...ist das Monatsmotto für den Januar bzw. eigentlich fürs ganze Jahr,
"Ich hoffe, im neuen Jahr wieder mehr wollen zu können,
und weniger müssen zu müssen."
- Hans „Johnny“ Klein (1931-1996) -
Der Satz könnte von mir sein, wenn er nicht bereits
von jemand anderem formuliert worden wäre.
Den kann ich voll unterschreiben.
Während ich mich mit "weniger Routinen, mehr Leben" schon
nicht mehr wirklich identifizieren kann.
Für Autisten/Asperger sind Routinen überlebensnotwenig.
denn sie geben dem Alltag Struktur, ein Gefühl der Sicherheit und bilden
den Rahmen, in dem man überhaupt erst agieren kann.
Sonst ist man aufgeschmissen, extrem gestreszt und handlungsunfähig.
Da stellt sich schnell ein Gefühl der Ohnmacht, Orientierungslosigkeit,
Entwurzelung...gar Heimatlosigkeit ein.
Am schlimmsten ist es in Krankenhäusern,
wo einem jegliche Selbstbestimmung genommen wird.
Auch andre fremde Orte (z.B.Ferienquartier) können sehr viel Stresz bedeuten,
aber da kann man immerhin versuchen, sich selbst wieder einzurichten,
da braucht man nur die nötige Ruhe und etwas mehr Zeit. Dann geht das schon.
Das Schlimmste - so empfinde ich - sind die vielfach gestörten Routinen.
Unterbrechungen mitten in einem Handgriff, einer Tätigkeit,
wie sie tagtägl. gefühlte hundertmal vorkommen.
Das ist mein schlimmster Streszfaktor und der macht mich ziemlich krank.
Es ist aber wenig dran zu ändern, sonst hätte ich es längst...
Für Asperger ist es so: erst die erfolgreich absolvierten tägl. Routinen
geben die nötige Energie und den Freiraum für Schönes.
Sonst steckt man völlig erschöpft im Alltagschaos fest
und kommt da nicht raus bzw. hat keine Kräfte mehr frei.
Routinen sind für mich also nicht das tägliche Hamsterrad,
was die meisten Menschen darunter verstehen, sondern der Königsweg,
im Alltag genügend Freiheit zum Leben zu erlangen.
So, das sollte jetzt kein "Jammern" sein, sondern nur eine sachliche Erklärung.
Weil Menschen nun mal sehr verschieden ticken.
(und, wie ich inzw. gelern habe, in meine Worte und Sätze meist Dinge
hineininterpretieren, an die ich selbst mit keiner Silbe gedacht habe.
Bei mir sind Worte einfach nur sachlich und im einfachen Wortsinn gemeint)
Was ich mir sehr wünsche, ist mehr Selbstbestimmtheit und mehr Zeit für mich.
Zeit, die ich auch mal vertrödeln darf ohne das Gefühl, mich ständig
dafür rechtfertigen zu müssen (bin so erzogen worden, das wirkt lange nach).
Ich wünsche mir eine effektivere und schnellere Alltagsbewältigung
und mehr Freiraum für mich selbst.
Oder sollte ich sagen: einfach weniger Alltag?
Das hakt vor allem an der fehlenden Mobilität, die sehr viel Zeit
zum Zurücklegen von Wegen verbraucht,
also nicht wirklich zu ändern ist.
Ich versuche schon immer, Wege zu rationalisieren oder ganz wegzulassen,
wo es irgend geht, aber meist geht das nicht
und wenn ich mir gerade einen Weg eingespart hatte,
wird mir von Mutter dafür ein andrer abverlangt - - -
Also im Prinzip wünsche ich mir mehr Geistesblitze, wie sowas zu verbessern ist.
Kontinuierliches Daran-Arbeiten hats noch nicht gebracht.
Ich wünsche mir mehr Kreativität und mehr Flow (ohne aller 10min gestört zu werden).
Im Moment ist ein Puzzlespiel so ziemlich der einzige Flow-Zustand,
der auch recht schmerzlos und jederzeit unterbrochen werden kann
und trotzdem erlange ich ihn dann schnell wieder.
Zum Malen, was ich am liebsten täte... ist das schon schwieriger,
da komme ich nicht aller Viertelstunde so ganz ohne Anlauf wieder rein in den Prozesz,
da benötige ich zusammenhängende 3-4 Stunden, am liebsten den ganzen Tag...
Ich wünsche mir wieder mehr Mayröcker-Lesen bzw. Mayröcker-Abschreiben
zum meditativen Durchdringen ihrer Texte.
Für sie ist Schreiben ein Alpenglühn und dieser Glanz
färbt ab auf den, der das Lesen zu zelebrieren vermag.
Die Jahre, wo ich das tat, tun konnte... waren sehr glücklich für mich.
Also Flow beim Malen und beim Lesen.
Ich wünsche mit bald Frühling und mehr Regen als die letzten Jahre,
hier in unserer Region.
Ich wünsche mir mehr leckeres Essen.
Gute Zutaten zum Kochen und weniger selbst kochen müssen -
einfach kochen lassen und genieszen in einem Lokal...
Weniger Bratkartoffeln, Maisgriesz, Buchweizen...
dafür mehr schönes glutenfreies Brot und süszes Gebäck.
Mehr Himmelstheater!
Überhaupt: mehr Kultur.
Mal ein Menschen-Theater besuchen zu können oder ein Konzert.
Mal einen Ausflug machen und etwas Schönes sehn, was ich nicht alle Tage hier habe.
Ich wünsche mir mehr frische Luft in der Natur.
Weniger in Haus und Garten sein, mehr in den Wald gehen.
Und mehr Frischluft-Kick beim Schwimmen im Freibad.
Öffnungszeiten vom 15.5. bis 15.9. - wie es früher immer war.
Dieser Tage im September, wenn sie dann wieder vorzeitig geschlossen haben...
fehlte mir der Frischluftkick meines 1000m-Bahnen-Ziehens ganz ungeheuer.
61 000 m waren es letztes Jahr und ich kann
den Tag der Wiedereröffnung kaum erwartwn.
Zähle jetzt schon die Tage.
Ich wünsche mir manchmal Schwimmen in einem See. Denn ein See bedeutet
Freiheit, Bahnen ziehn im Becken ist dagegen wie ein Tier im Käfig...
(ein Wunsch, für den eine gute Fee nötig wäre, hoffe, sie kommt bald!)
Ich wünsche mir mehr Zeit mit meinem Liebsten.
Diese kam durch seine mehrfache Erkrankung und die Situation
mit seinen Eltern, sowie auch mit meiner Mutter(93) im letzten Jahr
absolut zu kurz.
Wenn mal eine gute Fee hier vorbeikäme zur Wünscherfüllung:
Ich wünsche mir weniger Isolation und mehr Menschen.
Nicht im Web, sondern vor Ort, für einen guten Kontakt
und um etwas gemeinsam zu unternehmen.
Mehr Mobilität ohne Stresz durch die permanente
Reizüberflutung, die Wege zum Bahnhof und Nutzung des ÖV für mich bedeuten.
Das alles sind Dinge, an denen ich selbst nichts ändern kann.
Sonst hätte ich es längst getan.
Hatte da nicht mal jemand ein Buch über
"Bestellungen ans Universum" geschrieben? ;-)
So, und jetzt wünsche ich allen ein schönes Neues Jahr
in dem jeder nach eigener Fasson selig werden kann und darf.
Und vor allem: weniger Lärm und mehr Stille,
weniger Dunkel und mehr Licht!