Ich bin ein altmodischer Mensch.
Aktuellen Trends, sofern ich diese überhaupt wahrnehme (meist nur durch Zeitschriften und Blogs), begegne ich teils mit Kopfschütteln, teils lasse ich sie unbeachtet weiterziehen.
Ich habe dazu meist keine Ambitionen.
Nein, ich mache keine Paleo-Diät, denn ich hab keine Lust, mir mein Wildschwein mit Hilfe steinerner Speerspitzen selbst zu jagen.
Abehmen würde ich dabei garantiert, denn ich liefe erstmal paar Wochen hinterher, ehe ich es kriege oder bis es endlich in die von mir mühsam gegrabene Grube hineinfällt...
Und mich so lange von Heuschrecken, Maden oder Engerlingen zu ernähren... kann ich mir auch nicht so gut vorstellen. Ihhgitt!
Aber genau das wäre "Paleo" und nicht diese teuren Lifestyle-Überraschungsboxen, von Foodbloggern empfohlen - - -
Die kommen mir nicht ins Haus!
Und ich werde auch über mein Food (lieber) nicht bloggen, denn erstens finde ich es doof, aller Welt mitzuteilen, was bei mir auf den Teller kommt und zweitens bin ich noch immer keine Veganerin.
Auch wenn ich beim Fleischer höchstens mal etwas für die Katze kaufe... - die maszvolle Verwendung von Eiern, Sahne, Yoghurt oder Honig lasse ich mir nicht verbieten und auf den Genusz leckerer Käsesorten und etwas Fisch mag ich auch nicht verzichten. Ich kann mir das ja nicht immer leisten, also ist mein Konsum da auf natürliche Weise eingeschränkt... aber gerade deshalb geniesze ich diese Dinge dann umso bewuszter.
Jaja, ich weisz: es gibt für alles eine Alternative! Aber diese kann ich mir oft erst recht nicht kaufen und ich bin auch nicht gewillt, meine Essen zur freizeitfüllenden Wissenschaft zu machen. Da habe ich einfach andere Interessen.
Und wenn ich irgendwo eingeladen bin und bekomme ein lecker zubereitetes Fleischgericht serviert, dann freue ich mich und zeige dem Gastgeber meine Dankbarkeit, anstatt herumzumeckern und nach trockenen Salatblättern zu fragen. - Diese Art gehobener Mäkeligkeit (um nicht zu sagen: Eszstörung) liegt mir nämlich überhaupt nicht und solche Leute lade auch ich kein zweites Mal ein.
Seit ich dann noch mehrfach erlebte, wie eine Veganerin ihre Gastgeber vom Vorabend abfällig als Leichenfresser betitelte, ist der Begriff "vegan" für mich endgültig zum Reizwort geworden -
Ob clean eating oder sonstwas - ich mache meine Ernährung nicht zur Ersatzreligion oder zum Lebensinhalt.
Ich sag mal ganz altmodisch: mit etwas Vernunft und gesundem Menschenverstand, wie ihn auch unsere Altvorderen schon hatten... kann man eigentlich nicht viel verkehrt machen. Und das reicht völlig aus.
Und da all das, was vegane Bessermenschen nicht kaufen...
am Ende doch nur bei der Tafel landet - - -
Ich reite nicht auf DIY-Welle, denn oft ist Stoff oder Wolle teurer als ein fertiges Kleidungsstück. Und ich habe in vergangenen Jahrzehnten so viel nähen oder stricken müssen, weil es nichts gab... - da geniesze ich heute die Vielfalt und eben das nicht-mehr-selber-machen-Müssen.
Und wenn ich sehe, was Bastelkram kostet, werde ich das leise Gefühl nicht los, dasz manche Trends auch mit von der Industrie forciert werden.
Nein, ich betreibe kein "Project Minima" und ich werfe auch nicht jeden Tag etwas weg, um darüber zu bloggen.
Natürlich sortiere ich oft Gegenstände aus (die ich dann möglichst weiter verschenke statt wegzuwerfen), aber das nehme ich nicht so wichtig, um es noch im Web zu verkünden. Die Zeit, die sowas kostet, kann ich sinnvoller verbringen.
Ich bin keine Umweltaktivistin, Rebellin oder sonstwas. Ich finde Getränkedosen praktisch, denn sie sind schön leicht zum Mitnehmen, gerade wenn man kein Auto hat.
Ich denke gar nicht daran, so nützliche Erfindungen wie Plaste und Kunststoff nun ganz und gar aus meinen Leben zu verbannen. Dazu sind sie einfach zu nützlich.
Ich freue mich, wenn ich z.B. Salate in einem fest verschlossenen Gefäsz kaufen kann und sie nicht, wie damals in der DDR üblich, in ein Stück Papier geklatscht bekomme. Was bis zuhause durchgeweicht ist und der Eiersalat dann die ganze Tasche eingesaut hat... - nein danke, das hatte ich lange genug!
