Samstag, 31. Juli 2010

Anna Kamienska

Die andere Seite der Einsamkeit

Ich will auf die andere Seite der Einsamkeit gelangen
dorthin wo kein Regen fällt
und keiner kommt
um gleich wieder seiner Wege zu gehen

Dort sitzen die Toten
alle in prächtiger Eintracht
fröhlich
wie an einer wohlbestellten Tafel

Die andere Seite der Einsamkeit
ist eine durchaus reale
in sie denk ich mich hinein wenn ich nicht da bin
und auf einmal finde ich die verlorene Münze der Kindheit wieder

Auf der anderen Seite der Einsamkeit
schläfst du hingegeben den Ellenbogen unter dem Kopf
und ich würde gern wissen wer dort Gedichte schreibt
dass er sie mir manchmal leichthin zusteckt

Ist es dort finster
auf der anderen Seite der Einsamkeit
oder strahlt ein unschuldiger Glanz
ein ewiges Licht von Mamas Kleid

Immer öfter verschwinde ich auf der anderen Seite der Einsamkeit
und wie es scheint bin ich völlig glücklich



aus „Eine Handschrift gefunden im Schlaf“
aus dem Polnischen übertragen von Karin Wolff
Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1985

2 Kommentare:

  1. Ich kann die Einsamkeit bei diesem Bild mitfühlen.
    Liebe Grüße.

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  2. Dieses Bild drückt Einsamkeit aus. Und das Gedicht ist wieder einsame Klasse.
    Liebe Grüße
    Irmi

    AntwortenLöschen

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