Heute war wieder ein Tag, wo ich es nicht geschafft habe, überhaupt an den PC zu kommen... und erst recht keinen Blogbeitrag.
Dafür wieder etwas "Musik zur blauen Stunde" (wie man sieht, habe ich nun endlich DSL - )
Ich hörte die Stimme von Galina Vishnevskaya als Jugendliche im Moskauer Rundfunk. Doch dann sehr bald nie wieder - alle Aufnahmen waren irgendwie verschwunden. Dasz sie aus der UdSSR ausgewiesen worden war, stand bei uns nicht in der Zeitung...
Wiederbegegnet bin ich ihr erst vor ca. 2 Jahren, mehr zufällig, als ich den Film "Alexandra" anschaute. Da hörte ich plötzlich ihren Gesang. Und, wie spätere Recherchen ergaben, spielte sie auch, über 80jährig, die Hauptrolle in diesem Film (Schrift/Namen kann ich im TV nie erkennen, dazu sind meine Augen zu schlecht). Ein sehr nachdenklicher und sehenswerter Film, den ich gern weiterempfehlen möchte. Die untenstehenden Infos dazu stammen von der Website des TV-Senders arte.
Galina Vishnevskaya starb am 11.12.2012
Ihre Autobiographie "Galina. Erinnerungen einer Primadonna" (erschienen in der Serie "Musik" bei Pieper/Schott) will ich als nächstes lesen.
"Alexandra"
Spielfilm, Frankreich/Russische Föderation 2007, ARTE F
Regie: Alexander Sokurov; Buch: Alexander Sokurov; Kamera: Alexander Burov; Schnitt: Sergei Ivanov; Musik: Andrej Sigle; Produzent: Andrej Sigle; Produktion: Proline Film
Mit: Galina Vischnevskaja - (Alexandra), Vasilij Schevtsov - (Denis Kazakov), Raisa Gitschaeva - (Malika)
Alexandra besucht ihren Enkel, Hauptmann in einem in Tschetschenien stationierten russischen Regiment. Sie verbringt dort einige Tage und muss feststellen, wie gefühllos, aber dennoch menschlich es dort zugeht. An einem Ort, an dem sich jeden Tag und zu jeder Minute die Frage nach Leben und Tod stellt.
Nach dem Tod ihres Ehemanns fühlt sich Alexandra allein und beschließt, ihren Enkel nach sieben Jahren wiederzusehen. Er ist Hauptmann in einem in Tschetschenien stationierten Regiment. In Truppenwaggons und einem Panzerwagen unternimmt sie die Reise in das weit entfernte Grosny. Die Soldaten empfangen sie respektvoll, scheinen jedoch nicht mehr so richtig zu wissen, wie sie mit einer Frau und dazu noch einer in diesem Alter umgehen sollen. Alexandra wird in einem der Zelte untergebracht - ein ganz und gar unangebrachtes Quartier für eine alte Frau und bei 40 Grad im Schatten.
Am nächsten Morgen kann Alexandra endlich ihren Enkel sehen, Denis. Als er sie durchs Lager führt, beobachtet die alte Frau, wie die jungen Soldaten ihre Gewehre putzen, steigt in Panzer und hält eine Kalaschnikow in der Hand. Sie versucht, das Leben ihres Enkels zu verstehen, merkt aber auch, dass er sich in der Kriegsrealität zu verlieren droht. Sie macht sich Sorgen um seine Moral und darum, was aus ihm wird, wenn er aus dem Kriegsgebiet zurückkehrt. Auch die anderen Soldaten interessieren sie. Mit erstaunlicher Selbstsicherheit spaziert sie durch diese Männerwelt und versucht, in jedem Uniformträger den Menschen hervorzukitzeln.
Als Denis mit seinen Truppen ausrückt, unternimmt Alexandra einen Ausflug auf den Markt in der nahe gelegenen Stadt und wird sofort als Russin erkannt. Einige Marktverkäufer ignorieren sie und möchten ihr nichts verkaufen. Anders Malika, eine Muslimin und Mutter, die dort einen Stand hat. Unter den misstrauischen Blicken der Männer sympathisiert sie mit Alexandra und lädt sie sogar zu sich nach Hause ein. In kürzester Zeit entsteht eine Nähe zwischen den beiden Frauen. Sie merken, dass sie trotz der geografischen Entfernung und des anderen sozialen Umfelds, die gleichen Sorgen haben und von der gleichen Freiheit träumen.
Ein tschetschenischer Junge bringt sie ins Lager zurück. Auf seine Bitte: "Lassen Sie uns! Wir sind müde, wir halten das nicht ewig aus", antwortet sie: "Ach Junge, wenn das alles so einfach wäre! Betet um Verstand!"
