Freibad vs. Schwimmhalle?

 

Jedes Jahr im Februar beginne ich die Tage zu zählen.

Die Tage, bis unser Freibad öffnet.

Es ist immer eine vage Angelegenheit: die alte Regel,

Freibäder am 15. Mai zu öffnen...mag anderswo gelten, 

nicht aber bei uns.

Da läszt man sich Zeit, oft bis in den Juni und ich hab das Gefühl,

dies hängt von der Gnade und der Laune eines Bademeisters ab

(wird nicht so sein, ist mir natürlich klar).

 

Es mir eine grosze Freude, wenn es dann endlich öffnet 

und diesjahr hab ich mir sogar eine Jahreskarte geleistet

(die 150 Euro - das ist schon ermäszigt - sind für mich eine Unsumme Geld

und meist nicht aufzubringen)

Damit konnte ich nun wirklich nach Herzenslust 

täglich schwimmen gehn, während ich mir sonst die Zwölferkarten 

immer gut einteilen muszte -

 so schnell war eine nächste dann auch nicht immer drin.

Das Schwimmen ist für mich ein ganzheitliches sinnliches Erlebnis:

das Wasser, teils noch so kalt, dasz ich mich permanent bewegen musz...

teils dann auch sommerlich angenehm und durch kalte Nächte wieder eingekühlt,

also jeden Morgen anders.

Morgensonne schräg auf dem Wasser oder Mittagssonne grell von oben

Wind, der die Wasseroberfläche kräuselt...

Wenn ich mich auf den Rücken drehe, der weite hohe Himmel über mir.

Alte grosze Bäume auf der Wiese, die Schatten spenden, Lindenblütenduft...

Trübe kühle Tage, Wind, der echt ungemütlich sein kann

- besonders beim nassen Rauskommen -

oder gar Regen: ich schwimme gerne bei Regen, nasz bin ich ja sowieso...

Und immer die Frischluft - tief durchatmen!

Im Wasser fühle ich mich leicht, fast schmerzfrei

und kann mich fortbewegen, was an Land nun mal nicht gut klappt. 

Teils gar nicht mehr. Auch nicht mit Gehhilfe...

Schwimmen dort im Bad ist so ziemlich mein einzig mögliches 

Sommervergnügen: vieles, was andere so unternehmen...Reisen, Ausflüge, Seen, 

Meer, Open Airs etc. sind für mich weder finanziell noch logistisch je möglich.

Also nutze ich doch das, was geht!

Leider wurde das Bad diesjahr bereits am 4.9. wieder geschlossen.

Das schöne Wetter ist dabei egal und es ist eigentlich gerade diese Nachsaison,

die besonders schön ist: nicht mehr hoffnungslos überlaufen,

Ruhe genieszen können und gnädige Septembersonne - 

wie hab ich das immer geliebt!

Der "Entzug" vom Schwimmvergnügen ist jedes Jahr schwierig

ich hab die Bewegung und vor allem die Frischluft danach 

immer noch wochenlang sehr vermiszt!

Diesjahr kam das Ende aber ganz unerwartet schnell.

Aber halt: meine Jahreskarte gilt ja auch für die Schwimmhalle.

Also könnte ich bis zum 2.6.23 täglich dort schwimmen gehn

ohne etwas zu bezahlen.

Nun, ich habe es gestern probiert.

Diese Halle, erbaut in den 70ern als "Volksschwimmhalle",

wurde inzwischen modernisiert und das Wort "Volk" hat man

aus dem Namen gestrichen.

Die Öffnungszeiten sind auch nicht grade volksfreundlich zu nennen:

6:00 - 7:45,  dann 13:00 - 14:45 und abends nochmal,

aber da mag ich keine Aktivität mehr, das ist nicht meine Zeit.

Die Halle dient Schülern und Sportlern als Trainingsfeld.

Nur dazu wird sie betrieben, sonst wäre sie vermutlich 

als Energiesparmasznahme jetzt gar nicht mehr offen.

Ich habe es gestern früh dort probiert, aber eine Option ist es für mich nicht.

Seit meinem letzten Besuch (vor mind. 3 Jahren) wurde nochmal

dort umgebaut, so dasz ich mich nun gar nicht mehr zurecht finde.

Für Leute mit Sehschwäche geht halt vieles nicht mehr so einfach.

Dazu tausend technische Pannen: das beginnt mit einem Drehkreuz, 

wo ich nie problemlos durchkomme.. geht weiter mit Kabinentüren,

deren Absperrmöglichkeit ich nicht finde...

Die Schränke für die Sachen sind mit Einkaufschip zu bedienen,

der aber entweder klemmt oder einfach durchrutscht... bis ich dann 

beim 5.mal Umpacken endlich Glück hab.

Die Dusche krieg ich nicht angestellt und so weiter.

Das alles ein Dschungel, der für mich undurchdringlich erscheint.

Den richtigen Weg bis zum Becken fand ich gestern dann auch nicht mehr.

 

Dort erwartet mich totes Wasser, in welches ich gar nicht eintauchen mag.

Statt Himmel eine dunkle Decke, von der Dudelmusik herabrieselt,

was ich als äuszerst störend empfinde (die Akustik dort ist schon 

 lärmvervielfältigend genug!) und nach 200 m Schwimmen gab ich auf, 

war völlig fertig, weil ich in dieser Luft dort einfach nicht atmen kann.

Fühlte mich den ganzen Tag k.o., als wäre ich 2000 m durchgeschwommen am Stück.

Nein, das ist keine Alternative, die teure Karte kann ich wohl wegwerfen

(amortisiert hat sie sich über Sommer bereits).

Alles, was für mich Schwimmvergnügen ausmacht, fehlt dort ganz und gar.

 

Freibad setzt Glückshormone frei,

Schwimmhalle streszt nur und läszt mich ersticken.

Mag sein, dasz es anderswo Thermen und schöne Schwimmhallen gibt

(ìn Bad Harzburg war ich einmal im Leben - da kann man aus der Halle

hinausschwimmen, das fand ich wunderbar!),

aber diese hier ist eine reine Trainingshalle ohne Wohlfühlfaktor für mich.

Leider sind die anderen, noch geöffneten Freibäder unerreichbar :(

Musz ich nun wohl durch, durch diesen so frühzeitigen Entzug.

Im Moment bin ich sehr traurig.