Über den Umweg eines Zufalls-Blogs fand ich die
Ich möchte einige persönliche Erfahrungen dazu beitragen.
In der Adventszeit des bitterkalten Winters 2011/12 tauchte hier
eine erbärmliche halbverhungerte Katze auf.
Ich stelle ihr Futter hin, welches sie erst nahm, wenn ich weg war.
Reinkommen wollte sie nicht.
Es wurde kälter und sie kam schlieszlich doch bis in den Korridor.
Aber nur, solange die Haustür geöffnet blieb.
Ansonsten bekam sie sofort Panik.
Also stellte ich eine Schutzhütte mit warmen Decken vors Haus
und legte manchmal noch angewärmte Körnerkissen hinein.
So kam sie über den Winter.
Es dauerte bis Ostern, bis ich sie zum ersten Mal streicheln durfte.
Über Sommer, als alle Türen aufstanden, kam sie ins Haus
- während ich selbst im Garten war - und hat es für gut befunden.
Seitdem leben wir hier gemeinsam, haben uns gut aufeinander eingespielt.
Aber Türen dürfen bis heute nicht geschlossen werden.
Und auch sonst ist sie die misztrauischste Katze geblieben,
die ich je erlebt habe.
Nötige Tierarztbesuche sind eine Katastrophe und oft kaum möglich.
Oder erst im allerletzten Moment.
Knisterndes Zellophan, raschelndes Papier...für andere Katzen
willkommene Unterhaltung - sie ergreift sofort die Flucht.
Würde sich nie in einen Karton oder eine weiche Kuschelhöhle hinein setzen.
Immer Überblick behalten und Fluchtwege offen.
Ich hätte zu gern ihre Vorgeschichte gekannt!
Vertrauen scheint vor allem Erfahrungssache zu sein.
Bei Tieren. - Bei Menschen auch?
*
Ich selbst bin von Natur aus kein misztrauisches Wesen.
Wer zu mir freundlich ist, dem vertraue ich erst einmal.
Allerdings haben Autisten wenig Menschenkenntnis, da sie Situationen schlecht
einschätzen, fremde Absichten nicht erkennen können.
Und überhaupt: all die nonverbalen subtilen Zeichen nehmen Autisten kaum wahr.
Können sie ganz schwer deuten.
Damit bin ich immer wieder reingefallen, wurde ausgenutzt, hintergangen
oder für fremde Zwecke und Ziele miszbraucht.
Mittlerweile - nach über sechs Lebensjahrzehnten -
bin ich nun doch ziemlich vorsichtig geworden.
Besonders Frauen zu vertrauen gelingt mir nur noch selten.
Frauen sind wie ein Buch mit sieben Siegeln für mich.
All dieses Ungesagte, das man irgendwie immer wissen musz
(wie und woher eigentlich, wenns mir nicht gesagt wird?)
und all diese Sätze, die ganz anderes meinen, als sie aussagen -
Da befördert eine ihre Karriere mit meiner Hilfe und ich liege dafür
selbt am Ende im Dreck, getreten, gemobbt...
Und das war von Anfang an so geplant, ich hab es nur nicht durchschaut.
Solches und ähnliches war nicht nur einmal.
Da werde ich nach Dingen gefragt, die ich bereitwillig erzähle...
und am Ende damit zum Gespött gemacht. Von irgendeiner Gruppe.
Wie gesagt, sowas kann ich rechtzeitig vorher nicht einschätzen.
Aber zum Glück liegt das Schul-und Berufsleben mit seinen ganzen
sozialen Fallstricken inzwischen hinter mir.
Heute habe ich kaum noch irgendwelche Kontakte.
Bleiben mir viele Blessuren erspart.
*
Von Männern, denen ich vertraute, wurde ich selten enttäuscht.
Ob persönlich oder beruflich.
Ob Langzeitpartner oder temporärere Beziehung - da hab ich
kaum schlechte Erfahrung gemacht.
Vielleicht auch, weil ich nicht eifersüchtig bin?
Meinem heutigen Schatz (er ist es nunmehr seit 14 Jahren)
vertraue ich voll und ganz.
Aber eigentlich auch nur ihm.
Viele weitere Menschen gibt es in meinem Leben ja sowieso nicht.
*
Mein kindliches Vertrauen bekam durch den Kontrollwahn meiner Mutter
schon früh schmerzhafte Risse.
So richtig angefangen hat es mit dem Erlernen der Schriftsprache.
Schrieb ich einen Brief, wurde mir das Blatt unter den Händen
weggezogen - sie muszte alles lesen und zensieren.
Wenn ich einen Brief bekam...war dieser bereits geöffnet,
bevor er in meine Hände gelangte.
Die süsze Spannung der Brief-Öffnens blieb mir also lange verwehrt.
Bis mir dann in der Schule Russischunterricht angeboten wurde.
Das war eine famose Möglichkeit, solchen Problemen zu entkommen.
Denn das konnte sie nicht lesen!
Ergo verdanke ich meiner Mutter die Russischkenntnis ;)
Allerdings wirken solche Verletzungen auch bis heute nach:
niemals könnte ich ein Tagebuch schreiben, und sei es auch nur ein
klitzekleines Dankbarkeitstagebuch. Jeden Tag drei Begriffe.
Oder gar einen Brief an mein jüngeres ICH...
Blogartikel schreibe ich für die anderen.
