(Foto von hier geklaut)
...seufz! - Was hat sich Astrid denn diesmal für ein Monats-Thema ausgesucht?!
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"Pass auf, da kommt ein Auto!"
Diese Ermahnung haben wohl alle Kinder gefühlte 1000mal gehört.
Autos können tödlich sein, für Menschen wie für Katzen...
Wildtiere, Insekten und was noch.
Das erfährt man früh im Leben.
Nun, ich habe aufgepasst, aber damit hatte sich mein Interesse
an Autos auch schon erledigt. Damals.
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Es gab nicht allzu viele, damals in meiner Kindheit.
Ab und zu noch einen Moskwitsch, einen Lada (die Luxuskarosse) oder einen Sabberfrosch, Zappelfrosch oder wie das scheinbar unbeliebte Ding genannt wurde.
Ich wäre heute froh, wenn ich wenigstens einen Solchen hätte!
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Stand mal irgendwo ein "Westwagen" vor einem Haus, sammelten sich
sofort alle kleinen Jungs und bestaunten ihn ganz offen..
Die grossen taten es heimlicher und eher unter dem Mantel der Fachsimpelei.
Mich interessierte das alles wenig - in der Hinsicht war ich einfach zu sehr "Mädchen"
*
Wurde damals ein Kind geboren, füllten viele Eltern bald schon eine Autoanmeldung aus.
Denn man wartete ja sowieso 18 Jahre und länger, bis man es endlich bekam.
Also kaufen konnte.
Dementsprechend blühte der Handel mit Gebrauchten.
Aber die konnte sich nicht jeder leisten, denn sie wurden weit über Neupreis verkauft.
Für den Komfort, das Auto gleich zu haben, musste man
schon sehr tief in die Taschen greifen...
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Meine Eltern machten das nicht mit, weder Anmeldung,
noch Gebrauchtwagen, wir hatten eben keins.
Brauchte man auch nicht unbedingt.
Es gab ein gut ausgebautes Verkehrsnetz und günstige Fahrtkosten.
Man fand immer Arbeit am Wohnort oder fuhr mit dem "Schichtbus"
direkt vors Werkstor und retour.
Für Sonntag gab es Ausflugsbusse, die mich an alle schönen Orte brachten,
die ich nun seit Jahrzehnten nicht mehr wiedersehen konnte.
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Einen Führerschein (mensch, wer schafft endlich mal das dämliche Wort ab!?)
hatte ich nie, was sollte ich auch damit? Ohne Autoanmeldung.
Und auf die ersehnte Fahrschule wartete man in der DDR auch paar Jahre lang.
Dafür waren nur die Kosten kein Problem.
Hätte ich doch nur!
Denn die ganze Härte der Autolosigkeit lernte ich nach der Wende gaz schnell kennen.
Ohne Auto keine Arbeit, nur unterbezahlte Hilfjobs und selbst zur Einstellung als Putzfrau wurde sehr bald ein Führerschein verlangt.
Reiningungsfirmen betreuen oft viele, auch auswärtige Objekte...
Was ich dann tat, zeitweise, werde ich nicht schreiben - die gute Astrid würde wohl die Hände überm Kopf zusammenschlagen. Aber irgendwie muss frau ja überleben und wenigstens das Dach überm Kopf finanzieren!
Nein, schön war das alles wirklich nicht!
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Ich versuchte es mit Umschulung, Neuorientierung.
Um 4:00 aufstehn, um pünktlich 8:00 in der 20 km entfernten
Schule zu sein - das war auch nicht grade ein Vergnügen.
Sowas schlaucht und nimmt die Kraft, die dann zum Lernen fehlt.
*
Ein Auto war für mich immer das Sehnsuchtsding schlechthin, besonders wenn ich
einen Umzug per Fahrrad erledigte oder ähnliche Sachen.
Ich werde nicht jünger und mein Radius wird immer kleiner, Versorgung oder Facharztbesuche sind oft kaum möglich.
Mag nicht dran denken, wie das weitergehen soll!
Besonders, wenn Taxikosten oder auch ÖV-Preise einfach nicht drin sind.
Aber Themawechsel.
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Ende Neunziger, bis 2010 hatte ich einen Partner, der als Selbstständiger zwar wirtschaftlich kaum besser dran war als ich, aber immerhin ein Auto hatte.
