Donnerstag, 22. August 2024

Ein Zuhause träumen

 

Wie würdest du wohnen, wenn alles möglich wäre?
fragt Irina Angenendt in ihrer Blogparade 
 
(Foto: Pixabay)
 
Dann will ich mal anfangen zu fabulieren.
 
Das massive zweigeschossige Steinhaus steht nahe der Küste, irgendwo in Südfrankreich. 
 Alter Fliesenfuszboden und angenehme Kühle empfangen die Eintretenden.
Eine Truhe, eine stabile Hakenleiste und ein Bord für Schuhe bilden die Garderobe.
Ein groszer Spiegel läszt den Korridor weitläufiger erscheinen.
 
Ich bitte meine (Blog-)Besucher in einen groszen Raum mit einer weiszen Fensterfront.
Türkisfarbene Vorhänge und eine terrakottafarbene Decke
auf dem klobigen Holztisch in der Mitte geben dem Raum Farbe.
Und natürlich auch die unzähligen Bücher, die die restlichen Wände verdecken.
Eine Schiebeleiter ermöglicht das Entnehmen der oberen Bände. 
Auf dem Tisch steht eine gehämmerte Silberschale mit Obst.
Ein grün-bunter Ara krächzt Hallo und greift sich im Sturzflug eine Aprikose.
 
Setzt Euch schon mal auf die schweren alten Stühle mit den Türkisfarbenen Kissen,
seht Euch um, schaut ein paar Bücher an - ich gehe derweil in die Küche,
Tee zu bereiten.
 
Die Küche ist groszer hoher Raum mit Regalen voller Steinzeug,
 leuchtend farbig glasiert. So ziemlich alle Farbtöne sind vetreten.
Ein Tellerbord läszt besonders schön bemalte Teller zur Geltung kommen.
Der Spülstein ist uralt, nur die Armaturen sind neu.
Auf dem Sideboard steht ein Toaster und ein Mini-Ofen zum Aufbacken und Wärmen.
Kaffemaschine und Mikrowelle sucht man vergebens, die hab ich noch nie gebraucht.
Die Spülmaschine ist diskret hinter einer sauber geschliffenen
alten Holztür versteckt.
Ein gemauerter Feuerherd und ein ebensolcher Backofen geben dem Raum Charakter.
Okay, ein schmaler Elektroherd  drückt sich noch in die Ecke, fällt aber kaum auf.
Ein groszer Tisch in der Mitte bietet Platz zum gemeinsamen Essen 
und seiner vielfältigen Vorarbeit.
Neben dem Herd ein Regal mit Kräutern und Gewürzdosen.
Zu den Standardgewürzen jede Menge asiatische, oirientalische, 
indische Mischungen. Hier gibt es nicht nur Harissa oder Garam-Masala, 
auch mein geliebtes Biryani und Rogan Josh sind in Reichweite.
An Gewürzen wird bei mir nicht gespart!

Die schmale Tür in der Ecke führt in eine kühle Speisekammer hinein.
Ein Regal voller Vorratsdosen, Konserven, Brot, in Körben Obst und Gemüse.
Auf einem Bord stehen zugedeckte Schüsseln mit Gurkensuppe und Kaltschale.
Leicht verderbliches ist im Kühlschrank, der steht auch dort drin.
Das hohe Fensterchen ist gut zu schlieszen und auch die Tür ist mäusesicher dicht.

*

Der andere grosze Raum parterre ist ein Schrankzimmer.
Geräumige Wandschränke bieten viel Stauraum und werden durch luftige 
Garderobenmodule ergänzt.
Hier ist Platz für meine Sammlung besonderer Gewänder, für Jeans und Alltagszeug,
für Bett-und Handtücher, sowie auch für verschiedenfarbige
Vorhänge, Tischdecken, Plaids, Überwürfe und sonstiges Heimtextil.
Mehrmals im Jahr gebe ich den weisz gestrichenen Räumen ein neues Gesicht
durch frische Farbkombinationen.
Viele Stücke färbe ich selbst, andere sind Funde vom Flohmarkt.

Ein geräumiges Bad, blau gefliest, luftige orientalische Holzschnitzerei vor dem Fenster.
Hier ist eine Dusche, ein europäisches und ein orientalisches WC.
Die gemauerte Eckbadewanne ist mit blau-weisz-goldenem Mosaik verziert.

Einen kleinen Wirtschaftsraum mit Waschmaschine, Bügelbrett 
und Reinigungsutensilien gibt es gleich daneben.

