Samstag, 22. Januar 2022

Ist denn schon Frühling ?

 

Ein paar ganz persönliche Gedanken...  
 


 

 Als ich am 28.12. spazieren ging... begegneten mir hier und da bereits
herausgeworfene Weihnachtsbäume.
Das kann nun jeder halten, wie er will... für mich endet die Weihnachtszeit
auf keinen Fall vor dem 6. Januar. 
Im Kirchenjahr geht sie sogar noch bedeutend länger, 
aber wer richtet sich heute noch nach dem Kirchenjahr?
Ich ja auch nicht.
 
In den Shops und  in den Blogs begegnen mir längst schon die Tulpensträusze.
Diese Sehnsucht nach Frühling kann ich gut verstehn.
Gehöre ich doch auch zu den Menschen, die den Winter aus tiefster Seele hassen.
(Die Jahre als Postfrau haben daran nicht unerheblichen Anteil)
 
Winter ist dunkel und kalt.
Und es ist höchst ungemütlich, wenn mir auf dem Fahrrad
der Eisregen ins Gesicht peitscht 
oder ich bei Schnee meine Wege überhaupt nicht mehr schaffe.
Da ich ohne Fahrrad doch sehr bewegungseingeschränkt bin.
 
Im Winter friere ich immer.
Im Winter bin ich immer krank  (auch jetzt).
Im Winter habe ich nicht genug Frisches zu essen
3D-Tropfen gleichen das natürlich nicht vollständig aus. 

Trotzdem: jetzt IST nun mal Winter
und so nehme ich ihn an, wie er eben ist.
Mit seinem Nebel-Nieselgrau und allem Unbill.
Ich feiere ihn trotzdem!
Freue mich, wenn es schneit und wenn dann mal die rare Sonne kommt.
Warte sehnsüchtig auf das erste Schneeglöckchen. 
 
In den letzten zwei Wochen hab ich so Stück für Stück
die Weihnachtsdeko weggeräumt.
Der goldene Hirsch durfte noch bleiben.
Den leuchtenden Weidenstern nahm ich erst vorgestern aus dem Fenster.
Es war mit ihm so gemütlich!
 
Dafür hab ich ihn wieder durch das Lichthäuschen ersetzt.
Das steht bei mir die gesamte Dunkelzeit über.
Ich freue mich nach wie vor an Kerzen und Winterdüften:
Vanille und Zimt, auf dem Herd köchelnder Yogitee...
Ich ziehe mich warm an, geniesze die Kälte (ja, doch!) 
 
Ein Tulpenstrausz kommt mir jetzt nicht ins Haus.
Das hat Zeit bis Ostern!
DANN wird es Frühling, nicht jetzt. 
 
Ich lasse meinen Amaryllis auf dem Fensterbrett alle Zeit, die sie brauchen, 
um auszutreiben und zu blühn.
Weihnachten schlafen sie nämlich noch.
Dafür erfreuen sie mich im Februar.
Und die Zwiebeln leben bei mir viele Jahre.
 
Klar, ich hätte welche kaufen können, die zu Weihnachten blühn.
Wollte ich aber nicht.
All diese vorgetriebenen Zwiebeln, die es jetzt so gibt,
empfinde ich  persönlich eher als unzeitgemäsz.
Ich mag es, der Natur ihren eigenen Rhythmus zu lassen.
 
Und wenn ich in einem Blog sehe, wie jemand  blühende
Hyazinthenzwiebeln einfach aus dem Topf herausnimmt
und ganz und gar ins Wasser stellt...dann wird mir ganz anders!
Für mich ist eine Blumenzwiebel ein lebendes Wesen.
Das ist gerade, wie mich meiner Kleidung zu berauben und mich
in die Regentonne zu stuken und dort unter Wasser zu halten
- da gehe ich ein! 
 
Ich erinnere mich an die Hyazinthengläser meiner Oma.
Da standen die Zwiebeln mit einem bunten Hütchen darauf
über dem Wasser und ich schaue nach, wie weit sie schon sind.
Konnte es kaum erwarten... doch es dauerte und dauerte.
Ewiglang. - Wer macht  sowas heute noch?
Wer hält die Spannung aus und das ganz leise Wachsen???
Was doch so eine besondere Freude  ist!
 
Heute ist alles immer verfügbar. Gleich und sofort.
Vorgetrieben, blühend...
Und die Zwiebeln sind nur noch eine Art Ware.
Werden entsorgt, sobald die Blüte welkt.
 
Das kann jeder halten, wir er mag und ich schreibe das nicht,
um jemand damit anzugreifen. 
Sind nur so paar Gedanken vor mir. 
 
Tulpen mag ich am liebsten, wenn wirklich Frühling ist.
Also drauszen an sonnigen Tagen, wenn ich fast schon im Kleid gehen kann.
Dann geniesze ich das Tulpenmeer in unserem Bürgerpark.
Ja, dann würde ich auch gerne einmal nach Holland reisen.
 
Tulpen in der Vase mag ich dagegen nicht so.
Einer Zwiebel, die dafür lebt, nur eine einzige Blüte zu haben...
wird diese gewaltsam genommen.
Ich finde das irgendwie brutal.
 
Und überhaupt: so schön es ist, im Winter üppg blühende Sträusze
im Haus zu haben (wenn ich das Geld dafür hätte),
 eigentlich mag ich auch diese nicht wirklich sehr.
Mal den einen pro Winter, ja schon...aber nicht ständig.
Blüten gehören raus in die Natur.
 
Jetzt ist nun mal eine sinistre Zeit der Kargheit 
und diese will gelebt werden.
Nicht zum Leiden, sondern zur Vorfreude
und zum Feiern jedes noch so kleinen Zeichens von Leben. 
 
