mit einem bunten Hütchen darauf
über dem Wasser und ich schaue nach, wie weit sie schon sind.
Konnte es kaum erwarten... doch es dauerte und dauerte.
Ewiglang. - Wer macht sowas heute noch?
Wer hält die Spannung aus und das ganz leise Wachsen???
Was doch so eine besondere Freude ist!
Heute ist alles immer verfügbar. Gleich und sofort.
Vorgetrieben, blühend...
Und die Zwiebeln sind nur noch eine Art Ware.
Werden entsorgt, sobald die Blüte welkt.
Das kann jeder halten, wir er mag und ich schreibe das nicht,
um jemand damit anzugreifen.
Sind nur so paar Gedanken vor mir.
Tulpen mag ich am liebsten, wenn wirklich Frühling ist.
Also drauszen an sonnigen Tagen, wenn ich fast schon im Kleid gehen kann.
Dann geniesze ich das Tulpenmeer in unserem Bürgerpark.
Ja, dann würde ich auch gerne einmal nach Holland reisen.
Tulpen in der Vase mag ich dagegen nicht so.
Einer Zwiebel, die dafür lebt, nur eine einzige Blüte zu haben...
wird diese gewaltsam genommen.
Ich finde das irgendwie brutal.
Und überhaupt: so schön es ist, im Winter üppg blühende Sträusze
im Haus zu haben (wenn ich das Geld dafür hätte),
eigentlich mag ich auch diese nicht wirklich sehr.
Mal den einen pro Winter, ja schon...aber nicht ständig.
Blüten gehören raus in die Natur.
Jetzt ist nun mal eine sinistre Zeit der Kargheit
und diese will gelebt werden.
Nicht zum Leiden, sondern zur Vorfreude
und zum Feiern jedes noch so kleinen Zeichens von Leben.
So vieles ist Verheiszung, so vieles zu erahnen,
wenn man nur genau hinschaut.
Der blühende Tulpenstrausz lenkt mich davon eher ab.