Ich plädiere nicht für Läden, die alles lose verkaufen, denn ich hab keine Lust, ständig mit Dosen, Tüten, Gläsern bewaffnet durch die Gegend zu laufen. Das ist auch nur etwas für Autobesitzer! Oder es bedeutet, Einkaufswege immer extra zu machen und nicht spontan nach dem Arztbesuch...
Und, ehrlich, es stinkt mich ziemlich an, dasz man in vielen Geschäften nicht einmal mehr gegen Bezahlung überhaupt noch eine Plastetüte bekommt. Wenn ich mal wirklich eine brauchen sollte. Selten genug.
Denn ich führe normalerweise in allen Rucksäcke, Handtaschen etc. eine klein zusammengefaltete Plastetüte mit, die wird gefühlte 100mal benutzt, ob für Spontankauf oder für Hagebutten, Kastanien...
Und wenn sie dafür nicht mehr gut ist, geht sie immer noch als Müllbeutel zu verwenden.
Aber die jetzt angebotenen unförmigen Riesentaschen lassen sich dafür nicht gebrauchen. Die werden bei mir dann höstens einmal benutzt und so viele Aufbewahrungstaschen für Krempel braucht dann wohl auch kein Mensch.
Bei geplanten Einkäufen habe ich ja eh immer meinen (werbungsfreien!) Korb dabei. Der ist mir am liebsten.
Gebühr für Tüten finde ich okay, die Abschaffung jedoch einfach nur ärgerlich!
Und ich sags mal so: so lange noch die Milch aus Bayern bis an die Ostsee gekarrt wird und es hier Äpfel aus Neuseeland gibt, so lange Waffen produziert, benutzt und plutoniumhaltige Sprengköpfe verschossen werden - so lange bleiben solche Umwelt-Aktionen für meine Begriffe nur Augenwischerei.
Aber solche Dinge hinterfragt offenbar niemand.
Überhaupt, hinterfragen: wie ist das mit diesem riesigen Materialverbrauch an Tempo-Taschentüchern, Küchenrollen, Pampers?
Dem Babypo bekommt eine Stoff-Windel besser und heute hat ja fast jeder einen wassersparenden Wasch-Vollautomat (ich sehe noch meine Mutter am Zuber stehen und hinterher ewig Wäsche spülen) - da kann das doch wohl kein Problem sein!
Statt ein Tempo nur einmal zu benutzen und dann in die Landschaft zu schmeiszen (eine Bloggerin hatte das mal eindrücklich foto-dokumentiert), nutze ich lieber die altbewährten Stofftaschentücher. Es gibt sie übrigens immer noch und ich empfinde sie obendrein als wesentlich angenehmer.
Die Existens von Küchenrollen überhaupt wahrzunehmen... hat bei mir 20 Jahre gebraucht. Heut hab ich zwar mal eine ... aber genutzt wird sie selten.
Schon immer pflegte ich zerschlissene Bettlaken, Handtücher, abgetragene T-Shirt etc. - also all das, was auch kein andrer sonst noch tragen kann - in kleine Stücke zu schneiden. Dann habe ich jederzeit einen Ein-oder Mehrweglappen zur Verfügung. Brauche das ganze Zellstoffzeugs nicht.
Das wurde übrigens auch schon in meiner Kindheit so praktiziert und warum sollte ich so bewährte Dinge aufgeben?
Fair-Trade-Produkte finde ich gut, könnte sie jedoch niemals kaufen. Und ich gehe mal davon aus, dasz das vielen anderen Menschen ebenso geht.
Insofern empfinde ich Denkweise und Verhalten gewisser christlicher oder linker Gutsituierter einfach nur als arrogant und frustrierend. Für all jene, die sozial nicht so gut dastehn.
(Und es ist wohl auch kein Wunder, wenn diese dann anderen Gruppierungen folgen - )
Ich praktiziere Nachhaltigkeit auf meine eigene Art. Mache niemals Flugreisen, fahre nur mit Fahrrad, kompostiere Abfälle, trage häufig Second-Hand-Kleidung, bessere diese aus, wechsele Reiszverschlüsse und Gummibänder, statt etwas Neues zu kaufen... repariere Sachen, wenn es irgend geht und verschenke Gebrauchsfähiges weiter.
Dinge wie Weihnachtsdeko werden eingepackt und aufgehoben fürs nächste Jahr...
Das alles nicht nur aus Bewusztsein, sondern auch wirtschaftlich mitbedingt. Eine Art Armuts-Kultur, über die eigentlich niemand spricht oder bloggt. Die vielfach von Meinungsbildnern und Wortführern gar nicht wahrgenommen wird.
Aber es gibt sie. Und längst nicht nur bei mir.
Auch ich werde darüber nicht bloggen.
Denn es ist mir zu wenig der Rede wert, einfach zu alltäglich.
Mein Blog bleibt weiterhin eines für die schönen Seiten des Lebens.
Im ganz normalen Alltag.
Nun denn: auf ein neues Jahr voller Schönheit, Genusz und Lebensfreude,
mit Vernunft, Augenmasz, Aufmerksamkeit und Selbstbestimmung.
Ohne allzu zu viele Dogmen!
Und schon gar keine selbst auferlegten -