Ohne hätte er auch gar nicht arbeiten können.
Was habe ich die Fahrten genossen, wenn er mich gelegentlich mitnahm zu dienstlichen Terminen über Land, mich irgendwo absetzte, wo es schön war, in der Natur oder bei einer Fabrikruine (am liebsten) und mich hinterher wieder mitnahm.
Das waren die schönsten interessantesten Jahre für mich. Ich hab da so viel gesehen und (analog) fotografiert, wie sonst im ganzen Leben nicht.
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Oft fuhren wir auch zu Ausstellungen, Kunstfesten oder Flohmärkten -
alles Dinge, die ich seither schmerzhaft vermisse.
Wenn man es erst einmal hatte, tut es richtig weh...
Leider sind Flohmärkte, Parks, Schlösser etc. meist weiter ausserhalb vom Ort, da hat man vom Bahnhof aus ganz weit zu laufen. Und ich war nie gut zu Fuss. Schon als Kind litt ich unter Hüftgelenksproblemen und häufig starken Schmerzen.
Das ist EIN Grund mit, warum ich ÖV-Ausflüge scheue.
Ich habe dann vor Schmerzen nicht mehr viel vom Schönen und ohnehin ist immer
die Zeit viel zu knapp. Bis der letzte Bus zurückfährt.
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Ich habe zeitlebens davon geträumt, einmal mit Auto zu verreisen, anzuhalten, wo es schön ist und sich Zeit zu lassen. Die Gegend zu entdecken.
Statt kilometerfressender Zug-Raserei. Wo man nicht einfach rausspringen
kann und so viel Schönes vorbeirauschen sieht.
Kennen gelernt habe ich die Segnungen des Auto-Reisens nie
(wir konnten uns damals auch keinen Urlaub leisten).
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Leider war nach der Wende die Fahrschule für mich nicht mehr
finanzierbar, ich stand ja ganz schnell vor dem Nichts.
Und heute geht es nicht mehr wegen Sehschwäche.
Meinem Liebsten geht es ebenso, wir dürften beide gar nicht fahren.
*
Über Automarken, Farbe, Design etc. habe ich mir nie Gedanken gemacht,
ich hab da keine Lieblingstypen und mir wäre das auch völlig egal,
hauptsache, es fährt und bringt mich, wohin ich möchte.
Habe nie von irgendwelchen bestimmten Autos geträumt.
Statussymbole brauche ich nicht.
*
Bei einem Leben ohne Sozialstruktur gibt es natürlich auch keinerlei Mitfahr-Angebote und alle meine Versuche, jemanden zu finden, der mich/uns mal gegen Bezahlung mitnimmt ... sind inzwischen auch gescheitert.
Sowas gibt es nicht, sowas macht einfach niemand.
Mitfahrzentralen bieten kaum etwas für kleine Orte.
Ist sich halt jeder selbst der Nächste und wir leben hier wie auf dem Abstellgleis.
Anders wird es nicht mehr werden. Hoffnungen begraben. Punkt.
Sorry, liebe Astrid - wahrscheinlich hätte ich lieber gar nicht schreiben sollen!
Dafür hier wenigstens noch ein Loblied auf's Fahrrad
Dafür hier wenigstens noch ein Loblied auf's Fahrrad
...what a great set of wheels.
AntwortenLöschenWieso NICHT schreiben? Ist doch spannend, eine so ganz andere Perspektive einzunehmen! Deshalb veranstalte ich doch solche Linkpartys! Ich finde diese vielfältigen Erfahrungen in unserem Land wichtig zu kennen und sich dessen bewusst zu sein, es zu tolerieren. Ich bin doch nicht das Maß aller Dinge!
AntwortenLöschenFür mich war der Führerschein & das Auto ein Teil der Emanzipation und der Freiheit, überall hin zu können ( was ich ja auch in vielen, vielen Jahren in puncto Urlaub genutzt habe - Fliegen war lange zu teuer ). Heute sehe ich mehr die Schattenseiten. Unsere Kinder fahren teilweise gar nicht mehr Auto, sondern Rad.
Danke, dass du mitgemacht hast! Und dann so schnell!
