Dienstag, 7. November 2017

Gedanken zum Feuer-Element



Astrid Ka fragt diesen Monat nach Feuer.
 Und unserer Beziehung dazu. - Nun denn!



I

Ich mag das Feuer-Element genau wie die anderen, vielleicht ein wenig lieber sogar.
Feuer bedeutet Wärme und Licht im Dunkel.
Von beidem kriege ich nie genug...
Feuer bedeutet auch: Nahrung und diese genießbar zu machen.
Im ursprünglichen Sinn.
Aber natürlich ist es ein Element, um das man sich kümmern 
und das man gut beaufsichtigen sollte.



II

Bis 1990 lebte ich in Wohnungen mit Ofenheizung und ich habe das sehr gemocht.
Das knisternde Feuer, die wohlige Wärme vorm Ofen, 
wenn der Raum morgens noch kalt war.
Schon ziemlich früh als Kind lernte ich, den Ofen anzuzünden 
und nach dem Feuer zu sehn.
Kohlen nachzulegen oder den Ofen "zu" zu machen, wenn er durchgebrannt war.
Ins Feuer zu schauen, ob es schon soweit ist.
Herdfeuer zu unterhalten.

III

In meiner ersten eigenen Wohnung habe ich auf Feuer gekocht.
Ich hatte zwar einen Propangasherd, aber den nutzte ich selten.
Zu beschwerlich fand ich es, die schweren Flaschen auf einem Bollerwagen durch die ganze Stadt zu karren und dann eine volle, ca. 30kg schwere Flasche
 die vielen Treppen herauf zu schleppen.
Und seit mir in der Austauschstelle mal eine undichte Flasche gegeben wurde,
 hatte ich dann vor Propangas auch Angst.
Für einen E-Herd waren die Elektroleitungen desolater alter Häuser damals zu schwach.
Also allmorgendlich vor der Arbeit den Herd angemacht, um einen Tee zu bekommen.
Die ersten Jahre war meine Wohnung nämlich ganz und gar ohne Strom.




IV

Das Rösten von Eszkastanien auf der heiszen Herdplatte vermisse ich bin heute.
Und zu meinen Kindheitserinnerungen gehören im Waschkessel gekochte Windeln, 
die Mutter dann in der Badewanne spülte.
Überhaupt: das Bad war ein von den Mietern in Eigenregie von der Waschküche 
abgetrennter Teil. Natürlich mit Kohlenofen.
Am Familienbadetag ging man runter, ihn anzuheizen und zu schauen, ob es schon für die Wanne reicht. Dann Wasser einlassen und oben Bescheid geben...
Ganz normaler Alltag.

V

Alltag, der nich immer leicht war: Kohlen wurden meist lose vors Haus gekippt.
Glücklich, wer ein Kellerfenster zur Strasze hatte und sie einfach hineinschippen konnte.
Oft muszten sie jedoch ums ganze Haus herum in den Keller gebracht werden.
Karren für Karren, Eimer für Eimer.
Und genauso, Eimer für Eimer, dann winters auch alle Treppen hoch.
Öfen und Rohre regelmäszig zu säubern ist mir auch noch vertraut.
Alles abzudecken gegen den Rusz. 
Der gehört nun einmal zum Feuer.




VI

An knisternden Lagerfeuern oder auf Grillparties bin ich nicht zu finden.
Diese werden meist von Gruppen gemacht, zu denen ich nicht gehöre.
Und ich käme auch nicht darauf, selbst zu einer Grillparty einzuladen (wen denn auch, wenn man so ganz ohne Sozialstruktur lebt?).
Angekokeltes Fleisch oder Gemüse sind nicht so mein Geschmack.

Aber ich kann die Faszination vieler Menschen fürs Grillen schon verstehn: das Beutetier gemeinsam überm Feuer zu rösten und zu verzehren ist wohl einer der letzten archaische Riten im kollektiven Bewusztsein.
Das wirkt bis heute nach und hat seinen Zauber nicht verloren.
Das ist "Paleo" im eigentlichen Sinn.

VII

Die transformierende Kraft des Feuerelements läszt sich für viele Zwecke nutzen.
Etwas ins Feuer werfen, was man nicht mehr braucht... ist die simpelste Methode.
Es geht auch ritueller, zu bestimmten Feiertagen, 
die Friedensbewegung hat es seinerzeit vorgemacht.
Oder ganz für sich allein: sich von Dingen, Gefühlen oder Gedanken zu lösen, 
diese symbolisch durch Feuer zu transformieren, 
Geister (Inspirationen) zu locken, die Wohnung zu reinigen mittels Kräuter-Rauch.
Das habe ich vor langer Zeit durch Luisa Francia begriffen.
Eine Frau, die mir gefällt in ihrer undogmatischen, 
respektlos eigenständig fabulierenden Art.
Die keine Anweisungen oder Rezepte vorgibt, sondern ermutigt
 zu eigener Wegfindung und kreativem Tun.
Diese Art Unabhängigkeit liegt mir mehr als das krampfhafte Bemühen so mancher Frauenrechtlerin.





VIII

Mit Fackeln, Kerzen, Feuer läszt sich in alten Gemäuern manch Kreatives anstellen:
von inszenierten Fotogeschichten bis s/m-Session.
Man braucht dazu weit weniger Equipment als Phantasie.
Ich finde das wesentlich stilvoller, als einen geknebelten Sklaven
 rund um den heimischen Couchtisch kriechen zu lassen...




