Dieser Beitrag will weder polemisieren noch provozieren,
es sind ganz einfach meine persönlichen Gedanken...
- und die sind selten politisch korrekt ;)
Sonntag ist Europawahl und ich sehe die Wahlbeteiligung mit einiger Sorge.
Es waren ja schon 2014 nur noch knappe 43 Prozent.
- Ab wann ist eine Wahl eigentlich ungültig?
Bei uns wird es wohl geringfügig mehr, denn es ist auch noch Kommunalwahl.
Aber sehr hoch ist die Beteiligung da auch nicht - es sei denn,
erfolgreiche Populisten bringen nun wieder mehr Wähler auf die Beine.
Aber wenn ich mal so die Stimmungen vergleiche von einst und jetzt,
also meine Erinnerungen an früher (DDR)... dann sehe ich
da schon einen himmelweiten Unterschied.
Nein, wir hatten natürlich keine freien und demokratischen Wahlen
- wir hatten ganz einfach keine andere Wahl.
Das ist mir sehr wohl bewuszt und auch, was es für ein Glück ist,
heute ein echtes Wahlrecht zu haben.
Allerdings scheint das niemanden mehr sonderlich zu interessieren.
Statt Stolz auf diese demokratische Errungenschaft erlebe ich
real so ziemlich genau das Gegenteil:
eine verschämt-beklommene Atmosphäre in den Wahllokalen unserer Stadt.
Eine Art Steifheit, Gezwungenheit... möchte ich sagen
und alles geht da ziemlich geräuschlos ab.
Da komme ich herein und einer der Wahlhelfer nimmt das Dokument
der nächste blättert in Listen, der dritte gibt mir den Wahlschein.
Ich gehe pflichtschuldig in eine Kabine,
werfe den Zettel dann in die Urne ein und schleiche mich wieder hinaus.
Das wars schon!
Kann sein, dasz es an mir liegt und andere
das anders erleben... kann auch sein,
es ist in einer Kleinstadt irgendwie anders, steifer das alles
als in einer groszen pulsierenden Stadt
- ich weisz es nicht genau.
Nur einmal hätte ich doch fast den Wahlsonntag vergessen!
(pfui Schande über mich!)
Meine Erinnerung an früher spielt mir im Geiste forsche Lieder vor,
welche schon früh um Acht aus den Lautsprechern der Wahllokale
erklangen... und der erste Wähler bekam einen Blumenstrausz
(Mutter mokierte sich hinter der Schlafzimmergardine über die
Nachbarin, die den wohl nötig habe - - - ).
Und nach der Wahl traf man sich zum Plausch im Gartenlokal,
unternahm etwas zusammen und es gab ganz sicher irgendwo
eine Zuckerwattebude, einen Eisstand oder ein Kinderkarussell
(Dinge, die wir alltäglich nicht hatten).
(Dinge, die wir alltäglich nicht hatten).
Also vergessen konnte man den Wahlsonntag nun wirklich nicht
(war natürlich auch nicht ratsam)!
Es war einfach ein besonderer Tag und es herrschte eine festliche Stimmung.
Wenn auch nur zum Schein, werden einige jetzt sagen -
Und wenn ich mal ein Lied zitiere von damals
- weder lyrisch noch kompositorisch ein Meisterwerk -
"... denn die Welt braucht dich genau wie du sie
die Welt kann ohne Dich nicht sein,
das Leben ist eine schöne Melodie,
Kamerad, Kamerad, stimm ein!..."
Mag man heute lächeln über kommunistische Propaganda,
mag sei einem auch peinlich sein -
die Botschaft war jedoch eine Positive,
Eine, wie ich sie heute schmerzhaft vermisse.
Wen von uns braucht die Welt noch, genau wie wir sie ??
Der Film "Die Überflüssigen" malt ein erschreckendes,
aber durchaus vorstellbares Szenario...
Vielleicht sollte man endlich mal darüber nachdenken,
den Wahlsonntag volksfestartig zu gestalten,
irgendwie zum Event zu machen, für das es sich noch lohnt,
aufzustehen und aus dem Hause zu gehn?
Jedes Kaufhaus dudelt Musik, um die Kauflust anzuregen
(nicht, dasz ich ein Freund davon wäre!) - warum setzt man hier nicht einmal
auf erprobte, wirkungsvolle Werbestrategien?
Jedes Autohaus stellt zur Premiere einen neuen Modells
eine Hüpfburg auf, engagiert Künstler und Reitponys, macht
das Ganze zum besonderen Erlebnis -
Warum eigentlich geht der Wahlsonntag immer so
karfreitagsähnlich in aller Stille von statten?
Kann man da nicht endlich einmal mehr daraus machen,
fernab vom Wahlkampf einzelner Parteien,
einfach um Menschen die Botschaft zu vermitteln: hier geht
etwas ab und dazu wird genau deine Stimme gebraucht!?!
Es musz doch irgendeinen Weg geben aus diesem Dilemma!
Sonst stimmt es eines Tages wirklich noch:
Stell dir vor, es ist Wahl
und keiner geht hin!
Sonst stimmt es eines Tages wirklich noch:
Stell dir vor, es ist Wahl
und keiner geht hin!
Liebe Mascha,
AntwortenLöschender letzte Absatz ist klasse !
Ja, genauso ist es und so sollte man es endlich mal handhaben !
Und ich denke und hoffe allerdings, dass es diesmal mehr Wahlbeteiligung geben wird.
Die Menschen müssen doch aufwachen, bevor es zu spät ist !
Ich gehe wählen, Ehrensache !
Liebe Grüße
Jutta
This is lovely.
AntwortenLöschenDas ist ja mal ein ganz anderer, erhellender Blickwinkel! Ich finde immer ganz schön, dass man seine Nachbarn unterwegs trifft, ein Schwätzchen hält, wie es in meiner Kindheit sonntags nach der Kirche der Fall war, aber es hat auch was von Karfreitagsatmosphäre, das beschreibst du richtig.
AntwortenLöschenWir haben jetzt zum ersten Mal Briefwahl beantragt. Da habe ich die Zeit genossen, die ich mir nehmen konnte, um die Liste genau zu studieren.
Einen hoffentlich schönen Sonntag wünscht dir
Astrid
Vielleicht habe ich das jetzt etwas verklärt in Erinnerung, aber als ich gerade zur Grundschule ging und meine Mutter und Großeltern zur Wahl begleitete, hatte das wirklich noch etwas besonderes, war irgendwie fast festlich, man traf tatsächlich allerlei Nachbarn und wählen war wichtig …
AntwortenLöschenSpäter muss ich ehrlich zugeben, habe ich lange Zeit nicht von meinem Wahlrecht Gebrauch gemacht, bis ich irgendwann zum Wahlhelfer verdonnert wurde. Da hängt die Stimmung im Wahllokal wohl wirklich von der Zusammensetzung der Leute im Wahllokal ab. Bei uns ging es damals eher lustig zu. Und seitdem habe ich das Gefühl, dass es mal so und mal so sein kann. Allerdings war ich damals als Wahlhelfer auch in einem anderen Stadtteil, wo es vielleicht sogar noch mehr Zugereiste gab. Aber sicherlich ist es auch von Region zu Region ganz unterschiedlich.
Und auf die Wahlbeteiligung bin ich auch mal gespannt …
LG Silke