Herzlich
Astrid
Ich kann mich Astrids Worten nur anschließen. Gut, dass Du Deine Geschichte erzählt hast.
AntwortenLöschenLG
Magdalena
Ach, was haben wir die CD der Prinzen mit diesem Lied im Auto gehört und dazu laut mitgesungen - jeder Affe, fährt'nen Ford (und wir). Dieses Auto kommt in die Jahre, wie ich, und benötigt Reparaturen wie ich den Doktor, aber es wird erhalten solange es die Abgasnormen erlauben.
AntwortenLöschenAnsonsten bin ich meist zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs, das übrigens ein aufgerüstetes Teil von einem Sperrmüll ist (als es so etwas noch hier gab).
Mir haben Führerschein wie Auto als junge Frau ein Stück Freiheit, Selbstständigkeit und
Emanzipation ermöglicht (z.B. mein Patenkind an der Neiße zu besuchen), aber mich auch ernüchtert als man bei meiner ersten Dienststelle einfach davon ausging, dass ich mobil unterwegs bin.
Ansonsten schließe auch ich mich Astrids Kommentar an.
Für diesen Kommentar bin ich übrigens über meinen Schatten gesprungen, indem ich mich auf meinem kurz vor der Schließung liegenden Google-Account noch einmal eingeloggt habe.
Viele Grüße, Karin
I wish I could come and take you for a drive my dear Mascha.
AntwortenLöschenMy oldest son is 16 and just about to start learning to drive.
Thankyou for reminding me what a privilege that is.
xo Jazzy Jack
Diesen Song liebe ich schon lange. Danke, dass Du uns deine Geschichte erzählt hast.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Ich fand es auch sehr spannend, deinen Bericht zu lesen, und es hat mich auch ziemlich betroffen gemacht, weil ein Auto für mich immer eine Selbstverständlichkeit war, so wie der Kühlschrank. Du zeigst uns hier eine ganz andere Sichtweise, was ich richtig gut finde. Danke dafür! Liebe Grüße Ulrike
AntwortenLöschenBei Schmerzen und Schwierigkeiten sich bewegen zu können ist ein Auto toll, meine Mutter hätte mit ihrer Wahnsinnsarthrose nicht mehr einkaufen können, da aufm Land. Ich hab das Privileg, nie ein Auto gewollt und nie gebraucht zu haben. Zug, Öffis, Rad. Unsere Familie mit 2 Kindern ist autolos. Aber wir habes es in der Stadt ja gut. Ich freue mich über Deine Posts, sie erzählen von einem anderen Deutschland, das ich nie kannte und sie erzählen von Dir. Danke. Liebe Grüße, Eva
AntwortenLöschenfür mich hat ein auto immer auch freiheit bedeutet - und das ist heute auch noch so. auch wenn die fahrerei im alter zunehmend lästiger wird und ich lieber öfter mit den öffentlichen fahren würde. aber hier auf dem dorf ist man wirklich ohne auto rettungslos verloren, die busverbindungen sind sauschlecht, die busse mit schülern völlig überfüllt und inzwischen bekommt man hier im ort nicht mal mehr ein brötchen. das sah vor 25 jahren, als wir hierherzogen, noch ganz anders aus, da klappte wenigstens noch die grundversorgung.
AntwortenLöschendanke für deinen bericht, der mir mal wieder zeigt, wie gut es mir trotz allem noch geht.
liebe grüße und herzlichen dank für deine kommentare!!
mano
Das Thema zeigt doch ganz gut, wie unterschiedlich Leben verlaufen und eigentlich ist das Auto nur ein Synonym dafür. Ich erkenne auch bei dir so Einiges wieder.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
ich finde deinen Beitrag sehr gut
AntwortenLöschenzeigt es doch dass es eben nicht sselbstverständlich ist dass man mit eigenem Auto mobil sein kann
es tut mir sehr Leid
und schade dass du nicht in meiner Nähe wohnst
ich würde dich gerne zu meinen Ausflügen mit nehmen ;)
ich bin immer mit einer älteren Dame (die leider schon gestorben ist)
bei uns durch die Gegend gefahren .. dann sind wir irgendwo Kaffee trinken gegangen und sie hatte ihren Spaß ..
liebe Grüße
Rosi