Mittwoch, 6. März 2013

Beim Lesen einer Bloglist

Heute beim Lesen einer Bloglist. Überfliegen, besser gesagt.
Unwillkürlich bleiben meine Augen an den Worten „Neues aus dem Schrottcontainer“ hängen.
Natürlich kann ich mir denken, was dahinter steht: in Zeiten von Shabby Style und boomenden Einrichtungsmagazinen -

Doch mein Kopfkino zeigt mir augenblicklich einen anderen Film.
Einen von Menschen, die unbehaust leben. Die sich verstecken. Die aussortiert sind. Schrott eben. (Nein, das ist jetzt *nicht* meine Meinung!)
Und ich sehe wieder die Bilder von damals: Unterkünfte in verwahrlosten leerstehenden Häusern, Erdlöchern, Containen... wasnichtnoch –
Sehe Menschen im Finsteren sitzen in ihrem Versteck ohne Tageslicht.
Menschen, aus Containern leben.

Wie sich so ein Leben aufs Minimum reduziert... ist erschreckend und faszinierend zugleich. Wie das funktioniert. Was man wirklich braucht und was nicht.
Da wird warmes Essen gekocht mit einfachsten Mitteln. Gaskartuschen. Angeschlagene Teller und Töpfe. Zum Abwasch ist kein Wasser da.
Schlaflager am Boden starren vor Dreck.
Darüber – und über die Gerüche – musz man hinweggehn. Wenn man da überleben will.

Dieser Geruch hat sich eingebrannt in mein Gedächtnis. Wird immer abrufbar bleiben.
Manchmal, im Vorübergehn, irgendwo, blitzt er auf.
Aber nur selten in einer sauberen Kleinstadt...

Die Bilder, in mir belichtet, liegen wie in einem Fotoarchiv.
Bilder, die nicht aus den Medien stammen.
An diesen Orten war niemals ein Jounalist.

Wie oft hing in der schäbigsten Bleibe über dem Lager ein Bild.
Gerettet vom Sperrmüll. Angeschaut.
Sieh mal: Sonnenblumen - wie schön!
So weit auseinander sind die Lebensansichten eigentlich nicht.
So betrachtet.

Ich hoffe, ich werde jetzt nicht gleich ein paar Leser verlieren.
Wenn ich mich oute als Wanderin zwischen den Welten.
Die ich einmal war -

Das ist lange her.
Und solch ein Text gehört eigentlich nicht in dies Blog.
Doch es ging mir heut so durch den Kopf.

2 Kommentare:

  1. Dein Text stimmt nachdenklich... Warum solltest du deshalb Leser verlieren? Möglicherweise gewinnst du sogar einen dazu ;)

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  2. Wäre schön :-)

    Es ist einfach so (meine Erfahrung): wenn man das Leben "auf der anderen Seite" kennen gelernt hat, dann verändert es einen selbst doch so nachhaltig, daß man oft zur "Normalbürgerwelt" gar nicht mehr so recht kompatibel ist. Das sind oft winzige Kleinigkeiten, Ansichten, Gewohnheiten...aber diese reichen offenbar schon... das merkt man meist nur viel zu spät oder überhaupt nicht -

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