So vieles ist Verheiszung, so vieles zu erahnen,
wenn man nur genau hinschaut.
Der blühende Tulpenstrausz lenkt mich davon eher ab.
 

(heute) 
 

7 Kommentare:

  1. Wunderbar zusammengefaßt, liebe Mascha.
    Auch ich habe den Winter nie gemocht,.....schon als Kind nicht. Aber ja, er kann auch schöne Augenblicke bringen, wie Du schon richtig anmerkst, wie beispielsweise dem Schnee (beim Fallen) zuzuschauen, die Wärme im Zimmer zu genießen und das Licht einer Kerze, vielleicht zusammen mit einem aromatisch duftenden Tee oder Räucherstäbchen. Gehört für mich zum Winter irgendwie……
    Liebe Grüße
    Rosi

    AntwortenLöschen
  2. Ein gesundes und schönes Jahr 2022, es grüßt dich herzlich
    Monika

    AntwortenLöschen
  3. ...we still have our Christmas tree up.

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Mascha,
    das sind ehrliche und ganz offene Worte von dir.
    Ich kann dir da nicht in allen Dingen zu stimmen, aber ich bin ja auch ein anderer Mensch mit anderen Empfindungen ;-)
    Übrigens, die Hyazinthengläser mit dem Hütchen drauf kenne ich auch noch von meiner Mutter.
    Sie hatte immer welche auf der Fensterbank stehen, eine schöne Erinnerung, die ich durch dein Schreiben wieder erlangt habe.
    Ich zum Beispiel liebe Tulpen in der Vase und wenn mir mein Mann im Januar welche mitbringt, dann freue ich mich sehr darüber und ich kann den Frühling schon fühlen, auch wenn weit und breit nichts davon zu sehen ist.
    Natürlich sind blühende Pflanzen in Natura schöner, da gebe ich dir Recht !
    Leider habe ich keinen Garten mehr, da muss ich dann immer in den "Botanischen Garten " hier bei uns gehen um das Erwachen der Natur zu erleben.
    Winter ist auch nicht so mein Ding, ich bin kein Wintersportler und von daher reizt mich der Schnee, wenn er denn mal da ist auch nicht so.
    Nun wünsche ich dir noch ein gemütliches Wochenende und schicke
    liebe Grüße
    Jutta

    AntwortenLöschen
  5. Auch ich bin kein Freund des Winters. Ich nehme ihn hin und sehne mich schon nach Neujahr nach der Frühlingszeit. Mich stresst die Dunkelheit und ich genieße es, wenn die Sonne scheint. Dann lasse ich daheim alles stehen und liegen und gehe raus in die Natur.
    Dein heutiges Bild erzeugt eine heimelige Stimmung und ich habe es lange angeschaut. Herrlich!
    Liebe Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

    AntwortenLöschen
  6. das sieht soo gemütlich aus
    ich habe eine Salzkristalllampe am Fenster stehen ;)

    Blumen sehe ich auch lieber im Garten als auf meinem Tisch
    der Hyazinthe macht es aber wohl nichts wenn sie in Wasser gestellt wird
    sie nimmt ja aus der Erde auch nur das Wasser auf
    wenn die Zwiebel gesund ist passiert da nichts ..
    und du schreibst ja von den Gläsern die man früher verwendete

    Winter genieße ich eigentlich als eine Zeit der Ruhe und Rückbesinnung
    eine Pause bis mit dem Frühling das Leben wieder langsam anläuft
    (dieses Jahr ist es etwas anders )
    heute will mman immer alles schnell und wenns geht gleichzeitig ;)

    liebe Grüße
    Rosi

    AntwortenLöschen
  7. Bin auch eher ein Sonnenkind, mag nur die wirklich hübschen Postkarten-Winter, die meist sehr kalt sind. Das habe ich nur wenige Male im Leben erlebt.

    Lichter leuchten bei uns auch immer noch, meist Lichterketten, wie bei Dir im Lichthäuschen. Ist ungefährlicher, da in einem so großen Haus wie bei uns leicht mal etwas vergessen wird. Aber mitunter am Tisch sind es dann doch echte Kerzen. Einen Weihnachtsbaum hatten wir dieses Jahr erstmalig nicht, nur noch Zweige. Amaryllis gedeiht bei mir leider nicht dauerhaft, wahrscheinlich brauchen sie es kühler. Unter unseren Fenstern befinden sich unmittelbar Zentralheizungen. Sicher nicht so ideal.

    Ja, es haben sich so manche neumodischen Sitten eingeschlichen, allein der Deko und des Aufsehens wegen. Das sind für solche Leute vermutlich Wegwerfartikel. Bei mir kommen die Hyazinthenzwiebeln dann, wenn sie abgeblüht sind, in den Garten und erfreuen im nächsten Jahr unser Auge.
    Das mit den Hyazinthen-Gläsern kenne ich auch noch, habe das sogar noch mit meinen Kindern so gehandhabt und würde es immer wieder tun, auch mit Enkeln. Geduld muß man lernen. Ist auch heute wichtig!
    Tulpen hatte ich auch schon, da war mir einfach mal nach "Leben" und Farbe im Haus, aber ständig, dafür hätte ich schon die Zeit nicht, denn Sträuße müssen auch gepflegt werden, damit sie halten. Es ist auch nicht gut, alles ständig zu praktizieren, dann weiß man den Wert nicht mehr zu schätzen.

    Alles hat seine Zeit, das sehe ich im Grunde auch so.

    Liebe Grüße und gute Nacht
    Sara

    AntwortenLöschen

Ich freue mich sehr über Dein Interesse und Deinen Kommentar.

Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass der von dir geschriebene Kommentar und die personenbezogenen Daten, die damit verbunden sind (z.B. Username, E-Mailadresse, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.