*

Eine gut restaurierte helle Holztreppe führt nach oben.
Über der Bibliothek ist nochmal ein genau so groszer Raum,
nur nicht ganz so hoch.
Dort steht ein Klavier, eine Stereoanlage, eine CD-und Vinylsammlung
 und eine bequeme helle Liege zum Ruhen.
Der Rest ist freie Fläche.
Eine Spiegelwand mit einer Stange - Bewegung, Dehnung und gute 
Körperhaltung sind mir auch mit Mitte 60 noch wichtig.
Wenn ich Glück habe, kommt mal jemand und spielt auf dem Klavier
während ich meine Übungen mache.
Ansonsten gibts ja CDs und oft sitze ich selbst am Klavier.
Ein Klavier war mein unerfüllter Kindertraum - nun kann ich
 als Rentnerin endlich doch noch Spielen üben.

Daneben ist mein Schlafzimmer.
Viel Holz, ein groszes Bett, farbige Baumwolle, Wolldecken für den Winter.
Helle Dielenbretter (in allen Räumen), eine Kleiderstange, einfache Stühle.
Ein Wandteppich, mehrere Laternen und ein Bücherstapel in der Ecke.
Viel Ruhe, viel Luft.

Dann gibt es noch das blaue Zimmer: nicht sehr grosz, blaue Wände, blaues Mobiliar.
Bemalt im Stile von Grudrun Sjöden.
Ein blaues Sofa, im Schrank gegenüber versteckt sich ein Fernseher.
Falls ich dafür einmal Lust und Zeit habe...
Ansonsten ein Schreibtisch unterm Fenster und in der Ecke mein PC.
Eine Art kleiner Hausaltar darf auch nicht fehlen - das hier ist mein Wohlfühlraum!
 
Der Rest der Etage ist Atelier. Glaswand mit Blick in die Landschaft.
Glasdach, gutes Oberlicht.
Hier stehen Farben, Bretter, Leinwände.
Ein groszer Tisch für Buchbindearbeit, zum Collagen kleben und für die Nähmaschine.
Alles Material gut sortiert in geräumigen Wandschränken verstaut.

*

Ich lebe allein in diesem Teil des Hauses, denn ich finde das für mich gut.
Ich habe auszer dem Papageien mindestens eine Katze, 
wahrscheinlich werden es bald mehrere sein.

*

Das Haus geht um die Ecke, hat noch weit mehr Raum.
Hinter einem separaten Eingang wohnt mein Schatz mit all seinen Büchern 
und auch seine andere Fau.
Jeder hat hier ein Reich für sich, wir müssen uns nicht ständig treffen.
Auch im Garten können wir uns ungestört verkrümeln zwischen Apfelbäumen,
 Feigen und Aprikosen, dem Kräutergarten, fahlem Grasland, 
dem Brunnen und dem Hühnerhof.
 
*
 
Flieszendes Wasser, Strom und Kaminofen-Heizung gibt es natürlich,
sowie auch einen Festnetz-Telefonanschlusz.
Eine Solaranlage habe ich nicht und auch kein WLAN.
Das Haus liegt obendrein in einem Funkloch.
 
*
 
Nachbarn leben in Sichtweite. Aber entfernt genug  
um nicht ständige Dudelmusik ertragen zu müssen.
Sie kommen idealerweise aus verschiedenen Nationalitäten und Kulturen.
(die eigene Nation hab ich längst zur Genüge kennen gelernt).
 
Nach einer kurzen Radfahrt mit Plausch unterwegs (so langsam lerne ich 
verschiedene Sprachen) bin ich an einem einsamen steinigen Strandstück.  
Hier kann ich Stunden verbringen!
Ab und zu nimmt mich mal jemand im Auto mit in die Stadt, zum Einkauf, 
zum Konzert oder zu einem Flohmarkt.
Ansonsten bin ich glücklich in meiner Abgeschiedenheit.
Und es ist ja auch immer jemand in der Nähe, im anderen Teil des Hauses.
Wir besuchen uns je nach Bedarf.


 

5 Kommentare:

  1. Abgesehen davon, dass mir Südfrankreich dann echt zu weit weg zum Besuchen wäre - ich bin und bleibe nun mal leidenschaftliche Haus- & Gartenhockerin ;-) - passt erstaunlich viel. Nur bei einigen Ecken, die Du schildesrst hätte ich Dich doch anders eingeschätzt ...

