Freitag, 24. April 2020

Gedanken



Gestern besuchte ich die Website des Restaurant-Inhabers,
den ich in meinem Traum bestohlen hatte...

"Für Weltoffenheit" war dort zu lesen.
Das finde ich gut und ich stelle mir vor:
dort treffen sich gebildete weltoffene Menschen
zum Essen und zu Gesprächen -
wie gerne wäre ich auch dort dabei!

Finanziell möglich ist mir so etwas allerdings nie.

Weltoffenheit - das Wort klingt gut für mich
und ich wäre auch gerne weltoffen.
Das an sich ist eine Geisteshaltung und kostet kein Geld.
Das kann ich mir also leisten.
Ach wirklich?

Gehört dazu nicht auch des Lesen einer guten Zeitung
wie "Die Zeit" oder "Die Süddeutsche" oder so?
Gehören nicht auch ab und an Reisen dazu,
um mir selbst ein Bild von der Welt zu machen?
Interessante Veranstaltungen, Vorträge, Diskussionsrunden?
Auf jeden Fall aber Gespräche mit anderen gebildeten weltoffenen Menschen, 
 statt AfD-nahem Gemotze von im Leben zu kurz
gekommenen Tafel-Besuchern, wie es nun mal meine fast
einzigen Spozialkontakte sind
(ich mag deswegen kaum noch hingehen dort).

Ja, das alles hätte ich gern, aber es ist mir in meiner
Lebenssituation einfach nicht möglich.
Ich gammele hier also vor mich hin und es gibt nicht allzu vieles,
was mich wirklich weiterbringt.
Auf dem Weg zur Weltoffenheit.
Besonders nicht in solcher Kleinstadt.

Das geht ganz sicher nicht nur mir so.
Es leben sehr viele auszerhalb weltoffener gesellschaftlicher Kreise.

Und wenn ich mir jetzt vorstelle in meinem kleinen Alltag,
den ich mir tagtäglich zurechtwurschteln musz -
da kommt plötzlich einer daher und ist nett 
und hilft mir bei dem, was gerade nötig ist.
Repariert mein Fahrrad, holt ein paar Bretter vom Baumarkt
oder all das, woran es hier so oft scheitert.
Da ist einer ganz einfach hilfsbereit (was kaum je zu finden ist).
Also da freue ich mich doch sehr, oder?

Und dann erfahre ich: dieser nette verläszliche Mensch
gehört zur AfD oder zu den Identitären
oder zu irgendeiner Sekte vielleicht.
Nun, da läge der Gedanke für mich doch gar nicht so fern,
dasz es dort ja auch nette Menschen gibt.
Die eben genau dies tun: auf mich und meine Situation eingehen.

Nein nein nein, keine Sorge - dafür bin ich nicht anfällig.
Wirklich nicht!
Aber wie viele andere sind es vielleicht?
Menschen in ähnlich prekärer Situation,
ohne Bildungshintergrund,
ohne Einsicht in Zusammenhänge (woher auch?).
Menschen mit elementaren Sorgen, die den so wichtigen
Lebensgenusz oft ganz einfach vereiteln.

Und schon entsteht das, was immer - zu Recht - 
verdammt wird (und gerade im Osten):
eine Anhängerschaft für ungute Gruppierungen.

Solange weltoffene Mittelschichtler, Personen des öffentl. Lebens, 
Politiker, Zukunftsforscher etc. in ihrer eigenen Blase 
einen Teil der Menschheit nicht im Auge behalten, 
an den Bedürfnissen der "Unteren" vorbei denken und -entscheiden 
oder schlicht deren Sorgen und Alltagsängste überhaupt nicht 
zur Kenntnis nehmen... solange kann das nichts werden
mit einer breiten weltoffenen demokratischen Bewegung.
Leider.

Dabei wäre es doch eigentlich gar nicht so schwer.

*

Dies sind meine ganz persönlichen Erfahrungen, Rückschlüsse und Gedanken, die keinen Anspruch auf Richtigkeit erheben  und die nicht geschrieben worden sind, um jemanden anzugreifen oder zu beleidigen - solche Dinge gehn mir manchmal nur einfach so durch den Kopf!

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