Montag, 16. September 2019

Nie wieder Plastetüte? - Ohne mich!



So, hier kommt mal wieder das Kontrastprogramm
bzw. die etwas anderen Gedanken zum Thema umweltfreundlich leben.


Ich oute mich jetzt mal als Jutebeutel-Muffel.
Ich hab gefühlte 50 Stück, ich weisz gar nicht, wo die alle herkommen...
 und ich brauche sie nicht.
Höchstens mal zum Hagebutten- oder Pilzesammeln, 
da hab ich zeitlebens Stoffbeutel verwendet.
Ich hab keine Ahnung, wie die zusammen gekommen sind,
gekauft habe ich jedenfalls keinen davon.
Haben nun barmherzige Menschen gedacht, sie müszten mir welche schenken,
weil ich mir die nicht kaufen kann?
Oder hatten sie selber zu viele davon?

Sowas kann man ja dann auch nicht einfach wegwerfen.
Ich wage jetzt mal die ebenso so vorsichtige wie ketzerische Annahme,
dasz andere Leute ebenfalls längst zu viele haben.
Sofern sie keine radikalen Wegschmeiszer sind. Kondo-mäszig.

Die Produktion dieser Beutel verbraucht jedoch auch Ressourcen: Material,
Wasser, Energie... und das nicht zu knapp.
Das rentiert sich erst, wenn ein solcher Beutel 120-130mal benutzt wird.
Macht das aber wirklich jemand?
Die Dinger sehen schnell usselig aus, nach der Wäsche müszte man sie wenigstens bügeln.

Stoffbeutel sind nach meiner Meinung nur dann wirklich umweltfreundlich, wenn sie aus 
altem ,im Haushalt sowieso vorhandenem Material selbst genäht werden.
Das habe ich früher jahrzehntelang getan: die noch heilen Beine alter Hosen zerschnippelt
und daraus möglichst grosze Beuteltaschen genäht.
Da ging alles rein, vom Einkauf übers Yogazeug bis zum gesammelten Feuerholz,
als ich noch einen Ofen hatte (schön war das!).
Habe sie regelmäszig gewaschen, was ihnen nicht geschadet hat.
Die Taschen hielten jahrelang, gelegentlich nehme ich sie noch heute.
Obwohl ich inzwischen meist einen schönen Korb benutze, 
der perfekt aufs Fahrrad paszt.
Und auch Jahre hält.




Tja, und sonst? Habe ich eine ganze Reihe wohlgehüteter Plastetüten.
Und ich denke gar nicht daran, mich von ihnen zu trennen!
Sie sind einfach praktisch und passen in jedes Rucksäckchen,
jede Handtasche hinein.
Und da bleiben sie auch. Für Man-weisz-ja-nie-Situationen.
Die sind Jahre alt und werden gefühlte 100mal benutzt, haben sich dadurch
wirklich bewährt und rentiert. - Warum sollte ich sie also wegwerfen?

Als der grosze Plastetüten-Verzicht-Hype begann in den Geschäften,
rollte eine einzigartige Produktionswelle an Beuteln und Taschen an.
Der bescheidene naturfarbene Jutebeutel bekam Konkurrenz.
Grosze werbebedruckte Baumwolltaschen (die nicht in die Handtasche passen) 
und auchKunststoff(!)taschen von mittel- bis riesengrosz.
Auch davon haben sich hier längst etliche angesammelt, ohne zu kaufen.
Auch die bekommt man ja öfter mal geschenkt.
Und ich beobachte in Geschäften, wie Kunden sich Taschen kaufen.
Weil sie eben keine dabei haben gerade.

Auch hier vermute ich, dasz jeder zuhause mindestens 5 solcher Taschen hat.
Welche Rohstoffverschwendung!
Aber die Produktion dieser Dinge werden wir wohl doch nicht verhindern können,
wenn wir keine davon kaufen.
Das ist das Vertrackte.
Alles zieht wieder neue Produktion, neues Geschäft nach sich.
Da noch von "der Umwelt zuliebe" zu sprechen finde ich zweifelhaft.

*

Gilt genauso für andere Dinge.
Die von vielen Leuten nun entsorgt und durch "bessere" Varianten ersetzt werden.
Neuer Müll und neue Produktion.

Bambusgeschirr z.B. ist melaminbelastet, also gesundheitlich bedenklich -
kann man da nicht besser das alte Campinggeschirr aus Plaste behalten?
Meine Vorratsdosen im Küchenschrank sind über 40 Jahre alt. Natürlich aus Plaste.
Was damals noch keine schädlichen Weichmacher enthielt. Sich ganz anders anfühlte.
Ich denke gar nicht daran, sie wegzuwerfen, solange
sie ihren Dienst tun - warum sollte ich auch?
Nicht genereller Verzicht, sondern überlegter Umgang mit bereits 
vorhandenem Plaste ist für mich persönlich die bessere Option.


Ich würde Plastetüten nicht verbieten, sondern mit 2 Euro Schutzgebühr versehen.
Dann ist der Anreiz zur Mehrfachnutzung gröszer und das Geld geht an einen Umweltfonds.
Die Ökobilanz von Plastetüten ist gar nicht so schlecht
und ihr Anteil an der Plasteverschmutzung ziemlich gering.
Da sollte man eher woanders ansetzen.

Was mich noch bewegt: kann man diesen ganzen Taschen-und 
Beutelkramdenn nicht ganz und gar verbieten?
Wieso musz denn jeder Händler, jeder Markt heute Taschen bereithalten?!?
Gab es früher in der DDR ja auch nicht.
Und jeder hatte seine individuelle Tasche dabei.

Verlinkt mit einfach. nachhaltig. besser. leben. , wo ich mich sonst eher raushalte.
Aber das muszte einfach mal gesagt werden jetzt.


2 Kommentare:

  1. Da sprichst du was an, was ich auch bedenkenswert finde. Ich habe auch so einen Korb voller "Büggel", teilweise richtig schöne, auch selbst genähte, und solche ausNylon, faltbar, die man in der Handtasche dabei haben sollte. Am liebsten ist mir die schreckliche orangefarbene aus der Reha aus einem superleichten Vlies zum Umhängen, weil ich sie leer gar nicht spüre.
    Das ist für mich eh ein wichtiges Argument mit dem Altwerden, den Kalkschultern, den weniger kräftigen Armmuskeln: Kunststoffschüsseln kann ich leichter in die oberen Schrankfächer heben als die aus Porzellan. Auch geht es mir so mit den Eisbehältern einer Gefrierkostmarke, die ich seit Jahrzehnten zum Aufbewahren und Einfrieren benutze. Die kann ich tatsächlich ganz oben in den Schrank packen, was mit den neuen Glasbehältern riskant ist. Übnerhaupt das Gewicht!

    Wie du schon schreibst, nachhaltiger ist, seine Sachen, die nun mal da sind, intensiv benutzen und nicht wegwerfen, wenn ein Material in die Kritik kommt.
    GLG
    Astrid

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  2. Nachhaltig ist ja genau das: mit dem, das da ist gut umgehen und es nutzen, nutzen, nutzen.
    Ein interessanter Beitrag! Liebe Grüße, Taija

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