Da ist gelesen werden einkalkuliert.
Doch etwas ganz allein für mich selbst aufzuschreiben...bringe ich nicht.
Immer die unterschwellige Angst, mich dadurch angreifbar zu machen.
Von anderen verspottet, gedemütigt zu werden für das, was da steht.
Und sei es erst nach meinem Tod, wenn andre es finden.
So hab ich auch wunderschöne Briefe, die ich von irgendjemand bekam,
- solche, die man immer wieder lesen möchte -
meist recht schnell vernichtet.
Geschriebenes Wort macht so unwahrscheinlich verletzbar!
*
Wem ich immer uneingeschränkt vertraut hab: mir selbst und meinem Körper.
Irgendwo raufklettern, runterspringen, etwas Wagemutiges, Akrobatisches...
mein Körper hat mich da nie im Stich gelassen und ich wuszte immer,
was ich mir zutrauen kann. Das ging nie schief.
Dasz das mit zunehmendem Alter nicht mehr zwangsläufig so ist...
musz ich nun erst noch weiter lernen.
Da musz mein Körper jetzt mir vertrauen, dasz ich es richtig einschätzen kann.
*
Was das Gesellschaftliche angeht: aufgewachsen in einer Diktatur,
kannte ich Vertrauen da sowieso nicht.
Die Regierung regierte und jeder Mitmensch konnte ein Spítzel sein.
Den Kontakt zur allerbesten Kinderfreundin brach ich deshalb später ab.
Von Unbekannt geöffnete und wieder verklebte Briefe waren die Normalität
und diffuse Bedrohungsgefühle auch.
Die kannte nicht nur ich, darüber gibt es heute Bücher.
Die Wende brachte uns Freiheit. Scheinbar.
Zumindest die Reisefreiheit.
Doch die Möglichkeiten, aktiv mitzugestalten, waren bei genauem Hinsehn
ziemlich begrenzt.
Friedenskreis, Demos, Mahnwachen, Meinungsäuszerungen waren nun zwar
erlaubt, hatten aber nicht wirklich viel Einflusz.
Bürgerbeteiligung und Engagement stieszen schnell an starre Grenzen.
das "System West" wurde uns ganz einfach übergestülpt.
Von der Diktatur des Proletariats direkt hinein
in die Diktatur des Kapitals.
Ohne Geld geht nun mal garnix.
Ob im Groszen oder im kleinen, ganz persönlichen Rahmen.
*
Regierungen und Parteien vertraue ich inzwischen immer weniger.
Als Demokratie kann ich das jetzige System nicht mehr sehen.
Dazu haben die letzten Krisenjahre zu vieles zerstört und Meinungen uniformiert.
Die Grünen haben mich mächtig enttäuscht, die Linke leider auch.
Obwohl ich sie seit der Wiedervereinigung gewählt hab.
Heute nicht mehr.
Um Bürgerwohl oder Umwelt geht es meist nicht wirklich, da sind ganz viele andere
Faktoren, wegen derer ein Politiker wohl auch nicht immer so kann, wie er will.
So gesehn hat der von mir mitgewählte Bundeskanzler
seine Sache doch recht gut gemacht bisher.
Eher besonnen.
Anderen habe ich weit weniger vertraut.
*
Dem Gesundheitssystem zu vertrauen habe ich mittlerweile aufgehört.
Da wird gespart und zentralisiert, ergo sind wichtige Fachärzte
und Kliniken für autolose Patienten nicht mehr erreichbar.
Ärzte haben kaum Zeit und wenn ich als normale Kassenpatientin
privat zu zahlende Zusatzleistungen ablehne, bin ich gleich ganz und gar uninteressant.
Da dauert die Sprechstunde ganze 2 Minuten... oder ich werde erst
gar nicht ins Sprechzimmer gelassen. Alles schon gehabt.
Nachdem ich 2014 zu einer OP gedrängt wurde, was höchstwahrscheinlich durch eine Verwechselung von Unterlagen geschah...hab ich den Rest Vertrauen
dann auch noch verloren.
Der Krankenhausaufenthalt hat mich nachhaltig traumatisiert
(angeblich sollte es ein ambulanter Eingriff sein) und die Ärztin,
ihren Fehler erkennend, wollte mich dann hinterher gar nicht mehr behandeln.
So bekam ich keinerlei Nachsorge und leide bis heute unter den Spätfolgen.
Nein danke, wenn es irgend geht, helf ich mir lieber selbst!
*
Was ich immer noch habe, ist so eine Art Gottvertrauen.
Ein Gefühl, dasz es immer weiter geht und ich nicht umkomme
in Gefahren oder Problemen.
Ich hab ja schon die prekärsten Zeiten hinter mir.
Kenne es sehr gut, Hunger zu haben und in Containern zu wühlen...
Sorgen hab ich oftmals genug, ernsthafte existenzielle Sorgen.
Ausgrenzung und Allein-auf-mich-gestellt-Sein sowieso.
Das war so manches mal echt besch***en!
Aber es gibt doch immer eine Kraft, die mich rettet.
Wenns sonst gar nicht mehr geht.
Dann kommt schon noch ein Ausweg.
Und ich kann das mal wieder als Lernprozesz verbuchen.
Allzu viele Gedanken um meine persönliche Zukunft mache ich mir also nicht.
Ohne dieses Vertrauen hätt ich vielleicht längst aufgegeben -