"Alexandra" ist kein Kriegsfilm, obwohl er mitten im Krieg spielt. Der Zuschauer wird mit keiner einzigen Kriegsszene konfrontiert, es fallen keine Schüsse, und auch Kampfszenen werden nicht gezeigt. Obwohl der Krieg nicht im Vordergrund steht, weiß der Zuschauer trotzdem, dass es in jedem Moment um Leben oder Tod geht. Die Art jedoch, wie mit dem Kriegsalltag umgegangen wird, wie die alte Frau im gepanzerten Waggon zum Lager fährt, wie sie eine Kalaschnikow ausprobiert oder in einen Panzer klettert, lässt in dieser eigentlich unmenschlichen Welt die menschliche Seite aufscheinen. Mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit wandert Alexandra im Lager umher, spricht mit den Soldaten, sucht den Menschen in ihnen hervorzukehren. Bei ihrem Ausflug auf den Markt im Nachbardorf ignoriert sie, dass ihr Enkel genau gegen diese Menschen kämpft. Für sie sind es einfach nur Menschen.
Alexander Sokurov hat seinen Film an Originalschauplätzen gedreht und nicht, wie so viele andere Filmemacher, einen sichereren Drehort gewählt. Für ihn war es wichtig, im Krisengebiet Tschetschenien selbst zu sein. Er wollte die wahren Spannungen einfangen, die es nur vor Ort in Grosny gibt. Einen anderen Ort als diesen auszugeben, wäre für ihn einer Art Entwürdigung gleichgekommen. Um die Dreharbeiten sicher zu überstehen, mussten höchste Sicherheitsvorkehrungen unternommen werden. So wurde die Crew beispielsweise in gepanzerten Wagen transportiert und von Eskorten begleitet.
Mit "Alexandra" wollte Sokurov explizit nicht auf den aktuellen Konflikt reagieren; für ihn könnte der Film auch vor 40 Jahren spielen, genauso aber auch in 40 Jahren. Manch einer hat ihm vorgeworfen, seinen Film unter der schützenden Hand der russischen Armee gemacht zu haben, um nicht zu sagen, "embedded", und deren Menschenrechtsverletzungen zu ignorieren, weil er nicht "politisch" sein will.
Die Rolle der Großmutter spielt eine russische Legende: Galina Vischnevskaja, 1926 in Leningrad geboren, ist sie eine sowjetische Operndiva. Vischnevskaja setzte bei der Rollengestaltung Leib und Leben ein. Sie heiratete 1955 den Dirigenten und Cellisten Mstislav Rostropowitsch, mit dem ihre Kunst eng verbunden war. 1974, im selben Jahr wie Solschenizyn, wurden die beiden als Dissidenten aus der UdSSR ausgewiesen; vier Jahre später wurde ihnen die Staatsangehörigkeit aberkannt. Erst 1990 wurde sie ihnen wieder zuerkannt, und Vischnevskaja kehrte nach Russland zurück. Sie eröffnete 2002 ein Zentrum für Operngesang. "Alexandra" ist ihre zweite Filmrolle.
Alexander Sokurov ist heute einer der wichtigsten russischen Regisseure, dessen Filme international auf Anerkennung gestoßen sind. Sokurov absolvierte die Moskauer Filmhochschule. Sein Abschlussfilm "Die einsame Stimme des Menschen" (1978) wurde zehn Jahre später in Locarno mit dem Bronzenen Leoparden geehrt. Zehn Jahre lang waren seine Filme in der UdSSR verboten, Nach dem Fall der Sowjetunion hat Sokurov zahlreiche Preise auf der gesamten Welt erhalten. So 2003 den FIPRESCI-Preis in Cannes für "Vater und Sohn" und 1999 den Preis für das beste Drehbuch für "Moloch", einen Film über das Leben von Hitler aus Sokurovs Tetralogie über Herrscher. Sokurows bekanntester und auch erfolgreichster Film ist "Russian Ark", eine 90-minütige Kamerafahrt ohne Schnitt durch die Ermitage, in deren Saalfluchten er russische Geschichte Revue passieren lässt.
"Alexandra" lief im Wettbewerb um die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes 2007.
Eine wirklich schöne Stimme! Danke für die Info.
AntwortenLöschenLG Hanna
Gern geschehen :-)
AntwortenLöschenWünsche Dir einen schönen Abend
Mascha
Hatten wieder Tierarzt-Besuch und allerhand anderes heute. Das Schwierigste ist immer, die Katze in den Korb zu kriegen...
Ach je, das mögen die meisten nicht. Meiner zum Glück ist so gutmütig, man könnte ihn glatt in eine Streichholzschachtel pressen und er würde dabei noch schnurren.
LöschenGeht es ihr denn besser?
Seufz - nein!
AntwortenLöschenGestern schien es so, aber jetzt geht es offenbar schlechter, siehe Eintrag von heute. :-(