    Schade, dass Finjas Suche und das Ganze www-Drumherum so viel Zeit in Anspruch nimmt, und wir im Moent zusätzlich noch genug Mühlsteine haben :-( Sonst würde ich dabei gerne mitmachen. Wobei sich in den letzten Jahren für mich herausgestellt hat, dass ich mich in den letzten 28 Jahren nun doch mit dem schwierigen Vor-Erbe irgendwie doch arrangiert habe. Und es wrklich traurig finden würde, wenn wir Haus & Garten aufgeben müßten, wenn die Vorerbschaft auch nach 30 Jahren so bestehen bleibt. Denn um das sanierungsbedürfige und eigentlich auch gesundheitsgefährdende Haus mit all' seinen feuchten/verschimmelten Ecken dem Erbe abzukaufen fehlt uns echt das Budget. Denn die Grundstückspreise sind immer noch hoch. Und wenn man sich anschaut, was bei uns an alten Häusern in der näheren Umgebun jetzt abgerissen und chic neugebaut wird, gehören wir demnächst hier sowieso nicht mehr her :-(
    Und trotzdem male ich mir auch ohne diese Blogparade schon seit einigen Jahren aus, wie man das Haus altengerecht umgestalten kann. Denn die vielen Treppen werden zum Horror. Ebenso wie der Garten, der uns seit Frederikes stürmischen Besuch am 18. Januar 2018 einfach entglitten ist. Obwohl ich doch dank des Frederike-Rosen-Hochbeetes endlich wieder einen Katzengarten haben wollte ...

    Ach ja Träume! Zurück zur Realität ... Ich poste jetzt heute noch etwas weiter bei den Stories zu Finja und fange spätestens morgen den Maunzpost an, damit der noch rechtzitig bei Christiane gelistet werden kann.
    LG Silke

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    1. Liebe Silke,
      ich fiebere mit, dasz Ihr Finja doch noch wohlbehalten wieder findet.
      Ja, es wäre schön, wenn Ihr den Garten noch habt und es irgendwie geht mit dem Haus - ich kann mich Euch auch kaum in einer Mietwohnung ohne das alles vorstellen.
      Bei meinem Träumen sind gewisse orthopädische Probleme denn auch auszen vor geblieben - wie es jetzt aussieht, brauch ich wohl keine Ballettstange mehr... allerdings würde sich durch konsequentes Dehnen auch so manche Gelenkbeschwerde vermeiden lassen - da war ich wohl zu nachlässig, was die derzeitigen Knieprobleme angeht.
      Naja, im Traum ist alles leicht. In der Realität fahre ich gleich los zur Tafel.
      Bis später mal. Liebe Grüsze und Daumendrück

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    2. Doch eine Balletstande ist wichtig! Ich habe zum Glück das Betthaupt und einen schmalen Gang zwischen Bett und Schrankwand. Und wenn es mal nicht zu heiß ist, und ich mental besser drauf bin, dann könnte ich damit auch wieder etwas beweglicher werden - oder notfalls besser 'in Tritt' kommen, wenn den Gelenken der Start in den Tag nicht gefällt ;-( ... Insofern habe ich mich damit abgefunden, dass altern und weniger gelenkig zu sein jetzt dazu gehört. Aber es gibt einige Dinge, die den Weg teilweise etwas unbeschwerter machen, und so es finanziell geht, sehe ich die auch ein. Denn im Gegensatz zu meiner Großmutter und Mutter, die immer davon sprachen/sprechen, dass sich das doch nicht mehr lohnt, ist es wichtig diese Selbstständigkeit möglichst lange zu behalten. Nur schade, dass vorausschauendes Bauen und Wohnen bisher ebensowenig in den Köpfen angekommen ist, wie einen Hinterhof neu zu pflastern, der gegen zukünftige extreme Hitze und Starkregen-Ereignisse gewappnet ist. Das ist gerade auch so ein Problem, mit dem ich mich rumärgern muß, das viel unnötiges Geld kosten wird und wo wohl das Ordentlich und scheinbar Pflegeleicht viel wichtiger ist, als die Zukunft zu berücksichtigen. Dafür wird hinterrücks sogar an den Daten manipuliert bzw. wichtige Hinweise werden ausgelassen ... Nee, ich mag den August echt nicht :-(
      Trotzdem hoffe ich, dass Ihr das warme Wochenende genießen könnt!
      LG Silke

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  2. Ich musste mich erst einmal darüber informieren, was eine Blogparade ist. Nein, will mich da jetzt nicht einreihen, obwohl ich auch sofort eine Vision für ein Traumhaus hätte - ein sehr bescheidenes rotes Schwedenhäuschen mit Garten, ein Zimmerchen für jeden, eine große Wohnküche ... Aber im Grunde bin ich da ganz bei Silke und ihren Überlegungen: wie kann ich das, was ich habe für meine Belange umgestalten. Denn das letzte, was man möchte ist doch, im Alter aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen zu werden. Deine Vision für eine Traumhaus ist ja schon sehr detailliert beschrieben. Ich kann mir das gut vorstellen
    LG Christiane

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  3. Hallo Mascha,

    vielen Dank, dass du bei meiner Blogparade mitgemacht hast! Die schmale Tür in der Ecke deiner Traumküche ist geradezu genial! Wann haben wir eigentlich aufgehört, diese Räume in unseren Häusern miteinzuplanen?

    Viele Grüße Irina

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