IX

Die mächtige zerstörerische Kraft des Feuers habe ich mehrfach sehr nahe miterlebt.
Nein, meine gutbürgerliche Wohnstatt ist glücklicherweise nie abgebrannt.
Aber ich werde die Neunziger hier in meiner Umgebung nicht so schnell vergessen.
Als Brände gelegt wurden, um Obdachlose auszuräuchern und zu vertreiben.
Da ist so manche alte Hütte zerstört worden. Die ich geliebt habe.
Wo mir bekannte Menschen "gehaust" oder "Platte gemacht" hatten.
Gehaust meinte es verächtlich, für mich wars die etwas andere Art von Wohnkultur. Die durchaus noch bürgerliche Anklänge hatte, wenn man genauer hinschaute.
Eine unbehauste und sehr fragile Welt.





X

Ich sehe mich noch immer fassungslos vor Brandruinen stehn, 
die tags zuvor noch Zuflucht waren.
Bitterer Brandgeruch und Tränen.
Und die Frage: wo sind die Menschen hin, sind sie in Sicherheit?

Doch nicht nur die ungeheuere Kraft des Feuers flöszt mir Respekt ein, 
die Standhaftigkeit dicker alter Balken auch.
Immer noch "sehe" ich im Geiste hier in der Stadt die alte Mühle, die selbst im abgebrannten Zustand noch als Schutz und Zuflucht diente. So gut es eben ging.
Und so lange ein paar Menschen sie brauchten.

Inzwischen ist das alles planiert oder neu bebaut worden.
Für mich werden es immer zwei Bilder bleiben, die sich überlagern...
verwaschen, verschwommen das Alte im Hintergrund.



XI

"Heiszer Abrisz" heiszt nicht gar nicht so selten das Zauberwort, 
wenn ein neuer Besitzer nur am Grundstück interessiert ist,
nicht jedoch an einer denkmalgeschützten Fabrik -


XII

Aber kommen wir zum Segen des Feuer-Elementes zurück.
Ich habe oft bedauert, in meiner jetzigen Wohnstatt ohne gröszreren 
teuren Bau-Aufwand keinen Ofen anschlieszen zu können.
Zu gern hätte ich einen für die Übergangszeit.
Holz mit Fahrrad aus dem Wald holen - wie oft habe ich das früher getan 
und wie schön war so ein duftendes Feuer!
Wenn ich durchgefroren aus dem Wald kam...

Auch wenn meine alte Heizterme mitten im Winter mal wieder ausfällt,
 wäre ein Ofen einfach nur schön!


XIII

Das geht aber nun mal nicht und so befriedige ich meine Feuersehnsucht 
durch exzessiven Gebrauch von Kerzen, Wunderkerzen
und so manchem Räucherstäbchen auch.
Mag Laternen- und Lichterfeste.
Geniesze die Wärme des Feuer-Elements und habe Respekt vor seiner Macht.




8 Kommentare:

  1. Welch berührender Einblick teils in eine verschwundene Welt, teils in deine Empathie für Mensch & alte Gebäude und in deine eigene Beziehung zum Feuer. Einiges kenne ich auch, einiges ist mir fremd und klärt mich auf. Ich bin immer begeistert, wenn du zu von mir vorgegebenen Themen schreibst.
    Alles Liebe!
    Astrid

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  2. Das Feuer, wie gut hast du seinen Facettenreichtum eingefangen..., auch in Bildern, da mangelt es mir noch. An manches erinnere ich mich nun auch, wieder, neu oder auch anders. In jedem Fall sind auch mir Faszination und Furcht in der Begegnung mit ihm vertraut. Überhaupt liebe ich es mich auf die Elemente einzulassen... Herzlich grüßt Ghislana

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  3. ...the sky is ablaze! Mascha, I always love the view from your desk!

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  4. Wenn ich hier gerade mal wieder so durchscrolle, muss ich wohl doch mehr Zeit mitbringen! Zwar schlafen die 3 Katzenmädchen und Wolfgang jetzt endlich, aber nun maunzt Allegra in der Kleiderkammer. Und eigentlich möchte ich auch noch so viel über unsere Mädchen, Allegra und Maus etc posten. Doch dafür muss ich nun erst wieder Bilder sortieren. Außerdem erfordert das reale Leben eben auch mehr Zeit …
    Ich komme also lieber demnächst mal wieder zum in Ruhe Nachlesen vorbei! Übrigens gefällt mir das letzte Bild mit den gebrauchten Pastellkreiden im Holzkasten auf andere Weise ebenso gut wie die Kürbis-Inszenierung!
    LG Silke

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  5. das Zündeln um andere zu vertreiben hat leider wieder Hochkonjuktur :(
    das ist so erbärmlich ..
    aber schöne "Feuerbilder" hast du gemacht
    sehr interessant deine Ausführungen ..
    bei uns wurde die Kohle früher zum Glück in Säcken gebracht
    aber die Briketts lose
    und man musste sie im Keller dann aufstapeln
    das machte später ein Neffe von meinem Mann .. für 5 DM
    was schon ganz schön viel Geld war ;)

    liebe Grüße
    Rosi

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  6. genauso wie auf deinen alten fotos haben wir noch in den 80er jahren unsere kohlen von der strße in den keller geschleppt und dann mit diesen alten metallkiepen zwei stockwerke hoch in die wohnung. das hatte ich bei meinem heutigen beitrag ganz vergessen zu schreiben. an die üblen brandstiftungen der neonazis hatte ich auch nicht gedacht. das sind nochmal ganz andere, sehr, sehr schlimme fakten rund um das thema feuer.
    liebe grüße
    mano

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  7. Love Astrids thoughts on fire, as well as her experiences how to handle, and what fire meant to her Many thanks for the link you sent, and also for the All Season's post - I saw your thumbnail and will come back later this week - finding gifts for 7 grandchildren will take time this week, but in advance, many thanks!

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